Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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des Kautschuks nicht beeinträchtigt werden und 
zugleich auch ermittelt ist, worauf es bei dem 
Waschen ankommt, so sehe ich nicht ein, weshalb 
es nicht möglich sein sollte, die Kautschukreinigung 
allgemein nach dieser Methode auszuführen. 
Sollten aber die Untersuchungen des mit mög- 
lichster Vorsicht gewaschenen Kautschuks ein un- 
günstiges Refultat liefern, so wären über die 
Vor= und Nachteile der verschiedenen Koagulations= 
mittel, die Art des Trocknens des Kautschuks, 
sowie über den Einfluß des Kochens oder ge- 
linderen Erwärmens exakte Versuchsreihen anzu- 
stellen. Wie bereits erwähnt, sollen auch dies- 
bezügliche Proben baldmöglichst an das Königliche 
Materialprüfungsamt abgesandt werden. 
Erwähnen will ich an dieser Stelle schließlich 
noch, daß ich in den letzten Tagen Gelegenheit 
hatte, die von Herrn Dr. Marckwald erwähnte 
Werner-Pfleiderersche Waschmaschine in 
der Fabrik der „Mombo-Rubber-Plantation“ in 
Tätigkeit zu sehen. Dort wurden auch einige 
aus Amani stammende und deshalb mit meinen 
anderen Proben vergleichbare Bälle gewaschen. 
Der erhaltene Crépe soll ebenfalls an das König- 
liche Materialprüfungsamt abgesandt werden. 
lber die Leistung dieser Maschine soll im 
„Pflanzer“ ausführlich berichtet werden. 
IV. Schlußbetrachtung. 
In dem obigen glaube ich die wichtigsten der 
von Herrn Dr. Marckwald in seinem Vortrage 
berührten Fragen auf Grund von den in Amani 
und auf den verschiedenen Plantagen gemachten 
Erfahrungen einigermaßen beleuchtet zu haben. 
Ausführlichere Darlegungen über die berührten 
und andere einschlägige Fragen hoffe ich alsbald 
in einem größeren Buche geben zu können. 
Ich verspreche mir von einer ausführlichen 
Abhandlung, in der die einzelnen Fragen an der 
Hand von Abbildungen und zahlenmäßigen An- 
gaben gründlich besprochen werden, mehr als von 
kurzen Flugblättern, in denen eine ausführliche 
Begründung der verschiedenen Methoden schwer 
durchführbar wäre. Die Pflanzer, die ja zum 
Teil bereits über weitgehende Erfahrungen ver- 
fügen, werden meines Erachtens vor allem Wert 
darauf legen, daß ihnen nachgewiesen wird, warum 
sie eine bestimmte Methode verfolgen sollen. 
Zum Schluß möchte ich noch zu dem zweiten, 
von Herrn Dr. Marckwald aufgestellten Leitsatze 
Stellung nehmen. Dieser lautet: 
„Es ist wünschenswert, daß die Kaiserliche 
Staatsregierung beim Reichstage die Mittel bean- 
tragt, geeignete Beamte hinauszusenden, die die 
Pflanzungsgesellschaften und die Pflanzer über die 
dem Kautschuk-Plantagenbau drohenden Gefahren 
aufklären sowie darin unterweisen, wie eine Ge- 
  
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sundung der bestehenden Pflanzungen durchzu- 
führen ist, wie Neupflanzungen anzulegen sind, 
sowie wie der Kautschuk zu beernten, aufzubereiten 
und zu versenden ist. Auch durch amtliche un- 
entgeltliche Verbreitung von Flupblättern, 
Schriften und Abbildungen soll die Aufklärungs- 
tätigkeit in umfangreichem Maße unterstützt 
werden.“ 
Ich gestatte mir hierzu zu bemerken, daß mir 
nicht recht klar ist, wo das Reichs-Kolonial= 
amt in der Kautschukkultur bewanderte Beamte 
erhalten sollte. Auch dürften die übrigen Er- 
örterungen zur Genüge zeigen, daß die von 
Herrn Dr. Marckwald berührten Fragen schon 
seit langer Zeit in Amani sachgemäß bearbeitet 
werden. 
* Vom Kautschukmarkt. 
Auszug aus dem Kautschuk-Marktbericht für das 
III. Quartal 1912. 
Vom Chemischen Laboratorium für Handel und Industrie 
I)#r. Robert Henrigqnes Nachf. 
Wir schätzen die Weltproduktion des Jahres 1912 
auf 98 000 Tous rund und glanben, daß außerdem 
mindestens noch 2500 Tons sich den Marktregistrie- 
rungen durch direkte Aufkäufe entzogen haben. Die 
größere Anfuhr aus Para ist einmal darauf zurückzu- 
führen, daß die Preise etwas geringer wurden, und 
dadurch, wie dies bisher immer beobachtet worden ist, 
die Arbeiter mehr leisten, anderseits aber gang be- 
sonders darauf, daß die Schiffahrtsverhältnisse im vor- 
letzten Berichtsjahr ungünstig waren und viel Roh- 
kautschuk im Junern zurückgehalten worden ist, welcher 
erst in diesem letzten Berichtsjahr im Markt erscheint. 
Der Weltkonsum ist jedenfalls erheblich gestiegen gegen- 
über der Verbrauchossteigerung in den Vorjahren. 
Wenn eine solche relative Steigerung anhalten sollte, 
so ist keine Besorgnis wegen der Aufnahme der großen 
Plantagen-Ernten in den nächsten Jahren zu erwarten. 
Es dürften selbst die Größenberechnungen für 1916 
glatt ausgenommen werden können. Allerdings ist 
hierzu eine Stabilität auf niedrigerer Preisbasis wohl 
unbevingt zu erwarten. Die Weltvorräte schließen im 
Berichtsjahr, laufend vom 1. Juli bis 30. Juni, wieder 
mit normalen Werten ab, so daß immerhin noch min- 
destens 10 000 bis 12 000 Tons nachweisbarer Vorrat 
waren. Die englischen Plantagen-Gesellschaften haben 
sich, was die Rentabilität angeht, durchaus befriedigend 
weiter entwickelt und nach den vorliegenden Abschlüssen 
wieder große Dividenden im Berichtsjahr verteilt. 
Die Kautschukeruten übertrafen bei allen Pflanzungen 
die Schätzungen um ein beträchtliches; auch die 
deutschen Pflanzungen konnten zum Teil bereits be- 
friedigende Ergebnisse erzielen. Die Produktion an 
Plantagen-Para in den Vereinigten Malanen-Stiaaten 
mag vergleichsweise wieder aufgeführt sein, um die 
wiederum eminente Steigerung zu zgeigen. Die Ernten 
waren vom Januar bis Angust 1910: 7229 250 Uln, 
1911: 11 583 235 lbe, 1912: 21 733 661 Ibs. Mithin 
beträgt die Erntesteigerung dem Vorjahre gegenüber 
rund 88 v. H., in lbs ausgedrückt ein Plus von 
10 150 426. Allein im Monat August 1912 betrug die 
an den dortigen Markt gebrachte Kautschukmenge 
3 655 535 lbb. Aus Ceylon waren die Ernten im
	        
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