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war zwei Drittel der gesamten Ausstellung; an deutsche
Firmen fielen die meisten Prämiierungen.
Deutschland bekundete sein Interesse an der Sache
durch die Entsendung des Privatdozenten der Botanik
Dr. Bruck (Universität Gicßen), der vom Kolonial=
rtschaftlichen Komitee belegiert worden war, ferner
durch die Teilnahme des Verwesers des Kaiserlichen
Generalkonsulats für Niederländisch-Indien und des
Kaiserlichen Konsuls in Soerabaja an den Verhand-
lungen des Kongresses. Von anderen Staaten waren
delegiert: seitens der heimischen holländischen Regierung:
Professor van Iterson, seitens der Vereinigten Staaten:
Professor Dewey, seitens der Philippinen: M.M. Saleeby,
seitens Frankreichs bzw. Französisch-Hinterindiens:
Mr. Hautefeuille, seitens Gelgien: Dr. Miny, seitens
Siams: mehrere hohe Beamte des Ackerbauministeriums.
Eugland! tund seine Kolonien hatten keinen Ver-
treter entsandt.
über die umfangreichen Verhandlungen des Kon-
gresses wird demnächst ein amtlicher Bericht erscheinen,
der die sämtlichen Vorträge, Diskussionen, die Re-
solutionen und Ergehwisse hes Kongresses ausführlich
wiedergeben wird. Wenn auch die Verhandlungen des
Kongresses vielfach nicht das gewünschte, klare End-
resultat brachten, so ist doch eine Fülle von Wissenschaft,
Erfahrungen und Keuntnissen durch den Kongreß all-
gemein zugänglich gemacht worden und durch die Aus-
stellung und den damit verbundenen kleinen botanischen
Garten ein großartiger Anschauungsunterricht erteilt
worden, so daß ein bedenutendes Material der Bericht-
erstattung harrt.
Das deutsche Interesse an der ganzen Ver-
anstaltung war im wesentlichen ein dreifache:
I. Die Faserpflanzen, die in Niederländisch-Indien
mehr oder weniger vorzüglich gedeihen, sind auch für.
unsere, zum großen Teil unter ähnlichen klimatischen
Verhältnissen gelegenen Kolonien von größter Bedeutung.
Die Kultur der einzelnen Sorten erscheint auf Grund
Fuar rlt Erfahrungen bald vorteilhaft, bald aus-
enur Gewinnung von Fasern notwendigen
Neichen sn en ihre Herstellung, wenn man nach der
Ausstellung schließen darf, nirgen in so umfangreicher
und vollkommener Weise als in Deutschland. Immerhin
steht aber dem Erfindungsgeiste und der energischen
Arbeit auf dem Gebiete der Produltion von Pflanzen-
faserbereitungsmaschinen noch ein gewinnbringendes
Feld offen.
. III. Die Verarbeitung der Fasern zeigt unserer
Textilindustrie neue Ersatzmittel für Baumwolle,
wenigstens in heniste,errlah auchandere Industrien
sind an der Be= und Verarbeitung der Fasern interessiert.
Bei der Produktion der Fasern sind in der Haupt-
sache drei Kateporien von Pflanzen zu unterscheiden,
die die Fasern bald im Stamm oder Stengel, * im
Blatt, bald in den Früchten enthalten. Die —
der Faser ist sehr verschieden, bald primitiv, bal
mechanisch, bald chemisch, bald biologisch. Die letztere
Produktionsart, die sich der Zersetzungsart der Bakterien
bedient, ist seltene
Eine primieive- Gewinnung von Fasern bzw. Faser-
bündeln und Streifen findet bei Bambus und Rotang
in den Gewerbszweigen der Eingeborenen statt. Hier
handelt es sich Wan. nur um Flechtwerke. Auf der Aus-
stellung war eine besondere Abteilung (Campong tukang)
diesen Produkten gewidmet und zeigte die interessantesten
Verwendungen, die von Bambus und Rotang möglich
sind. Die Eingeborenen haben in manchen Teilen des
Landes in der Verarbeitung und Verwendung dieser
Fasern bzw. Faserbündel und Baste ein Gewerbe ent-
wickelt, das vielfach beinahe als Kunstgewerbe anzu-
sehen ist. Hierher gehört die Herstellung verschieden-
zaier Matten und insbesondere von unechten Panama-
hüten, die teilweise schöner, besser und teurer als die
echten sind. Die Philippinen hatten in diesem Artikel
eine prachtvolle Ausstellung geschickt. Aber auch auf
Java bildet diese Hutfabrikation einen bedeutenden
Exportartikel, der, unter europäischer Leitung in der
Nähe von Batavia engros produziert, im Jahre 1910
bereits in dem stattlichen Verte abon über einer halben
Million Mark außer Landes
Bei den meisten übrigen sahrsstoffen erfordert die
Hewinnung der Faser konwlizierte Verfahren oder
Apparate oder Maschinen. Bei der Besprechung beeser
Sorten, der eigentlichen Faserpflanzen, soll obige Ein-
teilung in Stengel-, Blatt= und Fruchtfasern eine ge-
wisse Gruppierung abgeben
Aus Stamm — ager wen die Fasern ge-
wonnen bei der ie r der Ramie zeigt
ein prachtvolles Aussehen, hat ale dich die zum Ves-
spinnen erforderliche Elastigität und muß hinter der
Baumwolle stets zurücktreten. Der Berichterstatter des
Kongresses, der auf Mittelsumatra eine größere Ramie-
Unternehmung leitet, ließ sich über die verschiedenen
öorten, ihre W.
Rentabilität uisw. aus. Da die sämtlichen Verhand-
lungen des Kongresses demnächst im Drucke veröffent-
licht werden, kann hier, wie später bei den meisten
anderen Faserbstanzen, we en der Einzelheiten auf
den Vortrag über d egenstand (gehalten von
H. C. Bluntschli) dee Nie anschließende Diskussion
verwiesen werden.
2P aptprodukt, der Klasse von Stammfasern
bildet die Jute, die als eine Bastfaser gewonnen
wird. Die Java Aute (bibiscus cannabinus) ist nicht
identisch mit der itischeindischen Jute, die auf Java-
nicht gedeihen will; aber man erhofft von der „jute
substitutc- ein ebenbürtiges Produkt. Auf der Aus-
stellung waren interessante Einsendungen zu bemerken,
die diese Hoffnungen zu bekräftigen scheinen. Vielleicht
ist diese Pflanze auch für unsere Kolonien von Be-
bentung. Ihre Rentabilität usw. wurde in einem
Vortrag des Herrn W. A. Zegers Riiser behandelt
un in längerer Diskussion erörtert. Das zur Be-
urteilung des vorgebrachten Materials eingesetzte
Komitee kam zu folgendem Ergebnisse: „Es wird nicht
als zweckmäßig erachtet, die bis jetzt noch sehr diver-
gierenden Produktionsziffern ginem vergleichenden Ur-
teile zu unterwerfen, da die uche sich auf ein sehr
kleines Maß beschränken. Der gute Stand und kräftige
uchs der Anpflanzungen und die günstige Benrteiluc
der produzierten Faser durch den Wr Markt
lassen es jedoch wünf terscheinen, aus
Versuche vorzunehmen.“
Den Übergang von diesen Faserpflanzen zu der
Kategorie der Blattfaserpflanzen bildet der Manila-
hanf oder Sisalhanf (abaca — musa textilis), der
in cben den Stamm umschließenden Blättern eine wert-
lle Faser von beträchtlicher Länge liefert. Die Kultur
daser Pflauze ist auf den Philippinen sehr ausgedehnt
und auch fü dad bereits von großer Wichtigkeit ge-
worden. Die Ausführungen über diese Kultur nehmen
daher auf dem Kongreß einen breiten Raum ein. Zu
verweisen ist auf die noch zu publizierenden Vorträge
von ee Kruijff und Schrieke und die sich an
beide anschliehend bnsgrpehmie Diskussion.
Während man es mit dieser Bananenart den
Philippinen gleichtun will, versucht man bezüglich einer
Agavenart von den glänzenden Erfahrungen Mexikos
zu profitieren. Mit der Agave von rcatan sind wie
in Deutsch-Ostafrika so auch hier umfangreiche Ver-