Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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welche mit Dornbüschen und niedrigen Palmen= 
gruppen umstanden ist, finden wir eine Buschmann- 
Pütz, welche uns alle Viertelstunden einen Futter- 
beutel voll Wasser liefert. Die Wünschelrute schlägt 
an den verschiedensten Stellen, besonders auf dem 
östlichen Teil der Vley so stark aus, das man 
hier wohl auf einen größeren Wasserreichtum 
hoffen kann. 
Frühzeitig brechen wir am Nachmittag auf, 
um noch bei Tageslicht ein gutes Stück vorwärts 
zu kommen. Aber schon nach 6 km haben wir 
einen unfreiwilligen Aufenthalt in Geitza. 
Hier in dieser Weltabgeschiedenheit ahnt man 
nichts von unserem Kommen. Um so größer ist 
die Bestürzung in der Werft, als wir plötzlich 
hoch zu Kamel zwischen den dürftigen Laubhütten 
erscheinen. 
Entsetzen malt sich in den Zügen der Ein- 
geborenen, als sie die seltsamen Tiere vor sich 
sehen; voller Angst reißen die Weiber ihre Kinder 
an sich, um sich mit ihnen seitwärts in die 
Büsche zu schlagen. 
Durch den Zuruf des Dolmetschers gelingt 
es aber, sie davon zurückzuhalten und schließlich 
alle Bewohner der Werft zu beruhigen. 
Doch wie es nun weiter gehen soll, streiken 
unsere Führer und behaupten: sie wüßten nicht 
weiter. Mir bleibt daher nichts anderes übrig, 
als abzusatteln und neue Führer zu dingen. So 
ganz einfach ist dies nicht. Nur zögernd erklären 
sich einige Kerle bereit, bis zur nächsten Wasser- 
stelle Tsumkui (Tsumkwe) zu führen. Weiter 
wollen sie auch nicht Bescheid wissen. 
Während dieser Verhandlungen kommt der 
Kapitän „Garu“, ein alter Mann mit grauen 
Haaren mit einem großen Packen Kost aus dem 
Felde zurück. Er hatte den Stamm einer Palme 
gefällt und schleppt große Stücke davon herbei. 
Ich erwerbe zunächst seine Gunst durch 
Händedruck und eine Platte Tabak. Dann unter- 
halten wir uns eingehend über die Zubereitung 
seiner eigenartigen Kost; schließlich bringe ich 
meinen Wunsch wegen der Führer vor. 
Da ich seinen Versprechungen aber nicht traue, 
stelle ich ihm den unteren Teil meines Schlaf- 
anzuges — mit dem oberen Teil hatte ich bereits 
den Buschmannskapitän von Karakuwisa beglückt 
— als Präsent in Aussicht, wenn die Führer 
ihren Auftrag zur Zufriedenheit gelöst hätten. 
Nun kennen die Leute mit einem Male das Land 
bis Nama herunter und ich brauche in dieser 
Beziehung keine Befürchtung mehr zu haben. 
Zwei stramme Burschen, die Söhne des 
Kapitäns, traben am nächsten Morgen als Führer 
vor unserer Kolonne. 
Meist geht es querfeldein, denn von der 
alten Wagenspur ist nichts mehr zu sehen. Dann 
  
und wann steigt einer der Buschleute auf einen 
Termitenhaufen, um Ausschau in das Gelände 
zu halten. 
Ich entdeckte bald in weiter Ferne einen 
auffallenden Baum, den sie gesucht haben und 
der ihnen nun als Richtungspunkt dient. Die 
Landschaft ist immer noch schön und abwechslungs- 
reich durch die prächtigen Palmengruppen, welche 
hin und wieder zwischen den Dornenbüschen auf- 
tauchen. 
Etwa 10 km südlich Geitza überschreiten wir 
die erste Kalkpfanne. Kurz darauf noch mehrere. 
Das Gelände zeigt von jetzt ab den Charakter 
der Gegend von Okatjongeama (Barbarossahof 
südöstlich Grootfontein): Dornbusch und Gras- 
savanne; dazwischen zahlreiche große und kleine 
Vleys, die ihres Kalkuntergrundes wegen nach 
der Regenzeit noch lange Wasser führen mögen. 
Der Buschmann kennt sie gewiß sämtlich und 
hat auch seine Bezeichnung dafür. Für uns hat 
es aber vorläufig keinen praktischen Wert, alle 
diese Namen festzustellen oder womöglich noch 
neue hinzuzufügen. Es wird hierdurch nur die 
Übersicht der Karte erschwert, und zurechtfinden 
kann sich schließlich doch niemand danach. 
In Tsumkui treffen wir eine vereinzelte 
Buschmannsfamilie, die gerade im Begriff ist, 
mit ihrem Hab und Gut nach Geitza überzu- 
siedeln, angeblich weil das Wasser alle ge- 
worden ist. 
Hier haben wir wieder mal einen Beweis 
von der Faulheit und Eigenart der Buschleute, 
die lieber tagelang durch das Gelände bis zum 
nächsten Wasser pilgern, als daß sie eine Stunde 
daran wenden, ihr altes Wasserloch zu ver- 
größern. 
In diesem Falle ist es wirklich nicht schwierig. 
Schon äußerlich ist an dem Kalkeinbruch zu er- 
kennen, daß hier viel Wasser sein muß. Wir 
vertiefen das Loch um einige Spatenstiche und 
haben schon nach einer halben Stunde Wasser 
im Überfluß. 
Die Kallpfannen im südlichen Kaukau-Veld 
sind wahrscheinlich zuerst von den Ovambandjern 
(Ostherero) aufgemacht, die zum größten Teil 
durchs Kaukau-Veld in die Gegend von Gobabis 
eingewandert sind. Darauf deuten auch ver- 
schiedene Namen hin, z. B. Otjikarema. Der 
Buschmann würde wohl gar nicht so viel Kalk- 
löcher eröffnet haben. 
Der einsame Affenbrotbaum (Baobab), welcher 
unweit der Pfanne sein gigantisches Haupt in 
die Lüfte erhebt, macht einen gewaltigen Ein- 
druck auf uns und unsere Eingeborenen. 
Noch mehr aber stannen wir, als wir am 
nächsten Vormittag in Gurä neun solcher Baum- 
riesen sohen, von denen der stärkste Stamm auf
	        
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