volitischen Verhältnisse in Mamilis Bezirk. Da
es ihm durch den Zweck seiner Entsendung und
durch die Rücksichtnahme auf die ihm zur Ver-
fügung stehenden Machtmittel geboten schien, an
den bestehenden politischen Institutionen und
Machtverhältnissen der Eingeborenen möglichst
wenig zu ändern, so bestätigte er Mamili als
Häuptling seines bisherigen Bezirkes, schärfte aber
ihm und seinen Dorfschulzen ein, daß sie von
nun an nicht mehr von den Barotse-Behörden,
sondern nur noch von der deutschen Regierung
Befehle anzunehmen hätten.
Die zu Selukas Bezirk gehörenden anwesenden
Dorfschulzen erklärten freiwillig, daß sie von nun
ab Seluka nicht mehr als ihren Häuptling an-
erkennen, sondern sich unter den Befehl Mamilis
stellen wollten.
Die Tatsache, daß die Eingeborenen zu Haupt-
mann Streitwolf Vertrauen gewonnen hatten
und die deutsche Oberherrschaft anerkannten, kam
sofort dadurch zum Ausdruck, daß Mamili und
seine Dorfschulzen kurze Zeit nach dieser Ver-
sammlung aus eigenem Antrieb ihm einen zwischen
zwei Dorfschaften ausgebrochenen Streitfall zur
Entscheidung vorlegten.
Bei der weiteren Erkundung des Landes ver-
fuhr Hauptmann Streitwolf dann immer in der
gleichen Weise, indem er, wo er auf seiner Reise
ein Dorf antraf, eine Versammlung der Dorf-
schulzen aus der Nachbarschaft zusammenrief, um
ihr die eingetretene Anderung der politischen Ver-
hältnisse zu erklären. Überall wurde er friedfertig
ausgenommen, und da er durch seine Worte und
iein Auftreten den Eingeborenen bewies, daß ihre
auf Letias Ausstreuungen zurückzuführenden Be-
sorgnisse vor den Plänen der Deutschen unbe-
gründet seien, so gelang es ihm, die Eingeborenen
zur Anerkennung der durch ihn vertretenen Staats-
gewalt zu bewegen. Die Eingeborenen ließen
ihm auch diejenigen Ehrenbezeigungen zukommen,
welche sie bisher nur dem Barotsekönig und seinen
obersten Häuptlingen erwiesen hatten.
Bei seinen ferneren Reisen erreichte es Haupt-
mann Streitwolf, daß auch diejenigen zum Be-
zirke des Induna Seluka gehörigen Dorsschulzen,
welche nicht zu der von Mamili anberaumten
Versammlung geladen werden konnten, ihr Unter-
57 20
ordnungsverhältnis unter Seluka freiwillig auf-
gaben und dafür Mamili als ihren Häuptling
anerkannten.
Führte so der Weg der direkten Verständigung
mit den Eingeborenen zu dem gesteckten Ziele, so
waren auch die Verhandlungen mit den englischen
Behörden von vollem Erfolg begleitet. Der
Administrator von Nordost= und Nordwest-Rhodesia
machte dem König Luanika klar, daß er sich von
nun ab jeder Einwirkung auf das unter deutscher
Hoheit stehende Land enthalten müsse, und gab
Streitwolf die Erklärung ab, daß Luanika infolge
der ihm gemachten Vorstellungen endgültig auf
den Caprivi-Zipfel verzichtet habe. Da Haupt-
mann Streitwolf berichtet, daß Luanika den Ruf
eines durchaus ehrlichen und hochherzigen Mannes
genießt, so wird erhofft werden dürfen, daß dieser
seine dem Administrator gegebene Zusage halten
wird.
Ferner wurde durch Mitwirkung der englischen
Behörden Letia-Sesheke gezwungen, die aus dem
Caprivi-Zipfel zu Unrecht weggetriebenen etwa
300 Rinder im Werte von 30 000 wieder
zurückbringen zu lassen. Weiterhin gestattete die
englische Regierung dem Hauptmann Streitwolf
die Anwerbung von zehn Matabeles als Poli-=
zisten und verpflichtete sich, diese im Falle einer
Desertion nach dem englischen Gebiete wieder
auszuliefern. Endlich wurde ein Übereinkommen
dahin getroffen, daß in allen die Fischerei, Jagd
usw. betreffenden Fragen die Barotse des eng-
lischen Gebietes sich nicht direkt, sondern nur
durch Vermittlung des Distriktskommissars von
Sesheke an Hauptmann Streitwolf wenden sollten.
Der Einfluß der Streitwolfschen Verwaltung
hat sich besonders auch darin gezeigt, daß viele
der Eingeborenen, die aus unserem Schutzgebiete
vor Letia oder vor den Deutschen entflohen waren,
wieder ins Land zurückgekehrt sind. Außerdem
aber haben auch schon vier nördlich unseres
Schutzgebiets ansässig gewesene Indunas um die
Erlaubnis gebeten, in den Caprivi-Zipfel ziehen
zu dürfen, und haben sich in der Folge, da ihnen
diese Erlaubnis gerne gegeben wurde, mit achtzig
Familien in unserem Gebiet angesiedelt.
14 14
14