Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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Baumwollkultur in der Dominikanischen Republik. 
Vor drei Jahren hatten Kaufleute in Santiago 
de los Caballeros und Monte Cristi geringe 
Mengen Baumwollsamen an Pflanzer in den 
umliegenden Provinzen zur Verteilung gebracht. 
Seitdem hat sich das Interesse am Baumwoll= 
anbau so gehoben, daß im ganzen nördlichen 
Teile der Insel San Domingo Samen verteilt 
werden konnten. Ein starker Ansporn zum 
Baumwollanbau waren die niedrigen Preise des 
Tabaks, der bisher die Hauptrolle bei den ärmeren 
Farmern spielte. Der Baumwollbau befindet sich 
zwar noch im Zustande der Versuche, hat sich 
aber schon als gewinnbringend erwiesen. Die 
Anbaumethoden der verschiedenen Pflanzer weichen 
erheblich voneinander ab. Die Zahl der auf den 
Acre (40,5 a) verteilten Pflanzen schwankt zwischen 
1700 und 5000; mit letzterer Anzahl, wobei die 
Pflanzen etwa 3 Fuß voneinander entfernt zu 
stehen kommen, wurden die besten Ergebnisse er- 
zielt. Die durchschnittliche Ernte von einer Pflanze 
im Jahre stellte sich bisher, je nach Lage, Boden 
und Wetter, auf 1 bis 3 Pfund; manche be- 
sonders kräftige Pflanzen ergaben bis zu 8 Pfund. 
Die Jahresernte von einem Aecre betrug 5000 
bis 5500 Pfund unentkörnte Baumwolle, woraus 
1350 bis 1500 Pfund entkörnte Fasern gewonnen 
wurden. Verschiedene Arten Samen wurden ver- 
wendet, wobei sich am besten die Sea-Island- 
Baumwolle mit der einheimischen Sorte gemischt 
bewährte. Die Produktionskosten berechneten sich 
auf rund 6 3 für den Aere, die Kosten des 
Pflückens auf 1 §8 für 100 Pfund, die des Ent- 
körnens und Verpackens auf 75 Cent für 100 Pfund 
unentkörnte Baumwolle. Bei größerer Übung 
der Arbeiter und Vergrößerung der Anlagen 
werden sich die Kosten wesentlich ermäßigen. 
Entkörnungsanstalten befinden sich zurzeit in Monte 
Cristi, Santiago und Puerto Plata. Die erste 
Sendung Baumwolle, bestehend in 12 Ballen, 
ging im August 1910 von Puerto Plata ab. 
(Nach Duilr Consular und Trade Reports.) 
Der Lissaboner Kahüomarht im Öktober 1910.) 
Die politischen Ereignisse im Oktober haben 
auf den Gang des Kakaomarktes, wie auch über- 
haupt auf das Geschäft, keinen Einfluß gehabt. 
Der Markt war in der ersten Hälfte des Monats 
sehr ruhig, gegen Ende hat sich mehr Nachfrage 
eingestellt und die Preise haben sich infolgedessen 
etwas befestigt. Der Preis schwankte zwischen 
3200 und 3250 Reis. Falls die Nachfrage an- 
hält, so dürfte mit höheren Preisen gerechnet 
werden müssen. 
*] Vgl. „D. Kol. Bl.“ 1910, S. 865. 
  
Im Oktober 1910 (und 1909) betrug die 
Zufuhr 53 820 (22 159), die Ausfuhr 56 825 
(48413) und der Vorrat am 31. Oktober 126549 
(86 818) Sack. 
(Bericht des Kaiserl. Konfsulats in Lissabon.) 
Dle Gummitraganternte in der Türkei 
im Jahre 1910. 
Die diesjährige Gummitraganternte der Türkei 
soll um 20 v. H. weniger ergeben haben als die 
jetzt auf rund 360 000 kg geschätzte Ernte des 
Jahres 1909. 
Von den starken Regenfällen im Juni und 
Juli d. Is. abgesehen, waren die Witterungs- 
verhältnisse in Anatolien der Gummigewinnung 
nicht ungünstig. Die Ursache des verhältnismäßig 
schwachen Ernteergebnisses sucht man daher dies- 
mal nicht in schlechtem Wetter, sondern in der 
Abnahme des Interesses der Bauern für diese 
Kultur. 
Gegenüber der langwierigen Arbeit, die die 
Gewinnung des Gummitragants erfordert, boten 
sich in diesem Jahre bei den günstigeren Getreide- 
und Opiumernten, ferner aber auch bei den in 
Anatolien beginnenden Chaussee= und einigen 
Eisenbahnbauten neue, leichtere Erwerbsquellen, 
die viele Bauern von ihrem bisherigen Arbeits- 
felde abgezogen haben. 
Der in Konstantinopel von der vorzjährigen 
Ernte verbliebene Vorrat wird auf 25 000 Okka 
veranschlagt. 
Die Marktpreise waren in der letzten Zeit in 
Goldpiaster pro Okka: 29—32 für la la weiße 
Ware, 26-—28 für la weiße Ware, 24—25 für 
weiße Ware, 21—23 für weißblonde Ware, 19 
bis 20½ für blonde Ware, 16—17½ für rötliche 
Ware, 7 ½ bis 10 für Ausschußqualitäten. 
Bei dem guantitativ geringen Ernteausfall 
erscheint eine Preissteigerung nach Ansicht von 
Händlern Konstantinopels nicht unwahrscheinlich. 
(Bericht des Kaiserl. Generalkonsulats in Konstanti- 
nopel vom 20. Oktober 1910.) 
Rußenhaondel Marohkhos 1909. 
Nach der Veröffentlichung des Comité des 
Douanes, betreffend „Statistigues du Mouvement 
Commercial et Maritime du Maroc“ für das 
Jahr 1909, bewertete sich der Gesamthandel 
Marokkos im Jahre 1909 einschließlich des Land- 
handels mit Algerien (17 184 000 Fr.) auf 
132 612 644 Fr. gegenüber 113 401 459 Fr. 
im Vorjahre; davon entfielen auf die Gesamt- 
einfuhr (einschl. 9 810 000 Fr. aus dem Land- 
handel mit Algerien) 80 049 890. Fr. gegenüber
	        
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