Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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wuchsen, mit Notwendigkeit dazu drängten, den Weg 
der Verständigung mit dem Reichs-Rolonialamt durch 
vertragliche Regelung aller schwebenden Fragen zu suchen. 
Vorstand und Aufsichtsrat waren sich nun von 
Anfang an darüber klar, daß die Verwirklichung dieses 
Wunsches ohne nennenswerte Konzessionen an den 
Fiskus nicht zu erreichen sein würde. Die Haupt- 
aufgabe der Verwaltungsorgane unserer Gesellschaft 
bestand infolgedessen darin, während der ganzen Dauer 
der langen und recht schwierigen Verhandlungen mit 
dem Reichs-Kolonialamt beständig darauf zu achten, 
daß ein gerechter Ausgleich zwischen dessen Forderungen 
und dem wohlverstandenen Interesse der Anteilseigner 
der Gesellschaft herbeigeführt werde. 
Nachdem der Geschäftsbericht den wesentlichen 
Inhalt der Verträge (vgl. „D. Kol. Bl.“ 1910, Nr. 10, 
S. 410 ff.) mitgeteilt hat, fährt er fort: 
Wenn die Vorteile, die unsere Gesellschaft und die 
Deutsche Diamantengesellschaft m. b. H. durch diese 
Verträge erhalten hat, recht teuer haben erkauft werden 
müssen, so kann nur immer wieder darauf hingewiesen 
werden, daß es den Verwaltungsorganen beider Ge- 
sellschaften trotz redlichstem Bemühen unmöglich war, 
günstigere Bedingungen für den Abschluß der im In- 
teresse der Gesellschaft notwendigen Verträge seitens 
des Fiskus zu erreichen. 
Es ist den Verwaltungsorganen der Gesellschaft 
nicht unbekannt geblieben, welch große Aufregung sich 
der Anteilseigner unserer Gesellschaft bemächtigt hat, 
als in der öffentlichen Meinung Stimmen laut wurden, 
die teils in völliger Unkenntnis, teils in absichtlicher 
Nichtachtung der bestehenden Rechte unserer Gesellschaft 
zu einem konfiskatorischen Vorgehen gegen uns rieten. 
Da es leider auch heute noch nicht an Leuten fehlt, 
die die Reichsregierung zur Enteignung unserer Land- 
und Bergrechte ohne irgendwelche Entschädigung ver- 
anlassen möchten, wollen wir diesen unseren Bericht 
mit den Worten schließen, die der Herr Staatssekretär 
des Reichs-Kolonialamts in der Sitzung des Deutschen 
Neichstages vom 29. April 1910 (Stenogr. Berichte 
S. 2762) unter großem Beifall ausgesprochen hat: 
„ daß die verbündeten Regierungen auf 
dem Standpunkt stehen, daß gegenüber den Kolonien 
kein anderer Grundsatz von Rechts wegen gelten 
soll, als er in den Preußischen und allen anderen 
Partikularverfassungen enthalten ist, nämlich, daß 
das Eigentum in den Kolonien auch unverletzlich 
ist und nur aus Gründen des öffentlichen Wohls — 
und nicht etwa aus Gründen des fiskalischen Porte- 
monnaies — gegen vorgängige, in dringenden 
Fällen wenigstens vorläufig festzusetzende Entschädi- 
gung entzogen oder, nach Maßgabe des Gesetzes, 
beschränkt werden kann. Das spreche ich hier aus 
zur Beruhigung aller derjenigen, die in dieser Be- 
ziehung schwer bennruhigt worden sind.“ 
1* * 
* 
Aus der Bilanz heben wir im Anschluß an die 
im Bericht selber enthaltenen Angaben noch hervor, 
daß das Beteiligungskonto im gangen 370 002 K aus- 
macht. Ferner figurieren unter den Aktiven Zweig- 
niederlassung Swakopmund mit 499 871.X, Bankier- 
guthaben mit 1 225 489 .K. Debitoren mit 404 697.4. 
Diesen Aktiven stehen — außer dem mit 2½ Millionen 
Mark eingezahlten Gesamtgrundkapital und den rund 
1 Million Mark enthaltenden Reserven — im wesent- 
lichen nur 207 950 .“ Kreditoren gegenüber. 
  
  
Doa-Plantagen-Geseilschaft m. b. 5.“) 
Nachdem am 7. Degember 1908 die notarielle Be- 
gründung unserer Gesellschaft mit einem Stammkapital 
von 202 000 .K stattgefunden hatte, trat der zur Lei- 
tung der Baumwollpflanzung im Rufiyi-Tale aus- 
ersehene Herr Friedrich Mismahl die Ausreise an, 
um möglichst viel Land in Kultur zu nehmen. Er 
glaubte noch 150 ha für die Aussaat im Februar bis 
April bestellen zu können und rechnete mit einer an- 
nähernd normalen Ernte von 300 Pfund Baumwolle 
vom Hektar bereits für das erste Anbaujahr. Bis 
Ende des Jahres 1909 wollte er eine Gesamtfläche 
von 1000 ha für Baumwollaussaat fertig machen, so 
daß in dem Geschäftsjahr 1910 1000 ha zur Aberntung 
gelangen sollten. Aus verschiedenen Gründen sahen 
sich Aufsichtsrat und Vorstand jedoch schließlich ver- 
anlaßt, Herrn Mismahl zu Anfang Oktober 1909 ab- 
zuberufen. 
Die Arbeiten auf der Pflanzung Mpingo unter 
Leitung des Herrn Friedrich Mismahl umfaßten etwa 
30 ha Baumwollanbau, der nur einen Ertrag von 
3743 engl. Pfund Samenbaumwolle, gleich 2½ Ballen 
Baumwolle, gebracht hat. Weiteres Land war unzu- 
länglich vorbereitet, das angeschaffte Zugvieh erwies 
sich als zu schwach, die errichteten Gebäude waren an 
ungeeigneten Stellen zerstreut, so daß Neuanlagen 
unter Beobachtung größerer Konzentration erforderlich 
waren. 
Die Gesellschaft verkannte nicht die rasche Ent- 
wicklung der nördlichen Teile unseres Schutzgebietes, 
glaubte die Gelegenheit nicht unbenutzt verstreichen 
lassen zu dürfen, durch Betätigung in jenen Gegenden 
an deren wirtschaftlichen Aufschwung teilzunehmen und 
dadurch ihre eigenen Geschäftsaussichten günstiger zu 
gestalten. Deshalb wurde im Norden unserer Kolonie 
Deutsch-Ostafrika in sehr günstiger Lage an der Usam- 
barabahn das Kaufpachtrecht auf rund 884 ha Land 
zur Anlage der Kautschukpflanzung Mwule erworben, 
ein Beamter dorthin gesandt und der Betrieb daselbst 
aufgenommen. Da die in Aussicht genommene Kapi- 
talserhöhung in der kurzen zur Verfügung stehenden 
Zeit nicht durchführbar erschien, wurde, um sich die 
wertvolle Erwerbung im Norden nicht entgehen zu 
lassen, vom Aufsichtsrat beschlossen, eine später wieder 
abzustoßende Anleihe aufzunehmen, die jedoch nur in 
Höhe von 16 000 / begeben wurde. Gegen 30 ha 
Urwald wurden geschlagen, das Holz zu Brennholz 
für die Bahn ausfgearbeitet, ein Arbeiterdorf und pro- 
visorische Gebäude errichtet. 
Die bei Gründung der Gesellschaft geschaffenen 
Vorzugs= und Stammanteile wurden auf Vorschlag 
des Aufsichtsrats in einer am 30. Juni 1909 abgehal- 
tenen außerordentlichen Gesellschafterversammlung gleich- 
gestellt und dabei beschlossen, das Stammkapital bis zu 
500 000 # zu erhöhen sowie das Geschäftsjahr mit 
dem Kalenderjahr gleich zu legen. Unter dem 8. De- 
zember 1909 fand die Eintragung einer Erhöhung des 
Stammkapitals um 214 000 auf 416 000 1X statt. 
In der außerordentlichen Gesellschafterversammlung 
vom 18. Dezember 1909 wurde aledann erneut be- 
schlossen, die Erhöhung des Kapitals bis auf 500 000 4% 
fortzuführen. 
Was die weitere Entwicklung der Pflanzungen in 
dem laufenden Geschäftsjahre anbelangt, so gehört an 
erste Stelle die Mitteilung, daß uns der Leiter der 
Baumwollpflanzung Mpingo am Rufiyi, Herr Kulp, 
der mit großem Eifer die schwierigen Verhältnisse zu- 
rechtzurücken und nach Möglichkeit zu klären suchte, 
*) Aus dem Geschäftsbericht für 1909.
	        
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