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den Export liefern, ferner etwa 75 bis 100 Tonnen
Ziegen= und Schaffelle. Hente schon gibt Usumbura
150 Tonnen Felle nach Udjidji ab. Eine nach Urundi
und Ruanda führende Bahn würde zugleich einen großen
Teil der Landschaft Uha miterschließen, die in wirt-
schaftlicher Beziehung ebenfalls gute Entwicklungs-
möglichkeiten bietet. Zweckmäßigerweise müßte sich die
Bahn an das Flußsystem des Kagera anschließen,
der von seinem Knie ab nach Norden wie auch nach
Westen etwa 150 km weit schiffbar ist. Erst dadurch
könnten auch der Ruvu, Akanjuru und dessen Fort-
sebtung als Unterlauf des Nawarango als Zu-
bringer zur Bahn gewonnen werden. Die wirtschaft-
liche Erschließung von Urundi und Ruanda würde der
Mittellandbahn voraussichtlich eine dauernde Rentabi-
lität sichern können. Schließlich können diese Länder
mit fast der Hälfte der ganzen Bevölkerung der Kolonie
auch als Arbeiterreservoir von großer Bedentung werden.
Im Einvernehmen mit dem Reichs-Kolonialamt ist
eine technische Erpedition im Gange, der die Aufgabe
gestellt ist, die geeignete Trace einer Urundi — Ru-
andabahn festzustellen. ·
In der Diskussion entwickelte Staatssekretär a. D.
Dr. Dernburg die großen Gesichtspunkte, die für den
kolonialen Eisenbahnbau gelten müssen. Erst durch
die Ansiedelung der Bevölkerung an den Bahulinien
und durch die Stärkung ihrer Kaufkraft infolge loh-
nenden Absatzes der Produkte werde die Möglichkeit
einer Besteuerung des Volkes geschaffen; diese aber
bilde erst die Unterlage für die wirkliche Besitzergreifung
des Landes durch den Staat.
Baumwollkonferenz 1912.
Bei der am 25. November im Reichstag statt-
gehabten Baumwollkonferenz 1912 wurde
nach Befürwortung des Reichsamts des Innern
des Reichs-Kolonialamts und des Ministeriums
für Handel und Gewerbe seitens der Vertreter
der Textilindustrie beschlossen, dem Kolonial-Wirt-
schaftlichen Komitee für gemeinnützige Baumwoll-
unternehmungen in den Kolonien auch für die
Jahre 1913, 1914 und 1915 Beiträge zu leisten,
welche dem Satze von 10 v. H. der Beiträge zur
Berufsgenossenschaft entsprechen.
Die von der Textil= und verwandten In-
dustrien seit der ersten Baumwollkonferenz (1907)
geleisteten Beiträge belaufen sich auf über eine
halbe Million Mark.
Bei den Verhandlungen wurde in Anerken-
nung der bisher erzielten Ergebnisse ferner be-
schlossen: eine verstärkte Propaganda in den den
Bestrebungen noch fernstehenden Kreisen der In-
dustrie und des Baumwollhandels ins Werk zu
setzen, unter der Voraussetzung, daß auch seitens
des Reichstags für das Baumwollbau-Problem,
eine unserer wichtigsten volkswirtschaftlichen Fragen,
größere Summen als bisher zur Verfügung ge-
stellt werden. Demgemäß wurde der folgende
weitere Beschluß gefaßt: dem Kolonial-Wirtschaft-
lichen Komitee zu empfehlen, einen Antrag mit
fachkundiger Begründung an den Reichstag zu
stellen, für Zwecke der Fortführung der Baum-
wollbau-Unternehmungen in den Kolonien eine
Millionen Mark bereitzustellen.
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Die Baumwollernte in Rußland.
Nach Daten des Baumwollkomitees wird
der Ertrag der russischen Baumwollernte in diesem
Jahre auf die Rekordziffer von 15 Millionen Pud
reiner Faser geschätzt. Auf die einzelnen Baum-
wollanbaugebiete Rußlands verteilt sich die Ernte
in nachfolgender Weise:
Menge in 1000 Pud.
Ferghana 1 141
Syr-Darja 1 171
Samarkand 1 011
Buchara. 1 474
Chinnn 887
Transkaspien 1 001
Im gangen in Mittelasien 13 715
Kankasus. .... 1 310
Zusammen 15 025
Diese Erträge der Ernte sind mit größter
Vorsicht berechnet und sind eher als zu gering
als zu hoch anzunehmen.
Die Ernteerträgnisse an russischer Baumwolle
in den voraufgegangenen fünf Jahren werden
nach den Daten der Baumwolltransporte auf den
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Eisenbahnen von dem Baumwollkomitee, wie
folgt, angegeben:
Menge in 1000 Pud.
1907. — 13 588
1908. 7380 1911. 12 997
1909. 10 870
Durchschnittl.jährl. 10 615
Die diesjährige Baumwollernte würde daher
im Vergleiche zum Durchschnittsertrag im letzten
Jahrfünft eine Steigerung um mehr als 40 v.H.
aufweisen, und zwar trotz einer Verminderung
der Anbaufläche, die sich im laufenden Jahre in
der sehr bedeutenden Baumwollgegend im Ferg-
hana-Gebiete bemerkbar gemacht hat.
(Nach d. Torg. Prom. (iszeta.)
Der belgische Kongohandel im zweiten Halb-
jahr 1911.
Der Gesamthandel im belgischen Kongo er-
reichte in den letzten sechs Monaten vorigen Jahres
die Höhe von etwa 75,3 Millionen Franken,