Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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steigert werden könnte. Die darauf hinzielenden 
Bestrebungen haben zwar bisher bei den Ein- 
geborenen nur geringen Erfolg gehabt; jedoch 
hofft man durch weitere Belehrungen dahin zu 
kommen, daß die Wachsgewinnung von den Ein 
geborenen mehr und sachgemäßer betrieben wird. 
Aus dem Adamauabezirk wird folgen- 
des berichtet: 
„Während die Fulbe sich um die Suche nach 
wildem Honig oder gar um Domestizierung der 
Bienen so gut wie gar nicht bemühen, sondern sich 
nur den sehr beliebten Honig von den Heiden, 
sonderlich im Marktverkehr, zu beschaffen suchen, 
sind die Heiden in der Gewinnung von Honig 
außerordentlich rege. Überall in Heidengegenden 
findet man in der Nähe von Ortschaften auf alten 
hohen Bäumen angebrachte Bienenkörbe, die von 
sehr starken Schwärmen bewohnt sind. Als wilde 
Behausungen dienen den Bienen hohle Baum- 
stämme, jede Art hochgelegener Schlupfwinkel, im 
Gebirge Felsspalten usw. 
Wachs wird nur sehr wenig verwertet, da der 
Honig den Eingeborenen vornehmlich als Nah- 
rungsmittel und Genußmittel dient. Jedoch 
kennen sie überall die Wachszubereitung. In 
Heidenortschaften wird durchziehenden Expedi- 
tionen nicht selten als Geschenk so viel 
Honig gebracht, daß Soldaten und Träger 
reichlich davon genießen können. Auch bringt 
jede Tributkolonne in Garua — die Macht- 
haber haben jährlich eine vorgeschriebene Menge 
Korn als Tribut nach Garua zu senden — eine 
große Anzahl Töpfe mit Honig mit, die je nach 
Größe für 0,50 M. oder 1,00 M. an Europäer 
und Farbige verkauft werden. Das Interesse der 
Eingeborenen für die Wachsgewinnung würde 
wesentlich gesteigert werden, wenn die Handels- 
firmen diesem Artikel größere Aufmerksamkeit 
schenken und dem Mert des Produktes ent- 
sprechende Preise an die Eingeborenen zahlen 
würden. 
Die bisherige Art der Honiggewinnung im 
Adamauabezirk kann man nur als Raubbau be- 
zeichnen. Die Heiden räuchern die Bienenstöcke 
aus und vertreiben die Tiere, ehe sie sich an den 
Honig heranwagen. Wer einmal mit der Bös- 
artigkeit eines wilden Bienenschwarms Bekannt- 
schaft gemacht hat, wird allerdings den Leuten 
diese beqgueme Art der Gewinnung nicht verübeln. 
Von Bienenzüchtungsversuchen sind sie noch weit 
entfernt.“ 
Von besonderem Interesse ist alsdann noch 
ein Bericht des Hauptzollamtsvorstehers Glock, 
der sich während seiner Amtstätigkeit in Kamerun 
mit Domestizierungsversuchen wilder Bienen be- 
  
schäftigt hat. Seine Ausführungen seien zum 
Schlusse hier mitgeteilt: 
„Bienenzucht von Hause aus kennend, habe 
ich seit 1906 an verschiedenen Orten des Schutz- 
gebiets (Buca, Jaunde, Kribi, Duala) 
oft mit mehr, oft mit weniger Erfolg zwecks 
Honiggewinnung im kleinen Bienenzucht ge- 
trieben. 
Buca, Herbst 1906. 
Den ersten Bienenschwarm, den ich mit Er- 
solg in eine europäische Bienenwohnung (selbst- 
gefertigten Dzierzonstock) einquartierte, erhielt 
ich wie folgt: 
Auf einem Spaziergang entdeckte ich in der 
Nähe des Bucadorfes in einem manngdicken 
Baumstamm, etwa 2 m über dem Boden, einen 
starken Bienenstock. Ich ließ den Baum fällen 
und nachts das Stammstück, das die Bienen ent- 
hielt — etwa 11½ lang —, heraussägen. Mit 
Säcken wurden die Offnungen verstopft und der 
Stamm nach Haus getragen. Am frühen Morgen 
des nächsten Tages nahm ich die vor Kälte nicht 
fluglustigen Bienen nebst Waben aus der Höhble 
des Stammes heraus und band sämtliche Waben 
mit ganz dünnem Draht an den Rahmen des 
Bienenstocks fest. Die wenigen im Stamm zurück- 
gebliebenen Bienen zogen sich später auch in den 
Kasten. Die Bienen blieben und trugen fleißig 
Honig. 
Jannar 1907. 
Meine Boys brachten mir die Nachricht, daß 
in Mimbia hinter dem Dorf ein Zementtin im 
Elefantengras liege, das seit längerer Zeit einen 
Bienenschwarm beherberge. Ich holte das Tin 
und logierte die Bienen mit Waben aus dem Ze- 
menttin in gleicher Weise, wie vorhin beschrieben, 
in einen Kasten um. Die Bienen blieben ebenfalls. 
Am 3. Jamuar 1907 
zog ein Schwarm unter den Giebel (innerhalb des 
Hauses) meiner Küche. Der Schwarm blieb und 
fing an zu bauen. Die Bienen belästigten in der 
Küche niemand. Sie flogen durch ein Loch im 
Wellblech des Giebels ein und aus. Sobald Brut 
in den Waben erschien, nahm ich in frühester 
Morgenstunde die Umlogierung in einen Kasten 
vor. Die Bienen blieben. 
4. Februar 1907. 
Ein in meinem Garten aufgestellter Bienen- 
kasten wurde von einem Schwarm bezogen. Die 
Bienen blieben. 
Frühjahr 1907 
habe ich verschiedene Schwärme von Bäumen in 
Fangkästen geschüttelt. Die Bienen ließ ich, 
nachdem sie sich beruhigt hatten, in einen Bienen- 
kasten laufen. Keiner der Schwärme blieb.
	        
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