Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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den Export liefern, ferner etwa 75 bis 100 Tonnen 
Ziegen= und Schaffelle. Hente schon gibt Usumbura 
150 Tonnen Felle nach Udjidji ab. Eine nach Urundi 
und Ruanda führende Bahn würde zugleich einen großen 
Teil der Landschaft Uha miterschließen, die in wirt- 
schaftlicher Beziehung ebenfalls gute Entwicklungs- 
möglichkeiten bietet. Zweckmäßigerweise müßte sich die 
Bahn an das Flußsystem des Kagera anschließen, 
der von seinem Knie ab nach Norden wie auch nach 
Westen etwa 150 km weit schiffbar ist. Erst dadurch 
könnten auch der Ruvu, Akanjuru und dessen Fort- 
sebtung als Unterlauf des Nawarango als Zu- 
bringer zur Bahn gewonnen werden. Die wirtschaft- 
liche Erschließung von Urundi und Ruanda würde der 
Mittellandbahn voraussichtlich eine dauernde Rentabi- 
lität sichern können. Schließlich können diese Länder 
mit fast der Hälfte der ganzen Bevölkerung der Kolonie 
auch als Arbeiterreservoir von großer Bedentung werden. 
Im Einvernehmen mit dem Reichs-Kolonialamt ist 
eine technische Erpedition im Gange, der die Aufgabe 
gestellt ist, die geeignete Trace einer Urundi — Ru- 
andabahn festzustellen. · 
In der Diskussion entwickelte Staatssekretär a. D. 
Dr. Dernburg die großen Gesichtspunkte, die für den 
kolonialen Eisenbahnbau gelten müssen. Erst durch 
die Ansiedelung der Bevölkerung an den Bahulinien 
und durch die Stärkung ihrer Kaufkraft infolge loh- 
nenden Absatzes der Produkte werde die Möglichkeit 
einer Besteuerung des Volkes geschaffen; diese aber 
bilde erst die Unterlage für die wirkliche Besitzergreifung 
des Landes durch den Staat. 
Baumwollkonferenz 1912. 
Bei der am 25. November im Reichstag statt- 
gehabten Baumwollkonferenz 1912 wurde 
  
nach Befürwortung des Reichsamts des Innern 
des Reichs-Kolonialamts und des Ministeriums 
für Handel und Gewerbe seitens der Vertreter 
der Textilindustrie beschlossen, dem Kolonial-Wirt- 
schaftlichen Komitee für gemeinnützige Baumwoll- 
unternehmungen in den Kolonien auch für die 
Jahre 1913, 1914 und 1915 Beiträge zu leisten, 
welche dem Satze von 10 v. H. der Beiträge zur 
Berufsgenossenschaft entsprechen. 
Die von der Textil= und verwandten In- 
dustrien seit der ersten Baumwollkonferenz (1907) 
geleisteten Beiträge belaufen sich auf über eine 
halbe Million Mark. 
Bei den Verhandlungen wurde in Anerken- 
nung der bisher erzielten Ergebnisse ferner be- 
schlossen: eine verstärkte Propaganda in den den 
Bestrebungen noch fernstehenden Kreisen der In- 
dustrie und des Baumwollhandels ins Werk zu 
setzen, unter der Voraussetzung, daß auch seitens 
des Reichstags für das Baumwollbau-Problem, 
eine unserer wichtigsten volkswirtschaftlichen Fragen, 
größere Summen als bisher zur Verfügung ge- 
stellt werden. Demgemäß wurde der folgende 
weitere Beschluß gefaßt: dem Kolonial-Wirtschaft- 
lichen Komitee zu empfehlen, einen Antrag mit 
fachkundiger Begründung an den Reichstag zu 
stellen, für Zwecke der Fortführung der Baum- 
wollbau-Unternehmungen in den Kolonien eine 
Millionen Mark bereitzustellen. 
  
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Die Baumwollernte in Rußland. 
Nach Daten des Baumwollkomitees wird 
der Ertrag der russischen Baumwollernte in diesem 
Jahre auf die Rekordziffer von 15 Millionen Pud 
reiner Faser geschätzt. Auf die einzelnen Baum- 
wollanbaugebiete Rußlands verteilt sich die Ernte 
in nachfolgender Weise: 
Menge in 1000 Pud. 
  
  
Ferghana 1 141 
Syr-Darja 1 171 
Samarkand 1 011 
Buchara. 1 474 
Chinnn 887 
Transkaspien 1 001 
Im gangen in Mittelasien 13 715 
Kankasus. .... 1 310 
Zusammen 15 025 
Diese Erträge der Ernte sind mit größter 
Vorsicht berechnet und sind eher als zu gering 
als zu hoch anzunehmen. 
Die Ernteerträgnisse an russischer Baumwolle 
in den voraufgegangenen fünf Jahren werden 
nach den Daten der Baumwolltransporte auf den 
  
  
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Eisenbahnen von dem Baumwollkomitee, wie 
folgt, angegeben: 
Menge in 1000 Pud. 
1907. — 13 588 
1908. 7380 1911. 12 997 
1909. 10 870 
Durchschnittl.jährl. 10 615 
Die diesjährige Baumwollernte würde daher 
im Vergleiche zum Durchschnittsertrag im letzten 
Jahrfünft eine Steigerung um mehr als 40 v.H. 
aufweisen, und zwar trotz einer Verminderung 
der Anbaufläche, die sich im laufenden Jahre in 
der sehr bedeutenden Baumwollgegend im Ferg- 
hana-Gebiete bemerkbar gemacht hat. 
(Nach d. Torg. Prom. (iszeta.) 
Der belgische Kongohandel im zweiten Halb- 
jahr 1911. 
Der Gesamthandel im belgischen Kongo er- 
reichte in den letzten sechs Monaten vorigen Jahres 
die Höhe von etwa 75,3 Millionen Franken,
	        
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