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gab einen Ertrag von ¾ Ballen vom Acker
(40,5 Ar); man nimmt an, daß dieses an sich
gute Ergebnis noch besser gewesen wäre, wenn
man mit dem Pflanzen frühzeitiger begonnen hätte.
Der Boden, auf dem die Versuche vorge-
nommen wurden, ist der Alluvialboden des Pecos-
Tales, der sich zu jener Zeit gebildet hat, als der
Fluß noch viel mehr Wasser führte als heute.
Man glaubt, daß sich die besten Aussichten für
einen lohnenden Anbau ägyptischer Baumwolle
in denjenigen Bezirken finden, die, durch Irri-
gation bewässert, ein Agypten ähnliches Klima
aufweisen, wie ein solches eben im Pecos-Tal
vorherrscht. Als Saat wird beste Metafifi= oder
Jannovich-Saat empfohlen.
Da ägyptische Baumwolle etwa den doppelten
Preis wie amerikanische gewöhnlichen Grades
bringt und im Werte nur hinter den besten Gra-
den von Sea-Island zurücksteht, so liegt darin
schon ein erheblicher Ansporn zu ihrer Aupflan-
zung und Zucht.
Der ägyptischen Baumwolle werden vier be-
sondere Eigenschaften nachgerühmt:
sie eignet sich am besten zum Mercerisieren
und allen denjenigen Verfahren, durch welche dem
Fabrikat ein seidenartiger Glanz verliehen wird;
ihre besondere Reinheit und Freiheit von
Noppen, ihr Glanz und ihre besondere Fähigkeit,
Farben anzunehmen, macht sie in hervorragender
Weise zur Vermischung mit Seide und für alle
Waren geeignet, die wie Baumwollen-Satin und
dergleichen Glanz erhalten sollen;
die bräunliche Färbung der Metafifi-Faser
eignet sich besonders für solche Waren, die wie
Spitzen-Gardinen und dergleichen eine natürliche
Ecru-Farbe haben sollen;
sie ist in hervorragender Weise für Herstellung
fester Garne und Nähmaschinen-Zwirne geeignet,
die besonders fest sein müssen und wofür sonst
nur beste Sea Island-Baumwolle Verwendung
finden kann.
Um dieser besonderen Eigenschaften willen
wird alljährlich auch nach den Vereinigten Staaten
von Amerika ägyptische Baumwolle eingeführt;
die direkte Einfuhr aus Agypten in Ballen zu
500 Pfund erreichte in den letzten Jahren fol-
genden Umfang: 1895: 59 864, 1900: 106 166,
1905: 108 283, 1906: 103669, 1907: 169731,
1908: 120 187, 1909: 129985, 1910: 102 217,
1911: 183 736.
Der als Statistiker in Baumwollkreisen wohl-
bekannte Sekretär der Baumwollbörse von New
Orleans ist der Ansicht, daß diese Statistik wohl
nicht die ganze Einfuhr an ägyptischer Baumwolle
nsHmfaßt, da ein Teil derselben auch über England
importiert, als solche aber unter den Importzahlen
aus England nicht getrennt aufgeführt wird.
(Bericht des Kaiserl. Konsuls in New Orleans
vom 29. Februar 1912.)
"Daßnahmen zur bebung der Baumwollkultur
in Oittelasien und Transkauhasien.
Einem Berichte des Kaiserlichen General-
konfulats in St. Petersburg werden folgende
weiteren Angaben') über Hebung der Baumwoll=
kultur in Mittelasien und Transkaukasien ent-
nommen:
Die Kündigung des russisch= amerikanischen
Handelsvertrags hat die Frage der Entwicklung
der Baumwollkultur in Mittelasien und Trans-
kaukasien wieder mehr in den Vordergrund gerückt.
Man möchte zu diesem Zwecke gern energische
Mittel ergreifen und das private Kapital für
die großen Bewässerungsunternehmungen mobil
machen, aber die Angst vor fremdem Einfluß
stellt sich auch hier wieder hemmend in den Weg.
Der Amerikaner Mr. Hamond, der sich für diese
Angelegenheit interessierte, hat sich wegen der
Schwierigkeiten, die man ihm machte, von der
Sache ganz zurückgezogen.
Die Hauptverwaltung für Agrarwesen und
Ackerbau hat einen Gesetzentwurf über die Ver-
pachtung von fiskalischen Ländereien in Turkestan
zu Bewässerungen und zur Kultivierung von
Baumwolle ausgearbeitet. Danach sollen Aus-
länder, Juden und Armenier kein Land zur Be-
wässerung und Benutzung erhalten dürfen, Aktien-
gesellschaften, an denen Ausländer beteiligt sind,
dürfen zwar Land auf Pacht erhalten, aber nicht
wie russische Untertanen es unter Umständen zu
Eigentum erwerben.
Mit diesen Bestimmungen, von denen die
Regierung trotz der Proteste der Industriellen
aus politischen Gründen nicht abgehen wollte, ist
dem Gesetz ein großer Teil seines praktischen
Wertes genommen.
Kommt das Gesetz in der vorliegenden Gestalt
zustande, so wird sein Erfolg kein sehr großer
sein, es müßten dann die großen Moskauer In-
dustriellen ihre Mittel für die Entwicklung des
russischen Baumwollbaues reichlicher als bisher
zur Verfügung stellen.
Neben dieser wichtigen Maßregel zur Ver-
größerung der Aubaufläche der Baumwolle ist
noch eine Reihe von kleineren Mitteln in Aussicht
genommen. Man will zur Verbilligung des
Baumwollbaues die Benutzung von Maschinen
fördern; es sollen neue Versuchsstationen, Muster-
farmen und Samenpflanzungen angelegt und die
fachmännischen Instruktoren vermehrt werden.
*) Ugl. „D. Kol. Bl.“ 1912, S. 309f.