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Rolonialwirtschaftliche Mitteilungen.
Versuche über die Eignung von Steppengräsern aus
Togo zur Daplerfabrikation.
Wiederholt ist in den letzten Jahren die Frage
erörtert worden, ob nicht dem fühlbaren Mangel
an Rohmaterial für gewisse Zweige der Papier-
industrie durch Erschließung neuer Hilfsquellen in
den Schutzgebieten abzuhelfen sei. Es hat in
dieser Richtung nicht nur ein regerer Meinungs-
austlausch zwischen Vertretern der deutschen Papier-
industrie und der Kolonialverwaltung stattgefunden,
sondern es sind auch mehrfach Vorprüfungen
kolonialer Rohstoffe ausgeführt worden, die in-
dessen ein greifbares Ergebnis bisber nicht ge-
zeitigt haben. Es lag nun nahe, eine ein-
gehendere Untersuchung darüber anzustellen, ob
die in den westafrikanischen Steppen in seltener
ÜUopigkeit und in dichten ausgedehnten Beständen
vorhandenen Gräser zur Lieferung von Roh-
material für Strohstoffpapiere würden heran-
gezogen werden können. Für eine eventuelle
Ausbeutung kamen zunächst die Grassteppen im
südlichen Togo in Frage. Vor weiterem mußte
jedoch festgestellt werden, ob die Bestockung der
Steppen in der Nähe der Eisenbahnen und der
Zufuhrwege zu diesen dicht genug ist, um an
cine Ausbeutung der Grasbestände und an einen
Transport zur Küste in größerem Umfange denken
zu können, und ferner, wie hoch sich die Ge-
stehungskosten belaufen würden.
Die nach diesen Richtungen hin angestellten
Ermittlungen ergaben, daß zwar die Bestockung
der Steppen in der nächsten Nähe der Verkehrs-
wege vollkommen ausreicht, daß jedoch die Ge-
stehungskosten einschließlich des Transports bis
zur Küste sich verhältnismäßig hoch beliefen. Und
zwar ergab die Berechnung, daß an eine in-
dustrielle Verwendung der Gräser nur dann zu
denken war, wenn die Fasern besonders hervor-
ragende Eigenschaften aufwiesen. Es kam also
nunmehr darauf an, das Material auf seine
technischen Qualitäten einer genauen Prüfung
unterziehen zu lassen. Hierzu wurden aus-
reichende Proben der in den Steppen Togos
vornehmlich vertretenen und in geschiedenen Be-
ständen vorkommenden Grasarten, nämlich des
sogenannten „Elefantengrases“ (Pennisetum
Benthami) und der zur Gattung Andropogon
gehörigen, miteinander vermischt auftretenden
Arten aus Togo, beschafft.
Herr Kommerzienrat Hans Zanders in
Bergisch-Gladbach hatte sich seinerzeit in dankens-
werter Weise erboten, die fraglichen Untersuchungen
ausführen zu lassen. Da die Ergebnisse dieser
Versuche Anspruch auf Interesse erheben dürfen,
wird der Bericht des Herrn Zanders mit Ge-
nehmigung des Verfassers nachstehend auszugs-
weise zum Abdruck gebracht.“)
Versuche über die Anwendbarkeit von
Elefantengras und Andropogongras zur
Herstellung von Papier.
Die vom Kaiserlichen Gouverneur von Togo
zur Begutachtung zugesandten beiden Grasproben,
nämlich etwa 5 kg Elefantengras und etwa 10 kg
Andropogongras, wurden zur Prüfung auf Brauch-
barkeit für die Papierfabrikation nach dem bei
Roggenstroh und Espartogras im Großbetrieb
gebräuchlichen Verfahren aufgeschlossen und ge-
bleicht. Zum Vergleich wurden die beiden letzt-
genaunten Rohstoffe, deren papiertechnische Eigen-
schaften infolge jahrelanger Verarbeitung in allen
Einzelheiten bekannt sind, genau ebenso be-
handelt.
Beurteilung.
A. Elefantengras. Es ergab sich, daß
man das Elefantengras zur Herstellung von
Papier wegen der viel zu geringen Ausbeute
nicht vorteilhaft verwenden kann. Ein weiteres
Hindernis bilden die überaus zahlreich vor-
kommenden großen Knoten. Um letztere voll-
ständig aufzuschließen, ist eine sehr große Menge
Lauge von hoher Konzentration erforderlich. Bei
Anwendung einer solchen könnte man zwar die
in den Knoten vorhandenen Fasern gewinnen,
würde dann jedoch gleichzeitig die leichter auf-
schließbaren, viel wertvolleren Fasern der Inter-
nodien zerstören („tot kochen“), wodurch die Aus-
beute noch ungünstiger ausfallen müßte. Es
bleibt daher nichts anderes übrig, als entweder
die Knoten vor dem Kochen auf mechanischem
Wege zu entfernen, ein Verfahren, welches tech-
nisch schwer ausführbar ist, oder aber die nach
dem Kochen mit Lauge von normaler Konzen-
tration noch hartgebliebenen Knoten durch ein
geeignetes Sieb von dem Stoff zu treunen. Bei
Anwendung letzterer Methode gelang indessen ein
großer Teil der schwer bleichbaren Knotenfasern
in den Stoff, wodurch derselbe zur Feinpapier=
fabrikation unbrauchbar wird.
B. Andropogongras. Die Aussichten für
die Verwendung des Andropogongrases zur Her-
stellung von Papier sind nur wenig günstiger als
bei Elefantengras. Die Ausbente ist zwar an-
nähernd die gleiche wie bei Stroh und Esparto.
*) Die Beschreibung der angewandten analntischen
Methoden sowie eine Tabelle mit den Analysenergeb-=
nissen konnten wegen Raummangels nicht wiedergegeben
werden.