Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

W 173 20 
Rolonialwirtschaftliche Mitteilungen. 
  
Versuche über die Eignung von Steppengräsern aus 
Togo zur Daplerfabrikation. 
Wiederholt ist in den letzten Jahren die Frage 
erörtert worden, ob nicht dem fühlbaren Mangel 
an Rohmaterial für gewisse Zweige der Papier- 
industrie durch Erschließung neuer Hilfsquellen in 
den Schutzgebieten abzuhelfen sei. Es hat in 
dieser Richtung nicht nur ein regerer Meinungs- 
austlausch zwischen Vertretern der deutschen Papier- 
industrie und der Kolonialverwaltung stattgefunden, 
sondern es sind auch mehrfach Vorprüfungen 
kolonialer Rohstoffe ausgeführt worden, die in- 
dessen ein greifbares Ergebnis bisber nicht ge- 
zeitigt haben. Es lag nun nahe, eine ein- 
gehendere Untersuchung darüber anzustellen, ob 
die in den westafrikanischen Steppen in seltener 
ÜUopigkeit und in dichten ausgedehnten Beständen 
vorhandenen Gräser zur Lieferung von Roh- 
material für Strohstoffpapiere würden heran- 
gezogen werden können. Für eine eventuelle 
Ausbeutung kamen zunächst die Grassteppen im 
südlichen Togo in Frage. Vor weiterem mußte 
jedoch festgestellt werden, ob die Bestockung der 
Steppen in der Nähe der Eisenbahnen und der 
Zufuhrwege zu diesen dicht genug ist, um an 
cine Ausbeutung der Grasbestände und an einen 
Transport zur Küste in größerem Umfange denken 
zu können, und ferner, wie hoch sich die Ge- 
stehungskosten belaufen würden. 
Die nach diesen Richtungen hin angestellten 
Ermittlungen ergaben, daß zwar die Bestockung 
der Steppen in der nächsten Nähe der Verkehrs- 
wege vollkommen ausreicht, daß jedoch die Ge- 
stehungskosten einschließlich des Transports bis 
zur Küste sich verhältnismäßig hoch beliefen. Und 
zwar ergab die Berechnung, daß an eine in- 
dustrielle Verwendung der Gräser nur dann zu 
denken war, wenn die Fasern besonders hervor- 
ragende Eigenschaften aufwiesen. Es kam also 
nunmehr darauf an, das Material auf seine 
technischen Qualitäten einer genauen Prüfung 
unterziehen zu lassen. Hierzu wurden aus- 
reichende Proben der in den Steppen Togos 
vornehmlich vertretenen und in geschiedenen Be- 
ständen vorkommenden Grasarten, nämlich des 
sogenannten „Elefantengrases“ (Pennisetum 
Benthami) und der zur Gattung Andropogon 
gehörigen, miteinander vermischt auftretenden 
Arten aus Togo, beschafft. 
Herr Kommerzienrat Hans Zanders in 
Bergisch-Gladbach hatte sich seinerzeit in dankens- 
werter Weise erboten, die fraglichen Untersuchungen 
ausführen zu lassen. Da die Ergebnisse dieser 
Versuche Anspruch auf Interesse erheben dürfen, 
  
wird der Bericht des Herrn Zanders mit Ge- 
nehmigung des Verfassers nachstehend auszugs- 
weise zum Abdruck gebracht.“) 
Versuche über die Anwendbarkeit von 
Elefantengras und Andropogongras zur 
Herstellung von Papier. 
Die vom Kaiserlichen Gouverneur von Togo 
zur Begutachtung zugesandten beiden Grasproben, 
nämlich etwa 5 kg Elefantengras und etwa 10 kg 
Andropogongras, wurden zur Prüfung auf Brauch- 
barkeit für die Papierfabrikation nach dem bei 
Roggenstroh und Espartogras im Großbetrieb 
gebräuchlichen Verfahren aufgeschlossen und ge- 
bleicht. Zum Vergleich wurden die beiden letzt- 
genaunten Rohstoffe, deren papiertechnische Eigen- 
schaften infolge jahrelanger Verarbeitung in allen 
Einzelheiten bekannt sind, genau ebenso be- 
handelt. 
Beurteilung. 
A. Elefantengras. Es ergab sich, daß 
man das Elefantengras zur Herstellung von 
Papier wegen der viel zu geringen Ausbeute 
nicht vorteilhaft verwenden kann. Ein weiteres 
Hindernis bilden die überaus zahlreich vor- 
kommenden großen Knoten. Um letztere voll- 
ständig aufzuschließen, ist eine sehr große Menge 
Lauge von hoher Konzentration erforderlich. Bei 
Anwendung einer solchen könnte man zwar die 
in den Knoten vorhandenen Fasern gewinnen, 
würde dann jedoch gleichzeitig die leichter auf- 
schließbaren, viel wertvolleren Fasern der Inter- 
nodien zerstören („tot kochen“), wodurch die Aus- 
beute noch ungünstiger ausfallen müßte. Es 
bleibt daher nichts anderes übrig, als entweder 
die Knoten vor dem Kochen auf mechanischem 
Wege zu entfernen, ein Verfahren, welches tech- 
nisch schwer ausführbar ist, oder aber die nach 
dem Kochen mit Lauge von normaler Konzen- 
tration noch hartgebliebenen Knoten durch ein 
geeignetes Sieb von dem Stoff zu treunen. Bei 
Anwendung letzterer Methode gelang indessen ein 
großer Teil der schwer bleichbaren Knotenfasern 
in den Stoff, wodurch derselbe zur Feinpapier= 
fabrikation unbrauchbar wird. 
B. Andropogongras. Die Aussichten für 
die Verwendung des Andropogongrases zur Her- 
stellung von Papier sind nur wenig günstiger als 
bei Elefantengras. Die Ausbente ist zwar an- 
nähernd die gleiche wie bei Stroh und Esparto. 
*) Die Beschreibung der angewandten analntischen 
Methoden sowie eine Tabelle mit den Analysenergeb-= 
nissen konnten wegen Raummangels nicht wiedergegeben 
werden.
	        
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