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ähnliche Landschaft zeigt, daß hier überall Wasser
aufzumachen ist.
Der Busch wird dichter und der Graswuchs
stärker. Bald sind wir in !ang!ana angelangt.
Es ist ein Kalkeinbruch von etwa 70 m Durch-
messer mit zahlreichen flachen Kalklöchern, auf
deren zugeschwemmtem Grund sich zumeist noch
Wasser befindet. Nachdem wir aus einem Loch
in der Mitte etwa 1 m schwarzer Erde gehoben
haben, erhalten wir für Mensch und Tier ge-
nügend Wasser. Es läuft sehr reichlich nach.
In der ganzen Gegend scheinen viel Busch-
leute zu hausen. Als von uns in der Nähe
der Wasserstelle ein Wildebeest geschossen ist,
stellen sich im Nu eine Menge der gelben Kerle
ein. Ganz in der Nähe von langlana in west-
licher Richtung liegt noch die Wasserstelle Deniko,
ein Kalkeinbruch mit offenem Wasser von etwa
10 m Durchmesser.
Nördlich von langlana wird die Landschaft
freier. Der schwarze Boden verschwindet all-
mählich, dafür tritt roter Sand zutage. Es ist
der Charakter des Sandfeldes. Frische Giraffen-
spuren werden häufiger. Ein Marsch von knapp
einer Stunde führt uns nach Dausi, einem
Kalkeinbruch, von hohen Kameldornbäumen
malerisch umkränzt. Auch hier findet sich reichlich
Wasser, in der Mitte ein kleiner Teich, durch
Wild stark zerstampft. Mit stark sinkender Sonne
gelangen wir nach Tsäruwe. Auch hier ist viel
Wasser in etwa 1½ m tiefen Kalklöchern.
In der Richtung auf gganlmui wird das
Gelände wieder klippig. Das Süßgras wird
wieder vom Sauergras verdrängt. Vleys und
Omuramben wechseln mit Kalkhügeln. Der
Baobab tritt sehr zahlreich auf, sowohl alte wie
jüngere Exemplare. Kaum 100 m von uns
steht eine Giraffe mit einem Saugkalb, das die
possierlichsten Sprünge vollführt. Anscheinend
weiß es nicht, wo es mit seinen langen Läufen
hin soll. Die Giraffe ist von gewaltiger Größe,
sie könnte bequem aus dem ersten Stock einer
Berliner Mietskaserne fressen. Die Tiere des
Berliner Zoo sind Zwerge dagegen. Auch das
sehr junge Kalb hat bereits die Größe eines
stattlichen Kamels erreicht. Auffällig ist, daß die
Farbe des Kalbes graubraun ist, im Gegensatz
zu der prächtigen Decke der Mutter. Es gelingt
uns auf etwa 65 m heranzureiten. Es ist ein
Jammer, daß dieses Prachtwerk der Natur wahr-
scheinlich auch bald einer räuberischen Betschuanen-
kugel zum Opfer fallen wird.
Ganz in der Nähe finden wir ein reichlich
Wasser haltendes Kalkloch, von den Buschleuten
uns als Iguilgan bezeichnet. Unweit davon
zeigen sich einige mächtige frische Löwenspuren.
Die schnell hereinbrechende Ddämmerung mahnt
uns zur Rast, wir lagern am Rand einer lang-
gestreckten omuramba-ähnlichen Kalkpfanne, die
sich in der Ferne nach Nordost umbiegend ver-
liert. Zum Schutz gegen einen nächtlichen Löwen-
besuch werden gewaltige Feuer entzündet.
Am andern Morgen passieren wir frühzeitig
[Lgankmui, einen Kalkeinbruch mit einem flachen
Wasserloch am Rand. Zweifellos ist es leicht,
reichliches Wasser aufzumachen. Hier hatte im
Frühjahr 1906 die Patronille Gräff ein Gefecht
mit Herero, die nach endloser durstiger Flucht endlich
geglaubt hatten, mit ihrem halb verdursteten
Vieh hier eine Ruhestätte gefunden zu haben.
[lgankmui und Umgegend hat völlig Sand-
feldcharakter, Kameldornsteppe mit leichtem Kamel-
dornbestand auf rotem Sandboden.
In der Richtung auf Tsumkui wird das
Gelände wieder stark klippig, der Boden zeigt
ganz spärlichen Graswuchs, der Dornbusch nimmt
überhand. Frühzeitig um Nachmittag treffen wir
wioder in Tsumkui ein.
Es hat sich auf unserem Wege herausgestellt,
daß die Entfernungen Gautscha — Debra —
Tsäruwe —Tsumkui wesentlich kürzer sind, als
die auf den früheren Karten angegebenen.
Westlich der Linie Debra — Tsumkui soll
nach Angabe unserer Führer kein Wasser mehr
sein. Dieser Behauptung ist jedoch mit Miß-
trauen zu begegnen, weil die Buschleute ungern
zu Stämmen führen, die ihnen nicht gut bekannt
sind; persönlich wissen sie nur in dem Jagdbezirk
ihrer Sippe Bescheid. Es ist jedenfalls kaum
denkbar, daß das ganze nördliche Sandfeld völlig
wasserlos ist. Gerade die fast unpassierbaren
Hackiesdornstreifen verbergen hier häufig die
Wasserstellen. Hier muß eben eine systematische
Erforschung einsetzen.
Die Buschleute.
Für den Ethnologen ist das Kaukau-Veld noch
eine reiche Fundgrube. Hier fristen die Busch-
leute, noch unberührt von aller Zivilisation, in
alter Ursprünglichkeit ihr Leben im Kampf um
das Dasein. Doch wie lange wird es dauern,
dann ist auch die Kultur dieser Kulturlosen ver-
schwunden und der moderne Verkehr hastet über die
letzten Trümmer dieses unglücklichen Volkes hinweg.
Die Vorboten der neuen Kultur sind bereits
da. Wenn man die Bewohner von Karakuwisa
mit denen von Kauara und Gautscha vergleicht,
wird man zweifellos einen Unterschied merken.
Erstere haben schon im Dienste des weißen
Mannes gestanden; ihnen sind manche Annehmlich=
keiten des menschlichen Lebens kein Geheimnis mehr.
Im Innern ist aber noch vieles anders. Die
einfachsten Sachen sind hier noch unbekannt.
Gibt man dem Buschmann eine Schachtel Streich-