Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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Eingelne, meist englische Firmen, bringen auch 
quadratisch behauene Blöcke, besonders von Khara, 
Chlorophora und Okolla zur Verschiffung. Sie er- 
sparen dadurch einen Teil der Fracht für den Trans- 
port zum Markt und haben noch den Vorteil, daß das 
Holz nicht gang waldgrün zur Verschiffung gelangt. 
Ein weiterer Vorteil ist die im Schutzgebiete 
billigere Arbeit des Behauens durch Farbige. Die 
Arbeit geschieht gewöhnlich auf dem Holgstapelplatze 
der betreffenden Firma und bei wertvollen Blöcken 
durch angeworbene besondere Arbeiter. 
Gesällt wird gewöhnlich in der Trockenzeit und 
ausschließlich durch die männliche Bevölkerung. 
Die Monate der Regen= und Trockenzeiten sind 
von den unseren verschieden. So haben die Gebiete 
des Muniflusses die kleine Trocken zeit mit wenig Regen 
in den Monaten Januar, Februar. Im Märg und 
April herrscht dort eine kleine Regengeit. Im Mai, Juni, 
Jnli. August ist die Zeit der großen Trockenzeit. 
Deshalb ist die zweite Hälfte vom Mai bis 
August einschließlich die günstigste Zeit zum Fällen, 
die ungünstigste Zeit zum Triften und Flößen. Die 
Monate September, Oktober, November gelten als 
große Regenzeit. 
Im Dezember fällt sehr wenig Regen; dieser 
Monat bildet den llbergang zur kleinen Trockenzeit. 
Von einer Regelmäßigkeit des Einsetzens und der 
Dauer der verschiedenen Zeiten kann natürlich nicht 
die Rede sein. 
Die Fällungsarbeiten beschränken sich jedoch nicht 
allein auf die große Trockenheit, sondern hängen auch 
von der Nachfrage nach Holz durch die Europäer und 
von den gegahlten Preisen, also vom Markte ab. 
Beim Fällungsbetrieb lassen sich die Eingeborenen 
reichlich Zeit. Ist die Fällungsgegend weit entlegen, 
so baut sich der Farbige in der Nähe des Fällungs- 
platzes und später in der Nähe der Triftbäche kleine 
Buschhürten, in denen er mit Weib und Kind wohnt, 
bis der Verkauf der Hölzer an den Curopäer statt- 
gefunden hat. 
Die Schlagräumung oder das Herausschaffen der 
Alöcke vom Hiebsort zu dem nächsten Triftwasser ge- 
schieht auf einem freigeschlagenen, etwa 10 m breiten 
Weg, der mit Stangen, senkrecht zur Wegachse gelegt, 
zum leichteren Fortrollen der runden Blöcke her- 
gerichtet wird. 
Bei ebenem Terrain rollen ungefähr 10 bis 
20 Farbige mit Hebebäumen den Block auf dem mit 
den eingelnen gelegten Stangen vorbereiteten Weg 
entlang. Mit ausßerordentlicher Gewandtheit werden 
auf diese Weise große Strecken manchmal bis 5 km 
und mehr zurückgelegt. 
Ist der eingelne Block in das Triftwasser gebracht, 
so wird er mit langen Stangen geleitet, solange ge- 
nügendes Wasser vorhanden ist. 
Bei eintretendem Wassermangel, wie in der kleinen 
Trockenzeit, wird in wirklich kunstvoller Weise durch 
quer zum Triftbach von den Farbigen aus Holz, 
Zweigen und Erde errichtete Schleusen das Wasser 
künstlich verstärkt. 
Die gerade zu großzartige Ausnutzung des Geländes 
bei Anlegung des ganzen Schleufensystems nötigt jedem, 
der zum erstenmal diesen Betrieb sieht, Bewunderung 
ab. Als Wasserpforten dienen bei größeren Schleusen 
die mittleren Stangen, die senkrecht zu den Querbalken 
frehen. Diese werden herausgerissen und durch den 
Druck der nachdrängenden Wassermassen und der Blöcke 
stürzt, unter der Leitung der Farbigen mittels Stangen, 
Block für Block bis zum nächsten Stauwerk, bis endlich 
fößbares Wasser errcicht ist. 
  
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Nicht immer ist der Transport des Holges mit 
diesen Schwierigkeiten des Wald= und Wassertransports 
verbunden. 
Ich bin selbst im frangösischen Kongo und in 
Spanisch-Guinea in Waldgebieten gewesen, in denen 
die nutnzbaren Okumebäume noch direkt an den flön- 
baren Krieks oder Flüssen stehen. 
Die getrifteten Blöcke werden von den Farbigen 
zu kleinen Flößen von zwei, drei und mehr Blöcken 
vereinigt, die auf den Holzsammelplatz des europäischen 
Käufers gebracht werden. 
Während die Besichtigung der Blöcke durch den 
kaufenden Holghändler bereits am Fällungsplatze oder 
an den Triftbächen erfolgt, wird der eigentliche Kauf 
erst am Holzsammelplatz abgeschlossen. Gegen Abgabe 
cines Gutscheins oder des Kaufpreises wird der Block 
übernommen. Der Gutschein wird von dem farbigen 
Verkäufer an die Faktorei der Firma gebracht:; dort 
wird der Schein gegen Leistung des Kaufpreises ein- 
gelöst. 
Je nach Holgart und Verbringungsschwierigkeiten 
schwanken die Verkaufspreise. Während die Preise der 
verschiedenen Hölzer einen bereits wieder vom Welt- 
markte abhängigen und damit innerhalb gewisser 
Grengen bestimmten Preis besitzen, muß für besonders 
schöne Blöcke der wertvolleren Hölzer bei weiten Ent- 
sernungen und schwierigem Transporte ein besonderer 
Preis bezahlt werden. 
Der Holzsammelplatz des Europäers ist gewöhn- 
lich ein im Bereiche von Ebbe und Flut liegender 
Teil eines Krieks, der von Natur aus hierzu geeignet 
erscheint. 
Hier werden die kleinen, von den Eingeborenen 
gebrachten Floße zu einem großen Floße von 50 bis 
100 und mehr Blöcken vereinigt. 
In die eingelnen Blöcke wird in der Mitte je ein 
Ringbolzen fest eingeschlagen, durch dessen Ring eine 
daumenricke Stahltrosse gezogen wird. So wird Block 
an Block gereiht, bis das Floß zum weiteren Trane- 
port für die Dampferbarkasse fertiggestellt ist. 
Das fertige Floß wird unter Benutzung von Ebbe 
und Flut soweit in die Nähe des Ankerplatzes des 
Holzdampfers gebracht, wie cs Zeit und Ufergelände 
gestatten. Die Barkasse des Dampfers faßt an diesem 
Ankerplatz das Floß und schleppt es zum Dampfer. 
Für diesen ganzen Trift= und Floßtransport herr- 
schen in Franzgösisch-Kongo und Spanisch-Guinca wirk- 
lich sehr günstige Verhältnisse. 
Auf meiner Weiterreise von Sibange, Munda- 
Fluß, Gabun-Fluß und besonders Muni-Fluß und den 
kleineren Küstenflüssen, die ich im Boot oder Kann von 
Gabun bis Campo mit einer Ausnahme sämtlich bis 
zum Ende ihrer Schiff= und Flösbarkeit hinanffahren 
konnte. fand ich überall die gleichen günstigen Verhält- 
nisse, die erst nördlich Bata anfhören; damit hört auch 
der Holgerport auf. 
Ahnlich, und zum Teil besser wic in den günstig- 
sten Gegenden von Französisch-tongo und Spanisch= 
Guinea sind die Wasserverhälmisse in den Mahagoni- 
Konzessionsgebieten von Süd-Nigerien. 
Die in Kamerun bestehenden Wasserverhältnisse 
sind nur teilweise für den Floßbetrieb geeignet. Der 
Campo als Grenziluß ist nur ein kurzes Stück flösbar 
und hat den Nachteil einer schweren vorliegenden Barre. 
Die Regierung selbst lat am unteren Flusse nur 
noch sehr wenig Land im Eigenbesit. Der Lokundse 
fällt für den Flößzbetricb völlig and. 
Der Njong käme in seinem Unterlauf von Dehane 
ab für den Floßbetrieb in Frage, die fehlenden kleinen. 
das Nebengelände erschließenden Krieks, die vorliegende
	        
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