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touren besucht werden. Sobald sich dann Ge-
legenheit, nach Neumecklenburg zu kommen,
bieten würde, sollten wir, d. h. der landwirt-
schaftliche Sachverständige beim Gouvernement
Dr. Gehrmann und ich, nach Namatanai hin-
überfahren und von dort zu Fuß bis Käwieng
marschieren. Die Reise nach Kaiser Wilhelms-
land sollten wir dann nach unserer Rückkehr in
Gemeinschaft mit dem Gouverneur ausführen.
Gleich nach meiner Ankunft im Schutzgebiet
setzte aber ein derartig heftiger Nordwest-Passat,
verbunden mit heftigem und anhaltendem Regen,
ein, daß es nicht möglich war, in die Pflanzungen
zu gehen. Ich benutzte daher die Zeit des Auf-
enthaltes in Rabaul zur Durchsicht der einschläg-
lichen Akten des Gouvernements und zu einer
Bestandsaufnahme des botanischen Gartens. Eine
in Gemeinschaft mit Bezirksamtmann Stübel
nach der Südküste von Neupommern geplante
Reise mußte aufgegeben werden, weil der be-
treffende Dampfer, der uns dorthin bringen
sollte, des schlechten Wetters wegen nicht aus-
laufen konnte.
Am 26. bot sich durch den Dampfer „Sumatra"
vom Norddeutschen Lloyd, der die Küstenfahrt
im Bismarckarchipel versieht, Gelegenheit, nach
Neumecklenburg zu gelangen. Bei Tages-
grauen trafen wir am 27. vor Namatanai ein
und konnten Kaisers-Geburtstag auf der dortigen
Regierungsstation feiern. Leider verregnete das
für die Eingeborenen hergerichtete große Fest.
Der folgende Tag erlaubte infolge dauernden
Regens den Abmarsch nicht. Wir marschierten
dann am 29. Januar zusammen mit Stations-
leiter Wostrak und dem dort seit kurzem statio-
nierten Regierungsarzte Dr. Kröning nach Labur
an der Westküste der Insel ab. Neumecklenburg
ist ein schmales, sehr langgestrecktes Land, durch
das sich in der Länge mehr oder weniger hohe
Gebirgszüge hindurchziehen. Die Küste hat einen
teils schmalen, teils breiteren Gürtel niedrigen
Vorlandes. Diese Beschaffenheit des Landes
bringt es mit sich, daß sich die Pflanzungen an
der Küste befinden und auch die noch wenig aus-
gebauten Verkehrswege sich an dieser entlang-
ziehen. Menn unsere Reise programmäßig ver-
lief, so mußten wir auf unserem Wege alle be-
deutenderen Pflanzungen der Insel kennen lernen.
Wir marschierten auf der Westseite der Insel bis
in die Landschaft Messi. Auf diesem Wege
sahen wir die beiden im letzten Jahre begonnenen
Pflanzungen von Hornung und von der Kalili-
gesellschaft, wir machten ferner einen Abstecher
nach der Pflanzung von Hansen in Karu und
durchquerten hierbei die Insel zweimal an ihrer
schmalsten Stelle.
Durch die Veröffentlichung der Ergebnisse der
Reise von Professor Sapper nach Neu-Mecklen-
burg in den „Mitteilungen aus den deutschen
Schutzgebieten“ ist man in weiteren Kreisen auf
das sogenannte Läletplateau aufmerksam ge-
worden. Sapper spricht sich hier zuversichtlich
bezüglich der wirtschaftlichen Möglichkeiten dieses
etwa 800 m hoch gelegenen Gebiets aus. Es
war daher dem Gouverneur daran gelegen, ge-
nauere Unterlagen über die wirtschaftlichen Mög-
lichkeiten dieses Gebiets zu erhalten, und so hatten
wir den Besuch des Plateaus in unseren Reise-
plan ausgenommen. Von der Landschaft Messi
aus stiegen wir auf einem sehr beschwerlichen
Wege, der aber nach Angabe der Eingeborenen
der beste sein sollte, bei schwerem Regen in einem
Tage auf das Plateau hinauf. Wir blieben bei
gutem Wetter zwei Tage oben. Aus folgenden
Gründen kamen wir zu der Ansicht, daß das
Plateau vorläufig ohne jeden wirtschaftlichen
Wert ist:
1. Die Zerrissenheit des Geländes erlaubt den
Plantagenbau nicht.
2. Es herrscht hier während eines großen Teiles
des Jahres Wassermangel.
3. Das Gelände ist für die dortigen Verhält-
nisse mit Eingeborenen stark besiedelt. Der
Plantagenbau derselben nimmt bei dem ge-
ringen Ertrage der Felder fast die ganze
bebaufähige Fläche in Anspruch.
4. Das Plateau, dessen Größe nach oberfläch-
licher Schätzung etwa 6000 bis 8000 ha
betragen mag, ist nicht groß genug, um die
bei etwaigem Plautagenbau — Sapper denkt
an Kaffeebau — für notwendige Wegebauten
entstehenden Kosten zu lohnen.
Wie auch Sapper schreibt, haben wir hier
oine karstähnliche Landschaft vor uns. Der ganze
Gebirgsstock besteht aus gehobener Koralle. Durch
die auslangende Tätigkeit des Wassers und die
nachfolgenden Zusammenstürze der Hohlräume ist
die ganze Landschaft mit Trichterbildungen durch-
setzt, deren Wände meist einen Neigungswinkel
von 35 bis 50 Grad und eine Tiefe von oft 10
und mehr Metern haben. An den Wänden dieser
Trichter kann man sich von der einen Seite des
Plateaus in der Horizontalen nach der anderen
Seite hin bewegen. Interessant sind die am
Fuße dieses Gebirgsstocks entspringenden Quellen,
sie kommen in einer ungewöhnlichen Stärke aus
den Kalkwänden oder aus weiten Grotten heraus.
Den Abstieg nahmen wir nach der Landschaft
Lassigi. Dieser Abstieg war bisher ebenso wie
der von uus genommene Aufstieg noch von keinem
Europäer begangen worden. Mir nahmen des-
halb eine Ronte auf. Der Absltieg wurde uns
von einem in der Landschaft heimischen Soldaten
als der bei weitem beste bezeichnet. In der Tat