Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

mehr Baumwolle vorhanden ist, als man er- 
wartet hatte. Das Geschäft war von Anfang 
an lebhaft. Die Nachfrage der Spinner war 
sehr groß, weil sie im Vorjahr wegen der außer- 
gewöhnlich hohen Preise ihren Bedarf einge- 
schränkt hatten und keine Vorräte mehr besaßen. 
Die Verschiffungen waren daher sehr bedeutend. 
Die Bauern haben ihre Ernte zu guten 
Preisen verkauft und im Gegensatz zu den beiden 
Vorjahren reichlichen Gewinn erzielt. Die Ex- 
porteure haben weniger gute Geschäfte gemacht, 
weil die Spinner sich im Jahre 1910 in un- 
günstiger Lage befanden und daher sehr schwierig 
in der Abnahme der Baumwolle waren. Seit 
Anfang dieses Jahres ist eine Besserung einge- 
treten, nachdem die Spinner angefangen haben, 
mit mehr Erfolg zu arbeiten. Am schlechtesten 
haben die Zwischenhändler abgeschnitten. Die 
Spekulation war viel schwächer als im Vorjahre. 
Von den geernteten 7½ Millionen Kantar 
waren bis Anfang Februar schon 6½ Millionen 
oder 2,9 Millionen dz in Alexandrien ange- 
kommen. Der Rest von 1 Million Kantar oder 
450 000 dz befindet sich in den Händen von 
Zwischenhändlern und Exporteuren noch auf den 
Entkernungsfabriken. Die Vorräte in Alexandrien 
waren Anfang Februar d. Is. um ½ Million 
Kantar größer als im vergangenen Jahre und 
betrugen 2,1 Millionen. Durch Feuer sind 
8000 Ballen zu 8 Kantar vernichtet worden, 
was die Versicherungsgesellschaften veranlaßt hat, 
die Prämien um 20 v. H. zu erhöhen. 
Vom 1. September 1910 bis zum 3. Fe- 
bruar d. Is. sind 630 462 Ballen zu 7½ Kantar 
oder 2 150 782 dz ausgeführt worden. Davon 
gingen 312 553 Ballen nach Großbritannien, 
239 640 Ballen nach dem europäischen Festland 
und 78 264 Ballen nach den Vereinigten Staaten 
von Amerika. 
Die Aussaat für die diesjährige Ernte wird 
im März stattfinden. Voraussichtlich wird die 
Sorte Mit Asisi, deren Anbaufläche im Jahre 
1910 zwei Drittel des gesamten mit Baumwolle 
bebauten Landes betrug, weniger angepflanzt 
werden, weil die Pflanzen dieser Baumwollart 
schon stark degeneriert sind. Man wird sich mehr 
auf den Anbau der besseren Sorten, namentlich 
von Joannovich und Nubari legen, die im Ver- 
hältnis zu den gewöhnlichen Sorten jetzt höhere 
Preise als in früheren Jahren erzielen. Eine 
neue Sorte, nach ihrem Entdecker „Sakallerides"“ 
genannt, ist im vergangenen Jahre mit Erfolg 
angepflanzt worden und ihr Anbau wird sich 
vermutlich in diesem Jahre noch mehr aus- 
dehnen. Sie ist die beste Sorte und zu 30 Tallari 
für den Kantar verkauft worden. Für die Baum- 
  
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wolle neuer Ernte werden schon hohe Preise ge- 
fordert, namentlich für bessere Sorten. 
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Alerandrien 
vom 4. Februar 1911.) 
Die indische Baumwollernte 1910/11.") 
Das Schlußmemorandum über die indische 
Baumwollernte für die Saison 1910/11 baut sich 
auf den aus den einzelnen Provinzen bis zum 
1. Februar d. Is. eingegangenen Berichten auf 
und gibt, soweit es möglich ist, Vergleiche mit 
der Ernte im voraufgegangenen Jahre. 
Die gesamte mit Baumwolle bestellte Fläche 
wird jetzt zu 21948000 Acres angegeben; sie ist 
um 1427 000 Aeres oder 7 v. H. größer als die 
vorjährige. Der Gesamtertrag beläuft sich auf 
4385.000 Ballen von je 400 engl. Pfund gegen 
4716 000 Ballen im Vorjahre und ist also um 
331 000 Ballen oder um 7 v. H. geringer als 
der vorjährige. Hierzu kommen noch 900 Ballen 
aus Eingeborenenstaaten Bengalens, für die keine 
Berichte erstattet sind. Nach den Angaben der 
„Bombay Cotton Trade Association Ltd.“ waren 
die Zahlen für den Export und den Verbrauch 
für das mit dem 30. September 1910 endende 
Jahr die folgenden: Netto Export 2 826 000 
Ballen, Baumwolleverbrauch in den Spinnereien 
1652 000 Ballen, außerhalb der Spinnereien 
750 000 Ballen, zusammen 5 228,.000 Ballen. 
Gegenüber der Schätzung auf 4716 000 Ballen 
würde sich mithin ein Unterschied von 512 000 
Ballen ergeben. 
Im einzelnen ergeben sich nach dem endgültigen 
Schätzungsberichte für die einzelnen Gebietsteile 
Indiens im Vergleich mit dem Vorjahre folgende 
Anbauflächen und Erträge: 
     
   
1910/11 1909/10 
Provinzen und Staaten 1000 1000 1000 1000 
Acres Ballen Aeres Ballen 
6161 1404 5794 1426 
u. Berar 4396 810 4167 1070 
1810 1569 180 
1385 314 1486 8396 
Provinzen““"). 1348 347 1241 384 
267 94, 214 104 
169 80 198 82 
..... 68 18 67 17 
und Assam 99 24 99 18 
i 7 
Grenzprovinz. 33 8 82 
45 20 89 18 
3566 410 3401 461 
1237 284 1044 219 
806 201 675 235 
465 143 464 148 
101 10 81 6 
*) Vgl. „D. Kol. vBl.“ 1911, Nr. 3, S. 92f. 
Emmschließlich der Eingeborenenstaaten. 
*““) Ohne Eingeborenenstaaten.
	        
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