Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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Ich begab mich von Bonaberi mit der Nord- 
bahn an Ort und Stelle. Dort erfuhr ich von 
einem pachtlustigen Interessenten, daß sich in der 
in Frage kommenden Gegend ein mit Palmen- 
busch bestandenes Gelände von etwa 30 000 ha 
befände. Das übrige Gelände bestehe aus Ur- 
wald und sekundärem Wald. Von diesen 30 000 ha 
Palmenbusch würde von den Eingeborenen der 
weitaus geringste Teil genutzt. Nur jene Palmen, 
die leicht zu erreichen sind, würden abgeerntet. 
Das übrige Palmengelände bliebe unkultiviert, 
während gepflegtes Palmengelände pro Hektar 
150) bis 200 tragende Palmen bringen würde. 
Würde jede Familie etwa 1½ bis 2 ha Palmen= 
land in Nutzung nehmen, so würden immer noch 
die weitaus größten Flächen unkultiviert bleiben. 
Diese Flächen, die nicht genutzt werden, sollten 
verpachtet und der restliche Teil in neue Ver- 
teilung an die Dorfbewohner genommen werden. 
Vermessung und Neueinteilung wollte der even- 
tuelle Pächter übernehmen und pro Hektar 3./“¼ 
Pacht zahlen. Sollten die 3./¼ pr Hektar nicht 
genügende Entschädigung bieten, so wollte er 
50 Pf. auf jede Tonne der auf dem Pachtgelände 
gewonnenen Früchte bezahlen. Nach zwei Jahren 
sollte auf Grund der gemachten Erfahrungen Neu- 
rogelung des Pachtpreises eintreten. Als Pacht- 
gelände käme das von den Dorsschaften abgelegene 
Gebiet in Betracht. Den Eingeborenen selbst 
bliebe das verpachtete Gelände zur Anlage von 
Farmen. Eine Einschränkung des Verkaufs von 
Kernen und Ol an Handelsfirmen würde nicht 
stattfinden, im Gegenteil, durch die intensivere 
Nutzung würde der Erxport und Verkauf sich 
steigern; denn der Eingeborene würde durch das 
Beispiel der europäischen Firma angeregt werden, 
sein Land in derselben Weise zu nutzen wie der 
Europäer. Bei der großen Ausdehnung des in 
Frage kommenden Gebietes von etwa 50 000 ha 
beschloß ich, die beiden mir zugeteitten Förster 
zu verteilen und gab dem einen Förster die Ort- 
schaften Susa, Kake, Bwapaki, Miang, Koki, dem 
andern die Ortschaften Bomono ba Mbenge, Bo- 
mono ba Jeru, Dibombari und Bakoko. Vorher 
besuchte ich mit den beiden Förstern eine von 
Europäern in Kultur genommene Olpalmenpflan= 
zung bei Bomono ba Jeru, um den Förstern an 
Ort und Stelle zu zeigen, in welcher Weise die 
Schlag= und Bestandspflege durchgeführt werden 
soll. Darauf marschierten die beiden mit dem 
Auftrag in ihre ihnen zugewiesenen Begzirke ab, 
die Häuptlinge und Altesten jeder Dorfschaft zu- 
sammenzurufen und ihnen praktisch zu zeigen, wie 
die Reinigung und Pflege ihrer Reservatwaldungen 
durchzuführen ist. Außerdem hatten sie im Laufe 
ihrer Tätigkeit über folgende Punkte Bericht zu 
erstatten: 
  
Bestands= und Standortsverhältnisse; 
Herstellung einer kleinen Wirtschaftskarte; 
Regelung der Palmweinfrage; 
Rassenfrage (Lisombe, Dibope und Difakfak 
sind die bis jetzt festgestellten Spielarten); 
5. Bestandsreinigung 
(a) in welcher Weise ist (von den Ein- 
geborenen) sie bereits durchgeführt 
worden? 
b) wie soll sie von jetzt ab durchgeführt 
werden?) 
6. Möglichkeit der Schlag= und Bestands- 
pflege und der Ausnutzung von Palmwaldungen 
durch die Eingeborenen im eigenen Betrieb. 
7. Notwendigkeit der Anlage von Pflanz- 
gärten und Olpalmenkulturen; 
8. Zusammenstellung der Kosten und Preise. 
Ich selbst besuchte ein benachbartes, von 
Europäern in Nutzung genommenes Palmland 
und machte hier eine Beobachtung, die sich gleich- 
mäßig im ganzen Bezirk wiederholte; während 
die Olpalmen im ganzen Gebiet ziemlich gleich- 
mäßig und gut stehen — man kann sagen ihr 
Optimum finden —, sind hier einzelne Flächen 
mit Palmen bestockt, deren lichte Kronen von dem 
saftigen Dunkelgrün des umgebenden Palmbusches 
für den Beobachter scharf abstechen. Diese Er- 
scheinung hat ihren Grund entweder darin, daß 
die betreffenden Palmen in einem dichten sekun- 
dären Busch gestanden haben oder auf früherem 
Farmboden gewachsen sind. Hier läßt sich die 
Anwendung von Düngung, deren Ausführung 
allerdings der Ansaat oder Verschulung voraus- 
gehen muß, rechtfertigen. 
Das Ergebnis der Ertragsfeststellung in 
einzelnen frisch ausgerodeten, etwa 20 ha großen 
Parzellen betrug (im 14tägigen Turnus) 44 bis 
170 Bündel, während die seit einem Jahr ge- 
pflegten Parzellen 406 bis 472 Bündel trugen. 
Aus diesem Unterschied in der Anzahl der ge- 
ernteten Fruchtbündel kann der Wert der Schlag- 
pflege gegenüber der einfachen Reinigung der 
Palmwaldungen erkannt werden. 
Im Verlauf meiner Besichtigung hatte ich den 
Häuptling Maka mit seinen fünf Unterhäuptlingen 
und den Altesten von Bomono ba Jeru bestellt. 
Ich erklärte ihnen den Zweck meines Kommens 
und fragte sie spegiell wegen der Verpachtung 
ihrer Palmwaldungen, die sie bis jetzt noch nicht 
in Nutzung genommen haben, und deren Werte 
nicht unnütz im Busch verfaulen dürften. Die 
Leute erklärten mir, daß sie nicht genügend Ar- 
beiter hätten, um die Bestände auszunntzen, daß 
es ihnen ferner an Geld mangle, um sich Arbeiter 
zu mieten. Außerdem genügte ihrer Ansicht nach 
die Anlage eines kleinen Pfades zu jeder tragenden 
Palme, um die Fruchtbündel herunterzuholen. 
e.
	        
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