Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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zur Zeit Herden in Jaunde, Edea, Ebolowa und 
Lolodorf. Diese sind von geringerer Bedentung 
und werden mit Ausnahme von Jaunde von nicht 
fachmännisch vorgebildeten Beamten verwaltet. 
Die größte Bedeutung unter diesen hat die Herde 
in Jaunde; sie besteht aus von Adamaua im- 
portierten Buckelrindern, die mit Allgäuer Bullen 
gekreuzt werden. Der Hauptzweck dieser Herde 
besteht in der Schaffung von Zugvieh sowie von 
Schlachtvieh für die dortigen Europäcr.!) Nach 
Maßgabe der vorhandenen Mittel und der Zu- 
nahme fahrbarer Wege sollen auch die anderen 
genannten Herden allmählich vergrößert werden. 
Die Grundlinien, nach denen hier in der 
nächsten Zeit vorgegangen werden soll, sind im 
vorstehenden zu zeichnen versucht. Die Durch- 
führung dieser Organisation wird sich mit deren 
Wachstum mit dem vorhandenen Personal nicht 
durchführen lassen. Schon in der Denkschrift zum 
Etat für das Jahr 1912 ist darauf hingewiesen, 
wie unverhältnismäßig gering die zur Pflege der 
Viehzucht zur Verfügung stehenden Mittel im 
Vergleiche zu den Aufgaben sind, vor denen wir 
hier stehen. In Zukunft werden daher größere 
Mittel für die Pflege der Viehzucht ausgewendet 
werden müssen. 
Anlage 1. 
Instruktion für die Sennerei Bueg 
1. Auf der Sennerei Buca wird uur Vieh reiner 
Allgäuer Nasse gezlichtet. 
2. Die Aufgabe der Sennerei ist neben der Ver- 
sorgung der Curopäer von Anca und Soppo mit 
Molkereiprodukten die Abgabe von Zuchtbullen, später 
auch Rindern, an andere Dienststellen, Private und 
Eingeborene. 
Zu Schlachtzwecken werden nur zur Zucht oder 
zum zuge unbrauchbarc oder nicht notwendige Tiere 
abgegeben. Junge Bullen sind nur dann zu kastrieren, 
wenn ihre Verwendung zu Zuchtzwecken von voruherein 
ausgeschlossen erscheint. Auszumerzende Tiere sind 
sobald wie möglich ab zugeben, damit sie nicht zu schwer 
werden. 
3. Die Hauptzahl des gehaltenen Viches hat sich 
nach dem Bedarf an Molkereiprodukten und dem Be- 
darf an zuchtbullen zu richten, darf aber mit Rücksicht 
auf das zur Verfügung stehende Gelände die ahl von 
70 Milchkühen mit dem zur Erhaltung dieses Bestandes 
nötigen Nachwuchs und den abezugebenden Bullen nicht 
überschreiten. Dazu kommen noch vier Zugtierc. 
4. Für je 40 zu deckende Tiere ist ein Bulle zu 
stationieren. Zur Verhütung von Inzucht erfolgt 
periodenweise der Bezug neuer Zuchttiere aus Deutsch- 
land. 
5. Bei der Nachzucht ist besonders darauf zu 
achten, daß solche Tiere der Sennerei möglichst lange 
erhalten bleiben, die gute Leistungen aufweisen und 
zugleich diese Leistungsfähigkeit vererben. Ist der 
*“]) Siehe Anlage 6. 
*) Die im folgenden mitgeteilten Instruktionen 
sind nur nuszugsweise zum Abdruck gelangt. 
  
Sollbestand erreicht, so sind die weniger wertvollen 
Tiere sobald wie möglich zu ersetzen durch solche, die 
von leistungsfähigen Kühen abstammen. 
6. Bis der Sollbestand erreicht ist, werden weib- 
liche Tiere nicht abgegeben. Bei der Abgabe von 
Bullen ist darauf zu achten, daß an die gleichen Ab- 
nehmer bei den periodenweise erfolgenden Neu- 
bestollungen nicht verwandte Tiere abgegeben werden. 
Zur Erleichterung der Kontrolle ist jedem Empfänger 
cin möglichst weitgehender Abstammungenachweis des 
Bullen zu übergeben. 
7. Sümtliche Zuchttiere sind durch Anbringung von 
Ohrmarken möglichst frühzeitig zu kenngeichnen, damit 
stets der Identitätsnachweis geliefert werden kann. 
8. Nach genauer Kennzeichnung sind die Tiere in 
das Zuchtregister ein zutragen. 
Es sind ferner zu führen: 
ou) ein Probemelkeregister zur Eintragung des 
Resultats des monatlich einmal stattfindenden 
Probemelkens, 
b) ein Viehbestandsregister, 
JP0) ein Milchregister mit den dazu nöligen Oilfs- 
liften, 
(I ein Tagebuch. 
Cc) ein Lohnregister, 
.f) ein Vorratsregister, 
C ein Düngungs-, Saat- und Ernteregister. 
— 
An die Station Buca ist monatlich zum zwecke 
der Einziehung oder Verrechnung eine Liste der ab- 
gegebenen Molkereiprodukte und der zu zucht= oder 
anderen zzwecken abgegebenen Tiere vorzulegen, und 
zwar je eine Liste für bar einzuziehende und zu ver- 
rechnende Beträge (letztere für Lieserungen an Dienst- 
stellen). Alljührlich am 1. April ist über die Verände- 
rungen im Bestand der Tiere zu berichten und der 
Wert der Tiere abzuschätzen. 
9. Die Schweinehaltung ist in Anbetracht des 
wenig günstigen Klimas nur so weit aus zudehnen, als 
zur Verwertung der Molkereiabfälle notwendig ist. 
So weit möglich, sind die Sauen zu einer solchen geit 
zu decken, daß die Ferkel in der Trockenzeit fallen und 
aufwachsen. 
10. Der für das Rindvieh alds Beifutter notwendige 
Mais wird auf dem Vorwerk angebaut. Den Bedarf 
an Makabo zur Verfütterung an Schweine und das 
Rindvieh deckt die Sennerei durch Anbau im cigenen 
Betriebe. 
Es muß das Bestreben der Sennerei sein, im 
Anfang der Trockenzeit so viel Hen zu gewinnen, daß 
während der ganzgen Regengeit dem Rindvieh Hen als 
Beifutter gereicht werden kann. 
Anlage 2. 
Instruktion für das Vorwerk Buea. 
1. Das Vorwerk Buca züchtet Kreuzungen zwischen 
Allgäuer Bulien und Waldlandrindern. Die NRreuzungs- 
versuche zwischen Allgäuer= und Buckelvieh werden nicht 
fortgesetzt, der Vestand au Buckelvieh wird nicht erhöht. 
2. Das Vorwerk hat den Zweck, den Schlachtvieb— 
bedarf von Buca, Soppo und Vietoria zu decken, für 
den eigenen Betrieb Zugvieh heranzuziehen, solches 
an die Sennerei abzugeben und zeitweilig das Fuhr- 
wesen der Station Auca zu besorgen. Ferner sind 
brauchbare Kreuzungotiere an andere Diensttellen, an 
Private und Eingeborenc zur Hebung der Landesvieh- 
zucht abzeugeben. 
3 Die Stärke des Viehbestandes soll die Zahl 
von etwa 200 nicht überschreiten.
	        
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