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Das gesamte von der Expedition durchzogene
Gebiet ist außerordentlich dünn bevölkert. Dies
scheint auf beiden Ufern in unmittelbarer Nähe
des Flusses in ziemlich gleicher Weise der Fall
zu sein, sonst halte ich das Nordufer im weiteren
Sinne für verhältnismäßig dichter besiedelt. Es
zerfällt ethnographisch in zwei völlig verschiedene
Gebiete, deren Trennungslinie durch die Wasser-
scheide zwischen Mbam und Nun westlich Tsungo
gebildet wird. In den Winkel östlich dieser
Wasserscheide hat sich früher der Einfluß der Ba-
wute erstreckt, die Einwohner waren ihre Hörigen
(„Nigger"). Noch jetzt sieht man neben den hier
offenbar ursprünglich üblichen viereckigen Häusern
zahlreiche Rundhütten, und offenkundige Spuren
von früheren Ortschaften legen die Vermutung
nahe, daß dieses Gebiet früher weit dichter be-
völkert war. Es liegen hier die Landschaften
Bafak und Balom, erstere dem Wonang gehörig.
Ob die Balom mit den am Mbam sitzenden
Balom (-Bafia) verwandt find, habe ich leider
nicht feststellen können.
Die Bevölkerung des übrigen nördlich vom
Nun bereisten Gebietes muß zu den Bamum-
stämmen gerechnet werden. (Balom und Ban-
gongo brauchen zur Verständigung Dolmetscher.)
Es fällt hier auf, daß die Leute — mit Ausnahme
der Bangongo — nicht in geschlossenen Ortschaften
zusammenwohnen. Die Häuser stehen vielmehr
weit verstreut, selten mehr als vier auf einem
Fleck, und das Ganze sieht ähnlich aus wie ein
von der Ansiedlungskommission aufgeteiltes Gut
in einer der östlichen Provinzen Preußens.
Die Hütten sind durchweg die 3 bis 4 m hohen
Bamumhäuser mit Lehmwänden und sehr hohem,
steilem Grasdach; Haus und Dachraum sind durch
eine Decke getrennt. Die Bevölkerung war überall
freundlich und entgegenkommend.
Die von mir durchzogenen Landschaften sind
in der Reiserichtung (von Osten nach Westen):
Bangongo, Banja, Fomakang, Balom (Lum),
Balua, Baua, Baka, Bassangum, Bassang (Bat-
schang) und Bale. Nur Balom und Bale liegen
unmittelbar am Nun, ich glaube jedoch mit Sicher-
heit annehmen zu können, daß die übrigen die
dem Nun nächstgelegenen Ansiedlungen sind.
Einzig Bassang könnte eine Ausnahme bilden:
zwischen diesem und dem Flusse müßte nach der
Karte Bakufen liegen. Es ist mir indessen nicht
gelungen, bestimmte Angaben darüber von den
Eingeborenen zu erhalten.
Auf dem Südufer waren unmittelbar am Flusse
stets nur die Farmen, die von den Hörigen der
betreffenden Stämme bearbeitet wurden. Jenseits
der Berge wohnten dann, wie dorthin abgeschickte
Patrouillen feststellten, die Besitzer. An Namen
von Landschaften sind mir dort Banssa und Ban-
gangte genannt worden. Die Hörigen der Banssa
waren außerordentlich scheu: sie liefen fort, sobald
sie mich oder einen Soldaten nur von weitem
erblickten. Besser war es in den zu Bangangte
gehörigen Niederlassungen Bangafonssim und (öst-
lich davon) Bangafonkang. Große Schwierigkeiten
bereitete hier die Beschaffung der Verpflegung;
es mußten stets Patrouillen gehen, um die Be-
wohner der Hauptdörfer zur Lieferung zu be-
wegen. An fünf Marschtagen traf ich dann gar
keine Ansiedlungen, und ich nehme an, daß in
dieser Richtung Kargaschi und Bangangte die dem
Nun nächstgelegenen Ortschaften sind. Erst wenig
westlich von der Einmündung des Nun in den
Mbam findet sich die Landschaft Jambeta; östlich
davon Musche.
Nördlich des Nun wurde, außer in Bafak
Balom, durchweg Bamum gesprochen; auf dem
Südufer schien mir jede Landschaft ihre eigene
Sprache zu haben.
Die Vegetation des durchzogenen Landes be-
steht im wesentlichen aus Gras= und Krüppel-
holzsteppe.
Krüppelholzsteppe findet sich auf dem ganzen
Nordufer des Nun, auf dem Südufer ist häufiger
Grassteppe. Die meisten der größeren Bäche sind
von Galeriewald begleitet; beim Nun ist dies
nur streckenweise der Fall. In der Nähe des
Saanju wird das Krüppelholz so hoch, daß es
den Eindruck eines lichten Waldes macht; über-
haupt ist das Südufer abwechslungsreicher. Das
Gras war im allgemeinen nicht mehr als meter-
hoch, auf den reinen Grassteppen schien es sogar
niedrig zu bleiben.
Mit Ausnahme der zuletzt erwähnten Stellen
machte das Land nördlich wie südlich des Nun
einen gleichmäßig fruchtbaren Eindruck. Fast
überall fand ich Planten, Bananen, Kassada,
Jams, Mais, Erdnüsse, Kürbisse, Süßkartoffeln
und Makabo; nie jedoch war Kassada, wo es
Jams und Makabo gab.
Sehr viel wurde Tabak gebaut, Olpalmen sah
ich nur recht wenige. An einzelnen Orten wuchs
Baumwolle wild, indessen stets vereinzelte Sträu-
cher. Im Gras fand ich an einer Stelle (bei
dem Weg Bangangte—Baka). Agaven.
Vieh habe ich sehr wenig gesehen. Rinder
waren gar nicht vorhanden, Schafe und Ziegen
in geringer Zahl, nur Hühner gab es reichlich.
Der Verkehr der Eingeborenen untereinander
und der geringe Durchgangshandel beschränkt sich
auf wenige Straßen; sonst herrscht wenig Zu-
sammenhang unter den Leuten und in keiner
Landschaft vermochten sie mir den Weg weiter
als bis zur nächsten zu zeigen.
Die Hauptstraßen sind von Osten nach Westen
folgende Wege: .