Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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bildet er einen so gleichmäßig abfallenden Pfad, 
daß man ihn mit Ausnahme nur weniger kür- 
zerer Strecken mit geringer Mühe zu einem für 
Maultiere und Pferde gangbaren Saumpfad aus- 
bauen könnte. 
Wir gingen nun auf der Ostseite der Insel 
weiter und erreichten bei Katendan die Bezirks- 
grenze zwischen Süd= und Nord-Neumecklenburg. 
In Panakundu verließen uns unsere bisherigen 
Begleiter, und wir marschierten zu Fuß auf der 
sogenannten Boluminski-Straße weiter nach 
Fissoa. Auf dieser Wegestrecke gibt es außer 
einer Missionsstation keine Niederlassungen von 
Europäern. Die Straße ist breit ausgeschlagen, 
und die Bäche sind alle mit Holzbrücken versehen; 
man kann den Weg daher sehr gut im Wagen 
oder zu Pferde zurücklegen. Für den Fuß- 
wanderer ist er besonders bei srischer Beschotte- 
rung mit scharfem Korallensande, wie wir sie an- 
trafen, eine Qual. Von Fissoa bis Käwieng 
ist die Straße mit leichteren Lastwagen und 
Automobilen befahrbar. Die Pflanzungen Nord- 
Neumecklenburgs liegen nun auf dieser Wegestrecke 
in kurzen Abständen nebeneinander. Es sind 
meist Unternehmungen von 100 bis 300 ha 
Größe. Wir besuchten die Pflanzungen Fissoa, 
das Unternehmen von Metzner und Enders, 
dasjenige von Assunto Constantini und die 
Neuanlage von Nauer in Lakuremao. In 
dem dortigen Rasthaus trasen wir dann mit dem 
Leiter des Bezirks, Bezirksamtmann Boluminski, 
zusammen. Von diesem erfuhren wir, daß die 
„Sumatra“, die uns ursprünglich am 14. Februar 
in Käwieng abholen sollte, nicht dorthin kommen, 
sondern am folgenden Tage uns in Lakuremao 
abholen würde. Es hatte also keinen Zweck, 
weiter zu marschieren, und zu unserem großen 
Bedauern konnten wir daher die weiteren Unter- 
nehmungen, die gerade ihres Alters wegen be- 
sonders interessant gewesen wären, nicht besuchen. 
Die „Sumatra“ traf pünktlich ein, und durch 
das Entgegenkommen des Kapitäns fuhr der 
Dampfer dicht unter der Küste nach Käwieng 
zurück, so daß wir dort das Gestüt und die Re- 
gierungsplantage, wenn auch sehr flüchtig, sehen 
konnten. Der Dampfer lief dann die Fischer- 
und Gardnerinseln an, wo wir zum Besuche 
der Pflanzung Teripax an Land gingen. Auf 
dem Wege nach Rabaul leruten wir dann noch 
die neue Pflanzung der Matandeduk-Gesell- 
schaft sowie den Platz eines chinesischen Händlers 
kennen, der zugleich auch eine Kokospflanzung 
angelegt hat. Am 16. Februar waren wir wieder 
in Rabaul. 
Zwei Tage später fuhren Dr. Gehrmann 
und ich in Begleitung des Gouverneurs auf dem 
Dampfer „Prinz Sigismund“ nach Kaiser- 
  
Wilhelmsland ab. Auf der Fahrt nach 
Friedrich-Wilhelmshafen liefen wir die Fran- 
zösischen Inseln an und gingen in Peter- 
hafen an Land. Hier hat die Neu-Guinea- 
Kompagnie einen Anbauversuch mit Kakao in 
großem Maßstabe (250 ha) unternommen. Die 
Zeit erlaubte es leider nicht, diese Anlagen ein- 
gehend zu besichtigen. Der Gouverneur beab- 
sichtigte in Friedrich-Wilhelmshafen dienstliche Ge- 
schäfte zu erledigen und dann die Kaiserin- 
Augustafluß-Expedition nach ihrem Bestim- 
mungsort zu bringen. Hierdurch war uns Ge- 
legenheit gegeben, einerseits den Plantagendistrikt 
an der Astrolabebay kennen zu lernen und ander- 
seits die im Dienste des Kolonial-Wirtschaftlichen 
Komitees in der Nähe von Friedrich-Wilhelms- 
hafen mit dem Einsammeln von Gutta und 
Kautschuk beschäftigten Malaien bei ihrer Arbeit 
aufzusuchen. Wir besichtigten die Pflanzungen 
der Neu-Guinea-Kompagnie in Modilon und 
Jomba und fuhren mit der Pinasse des Bezirks- 
amts nach Alexishafen. Dort hat die katholische 
Mission vom heiligen Herzen Jesu ihre Haupt- 
niederlassung. Sie hat in neuerer Zeit eine um- 
fassende wirtschaftliche Betätigung begonnen. Von 
großem Interesse war für uns der Besuch der in 
der Nähe im großen Stile angelegten Reisfelder. 
Die Reiskultur ist vor wenigen Jahren hier auf- 
genommen worden in der Absicht, den großen 
Bedarf der Mission selbst durch eigne Kultur zu 
decken und allmählich auch den Reisbau bei den 
Eingeborenen einzuführen. Die ganze Anlage 
befindet sich noch im Versuchsstadium; zur Zeit 
war man damit beschäftigt, eine von einem Motor 
angetriebene Reismühle aufzustellen. Mustergültig 
ist auch das Sägewerk der Mission. Es arbeitet 
mit modernen Maschinen und deckt seinen ganzen 
Bedarf aus den benachbarten Wäldern. Durch 
die Aufstellung von Holzbearbeitungsmaschinen ist 
das Werk in der Lage, den ganzen Bedarf der 
Mission an Brettern und Möbeln selbst herzu- 
stellen. Während die Mission doch sonst sehr viel 
für die Verbreitung des Handwerks unter den 
Eingeborenen tut und vor kurzem sogar eine 
Seilerei zur Herstellung von Tauwerk und Seilen 
eingerichtet hat, siel es mir auf, daß in der 
Tischlerei so wenig Eingeborene als Lehrlinge 
beschäftigt werden. 
Inzwischen traf der Regierungsdampfer 
„Komet“ mit der Sepik-Expedition an Bord 
in Friedrich-Wilhelmshafen ein. Am 27. Februar 
konnten wir auf dem „Komet“ die Weiterreise 
nach dem Augustafluß antreten und gingen 
noch an demselben Abend im Fluß vor Anker. 
Mir lagen bei dem Dorfe Kopar 2, wo am 
nächsten Morgen Eingeborene als Dolmetscher an 
Bord genommen wurden. Der Fluß hatte zur
	        
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