Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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Das Eisenbahnprogramm von 1907 ist jetzt aus- 
geführt. Die Regierung plant die Anlegung einer 
Bahn, welche das Rote Mcer mit Kassala, Gedaref 
und Sennar verbindet. 
Nilschiffahrt. 
In jeder Abteilung des Flußschiffsverkehrs sind 
die Einnahmen gestiegen, nur in Khartum nicht. Hier 
erklärt sich die Abnahme durch die Ausdehnung des 
Cisenbahnnetzes, durch die Schließung der Blauen 
Nil-Fähre während des Baues der Brücke und da- 
durch, daß die Werfteinnahmen 1910 wegen der be- 
sonders hohen Regierungsarbeiten ungewoöhnlich gute 
waren. — Die Schiffahrt zwischen Khartum und dem 
Ober-Nil, sowie zwischen Gondokoro und Rejaj, ist 
durch die Beseitigung zweier gefährlicher Klippen sehr 
verbessert worden. 
Ackerbau und Grund und Boden. 
Es liegt eine beträchtliche Anzahl Bebauungs- 
gesuche für städtische Grundstücke vor; Anordnun- 
gen über Regierungsland zu Ackerbebauungszwecken 
sind nur in unbeträchtlicher Anzahl getroffen. Die 
jährlichen Verpachtungen von Uferland der Regierung 
sind auf dem gleichen Maßstabe geblieben wie im 
Vorjahre. Vorkehrungen sind getroffen wegen Rege- 
lung der Nachfrage von Bauplätzen in El Obeid, 
Kassala und Gedaref. Dies hängt mit der Weiter- 
führung der Bahn nach El Obeid zusammen. 
Port Sudan entwickelt sich weiter in ungeahnter 
Weise, die Bebauung des Nachbarlandes macht gleich- 
falls Fortschritte. 
Im Kornland, im nördlichen Sndan, ist die Nach- 
suchung von Konzessionen nicht fortgeschritten. Dies 
hängt mit dem teilweisen Fehlschlag der Ernte im 
Berberlande zusammen. 
Die Offnung des Moghren-Ufergeländes am 
Blauen Nil hat eine Nachfrage für Plätze zur Errich- 
tung von Speichern hervorgerusen. Die nötigen Vor- 
kehrungen für die Anlegung und das Verlosen der 
Plätze gelangen schon zur Ausführung. 
Ausgezeichnete Fortschritte sind in der 
gemacht. 
Das gesamte Grundeigentum in den Distrikten 
Kamlin und Messelemia sowie in der Blauen Nil- 
Provinz — über 944 Feddan — ist abgegrenzt, ver- 
messen, besiedelt und registriert. Fast die gesamten 
Distrikte befinden sich in Privatbesitz. Nach Vollen- 
dung der Registrierung des Wad Medain-Tistrikts, 
die jetzt in Arbeit ist, wird die Regierung ein voll- 
ständiges. Verzeichnis der Besitztitel des ganzgen Ge- 
zira-Landes haben. 
Ein großer Teil der Weißen Nil-Provinz ist re- 
gistriert, und die Grenge zwischen der Weißen und 
Blauen Nil- Provinz ist jetzt festgelegt. In anderen 
Distrikten hat die Registrierung befriedigende Fort- 
schritte gemacht. 
Sehr günstig ist die Lage in Tokar, wo sich der 
Baumwollertrag in fünf Jahren verdoppelt hat und 
jetzt ausgezeichnete Preise erzielt werden. 
Einige interessante Versuche mit ägyptischer und 
amerikanischer Baumwolle sind ausgeführt worden. 
Ein Inspektor mit einem genügenden Beamten- 
stab ist ständig im Distrikt und soll die einheimischen 
Ackerbauer in der wirtschaftlichen Art des Säens und 
der Bebauung des Landes unterweisen. 
In Dongola wird ein eigenes Entwässerungs- 
system ausgeführt und das ganze Land vermessen. 
Die Baumwollernte war unter dem Durch- 
schnitt der vom Nil bewässerten Länder, hauptsächlich 
Besiedlung 
  
wegen des kalten Wetters im November und wegen 
des Auftretens des Bollwurms. 
Zwei neue Entkörnungssaktoreien 
gehend gebaut werden. 
Die Regierung befaßt sich mit der Frage der Er- 
zeugung besserer Sorte von Baumwolle sowie von 
Getreide, weiterhin auch mit der Frage der Bewässe- 
rung des Eingeborenen= und des Regierungs-Ufer- 
sollen um- 
landes. 
Das Land ist frei von Pest und Schwammkrank- 
heiten. 
Vorkehrungen sind dennoch getroffen worden, um 
die Einschleppung von Pestkrankheiten und das Auf- 
treten des Bollwurms zu verhüten. 
Was die landwirtschaftliche Ein= und Ausfuhr 
betrifft, so ist die Hauptsteigerung beim Zucker zu ver- 
merken. Das Zuckerrohr gedeiht am besten in der 
nördlichen Gegend von Khartum längs den Ufern 
des Nils. · 
In England sind im Auftrage der Sudan-Regie- 
rung Versuche mit Anpflanzen von „Durra“ tdura) 
und „Dari“" als Viehfutter gemacht worden. 
Die Soudan Industries Company Lid. hat eine 
Konzession für die ausschließliche Herstellung von 
Brennholz aus Wasserpflanzen, sog. „Sudd“, erhalten. 
Ein beträchtliche Verbesserung zeigt sich in dem 
Bericht der Soudan Gold Alining Company-Mine 
in Om Nabandi. 
Bewüsserung. 
Die Aufstellung eines für das Land so außer- 
ordentlich wichtigen Bewässerungsplanes ist eifrig be- 
trieben worden. 
Ein Bericht ist über das Obere Nilfluß-Sustem 
zusammengestellt und ein Plan aufgestellt worden, 
der die Umbildung der oberen Nilkanäle vorsieht. 
Diese Vorschläge enthalten kurz den Plan der 
Umbildung und Eindämmung des Bahr-el-Gebel und 
des Bahr-el-Zeraf. 
Es ist klar nachgewiesen, daß sowohl Baumwolle 
wie Hülsenfrüchte auf den 750 000 Feddans der Ge- 
zira-Ebene in Flut und Winter ohne Nachteil für 
Agypten gebaut werden können. 
Zur Zeit wird ein Plan zur Schöpfung eines 
Wasserreservoirs mit einem Kostenaufwand von ½ bis 
4* Million Pfund bearbeitet. Dabei ist ein Wehr 
durch den Meißen Nil in der Nähe seiner Verbindung 
mit dem Blauen Nil vorgesehen, möglicherweiso 
Khartum und Omdurman verbindend. Auf diese 
Weise würde für das für die Bewässerung von Ge- 
zira erforderliche Wasser vorgesorgt und weiter für 
einen zunehmenden Vorrat an Wasser zur Versorgung 
Agyptens im Sommer. 
Überdies würde es ermöglichen, die Nilfluten 
während der Monate September, Oktober und Novem- 
ber nutzbar zu machen, was für die Stromgebiets- 
flächen des oberen Nils von größtem Vorteil wäre. 
Zugleich würden weite Landstrecken auf der Kordofan- 
Seite des Weißen Nils der Bebauung erschlossen. 
Dieser Plan stellt einen wesentlichen Teil des 
Planes zur Entwicklung der Gezira-Ebene dar, beide 
Projekte sollen gleichzeitig ausgeführt werden. Oin- 
sichtlich des Gezira-Projekts ist noch zu erwähnen, 
daß für den Sennardamm ein guter Platz ausgesucht 
ist. Die Kosten des Werks, das zur Bewässerung von 
500 000 Feddanus in Gezira notwendig ist, betragen 
3 000 000 K. 
In diesen Arbeiten ist auch der Bau der Bahn 
Sennar—Gedaref mit einem übergang über den 
Blauen Nil einbegriffen. 
Der Rahad-Fluß könnte, nach angestellten For-
	        
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