Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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Höhenschätzen angeeignet, die Maße stimmten 
hernach fast ganz genau. Soviel war uns klar, 
daß wir mit unserer Ausrüstung nicht imstande 
seien, noch erheblich weiter ins Hochgebirge vor- 
zudringen, zumal da auch die Wege zu Ende ge- 
wesen wären und man auf gänzlich ungebahnten 
Pfaden nur sehr geringe Leistungen erzielt. Der 
Temperatur nach mag es sehr wohl sein, daß 
auf den höchsten Kuppen Niederschläge in Gestalt 
von Schnee vorkommen, wir konnten aber weder 
solchen noch Reif bemerken. Wer übrigens sich 
nicht in solch unmittelbarer Nähe der höchsten 
Gebirgsgipfel befindet wie wir, mag sich auch 
leicht täuschen lassen, denn das helle, fast weiß- 
liche Gras vermag, namentlich wenn die Sonne 
darauf scheint, auf weitere Entfernung leicht den 
Gedanken an Schnee wachzurufen. Wir verfolgten 
unseren eingeschlagenen Weg weiter und er führte 
uns zunächst bergan auf eine Höhe von 3100 m, 
den höchsten Punkt, den wir erreichten und der 
meines Wissens in Deutsch-Neuguinea je erreicht 
worden ist. Es war nachmittags 2 Uhr und die 
Temperatur betrug 20 Grad Celsius bei heiterem 
Wetter. Von da ging es dann bergab in nord- 
östlicher Richtung, und abends spät gelangten wir 
auf 1840 m ins erste Dorf des Kombe-Stammes. 
Unterwegs hatten wir auf 2900 m eine steile 
Kalkwand zu passieren, auf der verstreut Edelweiß 
wuchs. Die Pflanzen sind erheblich größer als 
die europäischen und die Blüte ist silbergrau. 
Im Dorfe wurden wir von etwa 150 Männern 
feierlich empfangen, Lebensmittel und ein Schwein 
wurden sofort gebracht, und ein lebhaftes Handels- 
geschäft hatte sich bald entwickelt. 
Als wir am anderen Tage von einem geeig- 
neten Platz aus die Situation betrachteten, lag 
vor uns nach der Küste zu langsam abfallendes, 
verhältnismäßig wenig kupiertes Terrain, das 
aus mehreren mit Gras bestandenen Hügelreihen 
sich bildete. Es schien gleichsam dafür geschaffen 
zu sein, einen Weg nach der Küste zu bilden, 
der freilich stellenweise auch seine bedeutenden 
Schwierigkeiten bot, wie sich auf dem Marsch 
später herausstellte. In nordwestlicher Richtung 
waren es die hochragenden Berge des Finisterre- 
Gebirges und im Osten die äußersten Gürtel des 
  
  
Cromwellstockes, die unsere Bewegungen be- 
schränkten. Ich will über den Marsch zur Küste 
weiter nichts mehr erwähnen, als daß die durch- 
wanderten Landschaften sehr bevölkert waren — 
wir schätzten den Kombe-Stamm z. B. auf 3000 bis 
4000 Seelen —, moöchte aber noch einiges über 
die Gebirge anfügen. Rawlinson-, Cromwell- 
und Finisterre-Gebirge scheinen im Innern 
alle drei an dem oben beschriebenen, ein un- 
geheures Massiv bildenden Hochgebirge von durch- 
schnittlich 4000 m Höhe zu hängen, dessen höchste 
und markanteste Kuppe der Luitpoldberg zu sein 
scheint, wenigstens konnte von uns nichts Ahn- 
liches mehr gesichtet werden. Wie die Sache nach 
der Markhamseite hin aussieht, kann erst durch 
eine Besteigung des Gebirges von dort her fest- 
gestellt werden. Von der Ebene aus läßt sich 
hierüber nichts behaupten, denn die Dunst- 
atmosphäre läßt ohnedies wenig Einblick zu, und 
schon die ersten Höhen verdecken das Dahinter- 
liegende vollkommen. 
Es ist wohl begreiflich, daß wir sehr gern 
den Luitpoldberg erstiegen hätten, und man wird 
es verzeihlich finden, wenn wir uns vornahmen, 
es später mit besserer Ausrüstung zu versuchen. 
Der Kostenüberschlag indessen sagte uns, daß 
dieses hochinteressante Projekt von uns auf längere 
Zeit hinaus zurückgestellt werden müsse, denn die 
Beiträge, die auf den einzelnen fielen, sind für 
unsere Verhältnisse recht erhebliche. 
. ch habe nun im Vorstehenden versucht, das- 
jenige, das mir hauptsächlich von allgemeinem 
Interesse schien, möglichst kurz darzulegen, ein 
erschöpfender Bericht von den mancherlei Müh- 
salen, humoristischen Zwischenfällen und auch von 
den kleineren Beobachtungen ist damit keinesfalls 
gegeben. Sollte jemand sich für einzelnes mehr 
interessieren, so bin ich zu ausführlicherer Spezial- 
auskunft gern bereit. Schließlich bleibt es mir 
noch übrig, mit Dank meiner beiden Begleiter, 
der Herren Missionare Pilhofer und Flierl, zu 
gedenken und nochmals zu betonen, daß es in 
der Hauptsache deren Landeskenntnis und Ge- 
schicklichkeit im Verkehr mit den Eingeborenen 
war, die unserer Expedition einen friedlichen 
Verlauf und ein gutes Gelingen sicherten. 
  
Kolonialwirtschaftliche Oittellungen. 
Deutsche Samoa-Gesellschaft.“) 
Die Kakaopflanzung unserer Niederlassung in 
Tapatapao befand sich während des Berichtsjahres 
in guter Verfassung bis auf eine Parzelle von 10,2 han 
(25 Acres). Diese konnte erst unter Annahme von 
Hilfskräften in Ordnung gebracht werden, wobei sich 
* Aus dem Geschäftsbericht für 1910. 
herausstellte, daß die Annahme des Direktors Deeken, 
d die Hälfte der Bäume die UÜberwucherung über- 
standen habe, leider durchaus irrig gewesen ist, da fast 
80 v. H. des Bestandes verloren gegangen war. Bei 
dieser Gelegenheit muß erklärt werden, daß die im 
Jahre 1908 durch die damalige Betriebsleitung erfolgte 
Verringerung der Arbeiterzahl sich als ein großer 
Fehler erwiesen hat, da dadurch die Vernachlässigung
	        
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