Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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zwischen findet sich aber auch — mehr im Innern, 
selten nahe dem See — welliges Hügelland, 
dessen granitner Ursprung an der Oberfläche 
nicht mehr ins Auge fällt und dessen runde 
Formen und allmähliche Steigungen den Eindruck 
der Hochebene hervorrufen. Das Gewirr dieser 
Hügel= und Steinwallmassen zu ordnen und die 
herrschenden Richtungen festzustellen, war so lange 
unmöglich, als der größere Teil der Flüsse und 
wasserführenden Täler unbekannt blieb. Hier 
konnte ich manches ergänzen und zeigen, wie die 
großen südnördlichen Teilungslinien des Muansa— 
Smith-Golfs, des Moame= und Ssimiju-Flusses 
mehrfach in ostwestlicher Richtung gekreuzt werden; 
5. B. durch die in Bulemesi am Muansa-Golf 
beginnende, durch Wanungu und Nord-Usmao 
zum Ssimiju und jenseits bis Ikoma weiterlaufende 
Höhenkette, welche gleichsam ein Randgebirge des 
Viktoriasees bildet, und die eigentümlichen Quer- 
läufe des Magogo= und des weiter östlich ge- 
legenen, nicht mehr dargestellten Duma-Flusses 
verursacht. Charakteristisch für die Flußläufe 
Usukumas — wie überhaupt des südlichen und 
östlichen See-Ufers — ist ihre Einbettung in 
breite, bruchartige, tonhaltige Täler, deren meist 
gerade Linien von den Windungen der nur in 
der Regenzeit „fließenden“ Flüsse gar nicht 
beeinflußt erscheinen. Mit der Oberflächengestaltung 
wetteifert an Einförmigkeit das Vegetationsbild, 
für welches einzig das Bedürfnis der Landwirt- 
schaft bestimmend ist. Der Msukuma haßt Gebüsch 
und Wald als Herberge körnerfressender Vögel, 
schädlichen Schwarzwildes und seuchenverbreitender 
Fliegen; er hat auf dem hier dargestellten Gebiet 
fast die letzten Reste des alten Urbusches vertilgt, 
und nur zwei Winkel, die er noch nicht besiedelte, 
nämlich das Gebirge südlich Buhungukuras und 
ein Teil Sengeremas, weisen noch waldartige 
Bestände auf. Überall sonst wechseln riesige Ge- 
treidefelder mit Weiden, im Herbste dürre Stoppeln 
mit versengten Halden ab — ein Bild, dessen 
Langweiligkeit nur durch den Anblick der dicht- 
gesäten, freundlichen Eingeborenendörfer gemildert 
wird. Denn fast um jeden Hügel am Fuße der 
Felsen gruppieren sich die malerisch zerstreuten 
Einzelgehöfte, die je nach der Zahl in eine oder 
  
mehrere Dorfgemeinschaften zusammengefaßt sind. 
Nur wo natürliche Stützpunkte fehlen, sind ge- 
schlossene Dörfer gebildet und Höfe, Wege und 
Plätze mit dunklen, hohen Wolfsmilchhecken ein- 
gefaßt, die dem Ganzen das Gepräge geben. 
Dörfer von 100 bis 200 Hütten sind nichts 
Seltenes, und selbst solche mit 400 kommen vor. 
Ebenso verschieden nach Größe und Bewohnerzahl 
sind die über den Gemeinden stehenden Häuptlings- 
verbände, unter denen solche mit einigen hundert 
Seelen, wie Iwanda und Njamhanda, dem großen 
75 000 Bewohner zählenden Nera gegenüber-- 
stehen; der Gesamtstamm ist politisch nicht or- 
ganisiert. Der Wirksamkeit der deutschen Ver- 
waltung ist die Entstehung der drei hauptsächlichen, 
den Verkehr lenkenden Wege Usukumas zu ver- 
danken, deren von Muansa ausgehende Anfangs- 
strecken in der Skizze dargestellt sind und die zu 
den benachbarten Regierungsstationen Tabora, 
Mkalama und Ikoma führen. 
Als Grundlage diente mir die Karte des 
Südufers des Viktoriasees vom englischen Com- 
mander Whitehouse, von deren bekannten Ufer- 
punkten aus ich die rückwärts gelegenen Höhen 
und so allmählich immer weiter im Innern ge- 
legenen hervorragenden Punkte bestimmen konnte. 
Die meisten, wichtigeren Plätze sind von mehreren 
Seiten ausgenommen worden, anderes wieder 
mußte auf Grund flüchtigerer Feststellung skizziert 
werden. Ich nahm nur bei Gelegenheit allge- 
meiner Bezirksreisen auf und mußte deshalb 
meine Arbeitsweise den wichtigeren Verwaltungs- 
zwecken anpassen. Ich benutzte nur den Routen- 
kompaß, keine anderen Instrumente. Es wird 
deshalb kaum nötig sein, hier nochmals zu be- 
tonen, daß ich keine geographisch absolut genaue 
Karte, sondern nur eine praktisch brauchbare Skizze 
liefern wollte und konnte. 
Zum Schlusse habe ich noch dankbar der 
Mitarbeit mehrerer Beamter des Bezirksamts 
Muansa zu gedenken, von welchen mich namentlich 
Gerichtssekretär Paulssen und Leutnant v. Stülp- 
nagel durch Kontrollaufnahmen unterstützten. 
Gunzert, Kaiserlicher Bezirksamtmann.
	        
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