Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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Ein freundliches Aussehen hat die Landschaft 
wieder bei Nausche, das von den Buschleuten 
als „Brack“ bezeichnet wird. Es ist ein Omuramba- 
mit schönen bewaldeten Ufern. Das Flußbett 
selbst, dessen Untergrund aus Sand und Lehm 
besteht, ist dicht mit Gras und guten Futter- 
büschen bewachsen. 
Leider fehlt es an Zeit, um diesen Omuramba 
näher aufzuklären. Festgestellt wird, daß er nach 
Süden einen kurzen Seitenarm entsendet, der 
alsbald im Sande verläuft. In dieser Aus- 
buchtung liegt eine kleine Quelle im Ried ver- 
steckt, die nach gründlicher Reinigung sehr ergiebig 
sein dürfte. 
Nach Norden kann der Omuramba gewiß nicht 
das Dreieck Gautscha — Kautza (Kchautsa) — 
Nama überschreiten, da wir ihn sonst noch einmal 
hätten schneiden müssen. Demnach scheinen hier 
dieselben Verhältnisse vorzuliegen wie am Ma- 
goro-Vley. 
Zwischen Nausche und Garn ist das Gelände 
gewellt und mit Dornenparzellen und Palmen- 
gruppen bestanden. Auf dem tiefschwarzen Boden 
wächst ein vorzügliches Gras. Die Wasserstelle 
befindet sich im harten Kalkstein und genügt 
gerade für die sechs Buschleute, welche hier ihr 
kümmerliches Dasein fristen. 
Von ihnen erfahren wir, daß die südlichste 
Wasserstelle Gam (Dorn) in diesem Jahre ebenso- 
wenig Wasser haben soll. 
Wie gut ist es also, daß wir nicht von Riet- 
fsontein an der Ostgrenze entlang über Gam, 
Garu marschiert sind! Wir hätten uns hier, 
nach einem Marsch von 260 km Durststrecke, in 
einer wenig beneidenswerten Lage befunden. 
Ferner hören wir, daß in Lewisfontein, 
das schon auf englischem Gebiet liegt, ein Vieh- 
posten der Betschuanen sei. Auf deutscher Seite 
soll östlich der Linie Tsumkui — Nama kein 
Wasser mehr vorhanden sein. 
Um nicht etwa unliebsame Weiterungen 
wegen Grenzüberschreitung hervorzurufen, sehe ich 
von dem Marsch nach Lewisfontein ab und 
marschiere von Nama, das am 14. September 
erreicht und vollkommen trocken gefunden wurde, 
direkt durch den Busch nach Gautscha. Dort 
treffen wir am 15. früh ein. Am 16. wird der 
Rückmarsch auf dem alten Wege, der jetzt gut 
passierbar ist, angetreten und am 18. früh 
Kauara wieder erreicht. 
Das Gelände zwischen Gautscha, Debra 
und Tsumkui. 
Stabsarzt Kahle berichtet hierüber: 
Von Gautscha nach Südwest erstreckt si 
ein großes Kalkfeld. Klippige Kalkhügel wechseln 
mit tiefrissigen kleineren und größeren Vleys. 
  
Die Bewachsung ist sehr spärlich; Gras ist kaum 
sichtbar, sonst nur trostloser Hackies= und Kamel- 
dorn mit halb verdorrten Blättern. Unwillig 
und zögernd treten die Kamele aus, die scharf- 
kantigen Klippen und die spitzigen Dornen 
empfinden sie schmerzlich. Hier und da steht ein 
Baobab, der mit seinen kahlen gen Himmel ge- 
streckten Armen das Trostlose der Landschaft nur 
verstärkt. Zeitweise werden nicht sehr alte Pferde- 
und Ochsenspuren sichtbar, sie stammen von Bet- 
schuanen vom Ngamisee, die hier der Jagd auf 
Giraffen obgelegen haben, deren starke Fährten 
häufig zu sehen sind. 
Bei Kabi (lutzema) wird Rast gemacht, 
nachdem wir zuvor eine Viertelstunde an einem 
kalkigen Omuramba entlang marschiert sind, in 
dem zahlreiche „wilde Ebenholzbäume“ (Zizyphus 
mucronatus) andenten, daß hier das Wasser 
nicht allzu tief liegt. Wir finden auch ein zu- 
geschwemmtes Kalkloch. Nachdem wir etwa 1½ m 
tief Erde ausgeworfen haben, sind wir auf dem 
Kalkgrund angelangt. Es strömt reichlich Wasser 
nach. 
Der Omuramba von Kabi mündet gleich 
östlich in eine große mit Stechgras und Futter- 
busch bewachsene Kalkpfanne. Zahlreiche Spuren 
deuten an, daß diese Fläche ein Lieblingsplatz 
für Wildebeester und Springböcke ist. Jenseits 
der Pfanne gibt ein riesiger Baobab unsere 
Marschrichtung an. Noch bei stehender Sonne 
sind wir in Keitsa; dies ist ein kreisrunder Kalk- 
einbruch von etwa 50 m im Durchmesser. In 
der Mitte liegt ein kleiner Teich, dessen Ränder 
von Großwild zerstampft sind. Sonst sind mehrere 
gut wasserhaltende Kalklöcher vorhanden. 
Bald jenseits Keitsa durchreiten wir wieder 
eine zweite große Kalkpfanne. An ihrem West- 
ende steht ein etwa 50 Stück starkes Rudel 
Wildebeester. Neugierig äugen sie nach uns, 
einige junge Stücke machen ihre drolligen Kapriolen. 
Einer von uns springt vom Tier. Da, ein 
Zeichen des Leitbullen und das ganze Rudel 
verschwindet flüchtig in einer Staubwolke. Jen- 
seits der Pfanne zwingt uns die Dämmerung 
zur Nachtruhe; nach Aussage unserer Führer 
soll ein großes Wasser ganz in der Nähe sein. 
Dies ist Debra. Am anderen Morgen, noch 
ehe die Sonne heraus ist, sind wir dort. Wir 
erblicken ebenfalls einen Kalkeinbruch, ganz wie 
in Keitsa. Ein Viehkrahl mit nicht sehr altem 
Ochsenmist zeigt, daß die Wilddiebe vom Ngami- 
see auch hier an der Arbeit gewesen sind. 
Bald hinter Debra passieren wir kurz hinter- 
einander die Kalkpfannen lomlka (lamka) und 
knoa. Beide Pfannen, im Durchmesser etwa 
50 m, haben noch offenes Wasser, teilweise in 
Kalklöchern. Die ganze omuramben= und vley-
	        
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