Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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war zwei Drittel der gesamten Ausstellung; an deutsche 
Firmen fielen die meisten Prämiierungen. 
Deutschland bekundete sein Interesse an der Sache 
durch die Entsendung des Privatdozenten der Botanik 
Dr. Bruck (Universität Gicßen), der vom Kolonial= 
rtschaftlichen Komitee belegiert worden war, ferner 
durch die Teilnahme des Verwesers des Kaiserlichen 
Generalkonsulats für Niederländisch-Indien und des 
Kaiserlichen Konsuls in Soerabaja an den Verhand- 
lungen des Kongresses. Von anderen Staaten waren 
delegiert: seitens der heimischen holländischen Regierung: 
Professor van Iterson, seitens der Vereinigten Staaten: 
Professor Dewey, seitens der Philippinen: M.M. Saleeby, 
seitens Frankreichs bzw. Französisch-Hinterindiens: 
Mr. Hautefeuille, seitens Gelgien: Dr. Miny, seitens 
Siams: mehrere hohe Beamte des Ackerbauministeriums. 
Eugland! tund seine Kolonien hatten keinen Ver- 
treter entsandt. 
über die umfangreichen Verhandlungen des Kon- 
gresses wird demnächst ein amtlicher Bericht erscheinen, 
der die sämtlichen Vorträge, Diskussionen, die Re- 
solutionen und Ergehwisse hes Kongresses ausführlich 
wiedergeben wird. Wenn auch die Verhandlungen des 
Kongresses vielfach nicht das gewünschte, klare End- 
resultat brachten, so ist doch eine Fülle von Wissenschaft, 
Erfahrungen und Keuntnissen durch den Kongreß all- 
gemein zugänglich gemacht worden und durch die Aus- 
stellung und den damit verbundenen kleinen botanischen 
Garten ein großartiger Anschauungsunterricht erteilt 
worden, so daß ein bedenutendes Material der Bericht- 
erstattung harrt. 
Das deutsche Interesse an der ganzen Ver- 
anstaltung war im wesentlichen ein dreifache: 
I. Die Faserpflanzen, die in Niederländisch-Indien 
  
  
  
mehr oder weniger vorzüglich gedeihen, sind auch für. 
unsere, zum großen Teil unter ähnlichen klimatischen 
Verhältnissen gelegenen Kolonien von größter Bedeutung. 
Die Kultur der einzelnen Sorten erscheint auf Grund 
Fuar rlt Erfahrungen bald vorteilhaft, bald aus- 
enur Gewinnung von Fasern notwendigen 
Neichen sn en ihre Herstellung, wenn man nach der 
Ausstellung schließen darf, nirgen in so umfangreicher 
und vollkommener Weise als in Deutschland. Immerhin 
steht aber dem Erfindungsgeiste und der energischen 
Arbeit auf dem Gebiete der Produltion von Pflanzen- 
faserbereitungsmaschinen noch ein gewinnbringendes 
Feld offen. 
  
. III. Die Verarbeitung der Fasern zeigt unserer 
Textilindustrie neue Ersatzmittel für Baumwolle, 
wenigstens in heniste,errlah auchandere Industrien 
sind an der Be= und Verarbeitung der Fasern interessiert. 
Bei der Produktion der Fasern sind in der Haupt- 
sache drei Kateporien von Pflanzen zu unterscheiden, 
die die Fasern bald im Stamm oder Stengel, * im 
Blatt, bald in den Früchten enthalten. Die — 
der Faser ist sehr verschieden, bald primitiv, bal 
mechanisch, bald chemisch, bald biologisch. Die letztere 
Produktionsart, die sich der Zersetzungsart der Bakterien 
bedient, ist seltene 
Eine primieive- Gewinnung von Fasern bzw. Faser- 
bündeln und Streifen findet bei Bambus und Rotang 
in den Gewerbszweigen der Eingeborenen statt. Hier 
handelt es sich Wan. nur um Flechtwerke. Auf der Aus- 
stellung war eine besondere Abteilung (Campong tukang) 
diesen Produkten gewidmet und zeigte die interessantesten 
Verwendungen, die von Bambus und Rotang möglich 
sind. Die Eingeborenen haben in manchen Teilen des 
Landes in der Verarbeitung und Verwendung dieser 
Fasern bzw. Faserbündel und Baste ein Gewerbe ent- 
  
  
wickelt, das vielfach beinahe als Kunstgewerbe anzu- 
sehen ist. Hierher gehört die Herstellung verschieden- 
zaier Matten und insbesondere von unechten Panama- 
hüten, die teilweise schöner, besser und teurer als die 
echten sind. Die Philippinen hatten in diesem Artikel 
eine prachtvolle Ausstellung geschickt. Aber auch auf 
Java bildet diese Hutfabrikation einen bedeutenden 
Exportartikel, der, unter europäischer Leitung in der 
Nähe von Batavia engros produziert, im Jahre 1910 
bereits in dem stattlichen Verte abon über einer halben 
Million Mark außer Landes 
Bei den meisten übrigen sahrsstoffen erfordert die 
Hewinnung der Faser konwlizierte Verfahren oder 
Apparate oder Maschinen. Bei der Besprechung beeser 
Sorten, der eigentlichen Faserpflanzen, soll obige Ein- 
teilung in Stengel-, Blatt= und Fruchtfasern eine ge- 
wisse Gruppierung abgeben 
Aus Stamm — ager wen die Fasern ge- 
wonnen bei der ie r der Ramie zeigt 
ein prachtvolles Aussehen, hat ale dich die zum Ves- 
spinnen erforderliche Elastigität und muß hinter der 
Baumwolle stets zurücktreten. Der Berichterstatter des 
Kongresses, der auf Mittelsumatra eine größere Ramie- 
Unternehmung leitet, ließ sich über die verschiedenen 
öorten, ihre W. 
Rentabilität uisw. aus. Da die sämtlichen Verhand- 
lungen des Kongresses demnächst im Drucke veröffent- 
licht werden, kann hier, wie später bei den meisten 
anderen Faserbstanzen, we en der Einzelheiten auf 
den Vortrag über d egenstand (gehalten von 
H. C. Bluntschli) dee Nie anschließende Diskussion 
verwiesen werden. 
2P aptprodukt, der Klasse von Stammfasern 
bildet die Jute, die als eine Bastfaser gewonnen 
wird. Die Java Aute (bibiscus cannabinus) ist nicht 
identisch mit der itischeindischen Jute, die auf Java- 
nicht gedeihen will; aber man erhofft von der „jute 
substitutc- ein ebenbürtiges Produkt. Auf der Aus- 
stellung waren interessante Einsendungen zu bemerken, 
die diese Hoffnungen zu bekräftigen scheinen. Vielleicht 
ist diese Pflanze auch für unsere Kolonien von Be- 
bentung. Ihre Rentabilität usw. wurde in einem 
Vortrag des Herrn W. A. Zegers Riiser behandelt 
un in längerer Diskussion erörtert. Das zur Be- 
urteilung des vorgebrachten Materials eingesetzte 
Komitee kam zu folgendem Ergebnisse: „Es wird nicht 
als zweckmäßig erachtet, die bis jetzt noch sehr diver- 
gierenden Produktionsziffern ginem vergleichenden Ur- 
teile zu unterwerfen, da die uche sich auf ein sehr 
kleines Maß beschränken. Der gute Stand und kräftige 
uchs der Anpflanzungen und die günstige Benrteiluc 
der produzierten Faser durch den Wr Markt 
lassen es jedoch wünf terscheinen, aus 
Versuche vorzunehmen.“ 
Den Übergang von diesen Faserpflanzen zu der 
Kategorie der Blattfaserpflanzen bildet der Manila- 
hanf oder Sisalhanf (abaca — musa textilis), der 
in cben den Stamm umschließenden Blättern eine wert- 
lle Faser von beträchtlicher Länge liefert. Die Kultur 
daser Pflauze ist auf den Philippinen sehr ausgedehnt 
und auch fü dad bereits von großer Wichtigkeit ge- 
worden. Die Ausführungen über diese Kultur nehmen 
daher auf dem Kongreß einen breiten Raum ein. Zu 
verweisen ist auf die noch zu publizierenden Vorträge 
von ee Kruijff und Schrieke und die sich an 
beide anschliehend bnsgrpehmie Diskussion. 
Während man es mit dieser Bananenart den 
Philippinen gleichtun will, versucht man bezüglich einer 
Agavenart von den glänzenden Erfahrungen Mexikos 
zu profitieren. Mit der Agave von rcatan sind wie 
in Deutsch-Ostafrika so auch hier umfangreiche Ver- 
  
  
  
 
	        
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