Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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Zeit einen sehr hohen Wasserstand und über- 
schwemmte an vielen Stellen die Ufer weithin. 
Das Landschaftsbild bietet auf der ganzen Fluß- 
fahrt wenig Abwechslung. Weite Grasebenen 
wechseln mit Buschstreifen, größeren Waldpartien 
und Sagosümpfen ab. Das Wetter war regne- 
risch, so daß wir nur selten einen Durchblick auf 
die die weiten Ebenen einsäumenden Berge und 
Hügelketten hatten. Wir legten unterwegs noch 
mehrmals an, um weitere Dolmetscher für den 
oberen Fluß zu gewinnen. An einigen Stellen 
hatte das Hochwasser die auf starken Pfählen am 
Ufer des Flusses erbauten teils sehr kunstvollen 
Hütten der Eingeborenen unterspült. Wenn man 
auf einem schnellen Fahrzeuge, wie es der 
„Komet“ ist, vorbeifährt, erscheint die Bevölke- 
rung für die Verhältnisse Neuguineas recht zahl- 
reich. Ein zahlenmäßiger überschlag läßt sich 
aber nicht geben. 
Die Expedition beschloß ihr Hauptlager in der 
Nähe des Hunsteingebirges beim Dorfe Malu zu 
errichten. Das erste Herrichten des Lagerplatzes, 
das Ausladen der vielen der Expedition gehörigen 
Güter nahm die Zeit vom 3. bis 8. März in 
Anspruch. Erst am 9. März konnten wir die Tal- 
fahrt antreten. Auf dieser Fahrt nahm ich in 
Gemeinschaft mit Dr. Gehrmann die Sagobestände 
an beiden Ufern des Flusses, soweit sie von der 
Brücke des Dampfers aus sichtbar waren, auf, 
und zwar in der Weise, daß die Bestände nach 
der Position des Dampfers in die von der Ham- 
burgischen wissenschaftlichen Expedition aufsgenom- 
mene Karte eingetragen wurden. Die Bestände 
sind ganz gewaltig. Beim Wiederabsetzen der Dol- 
metscher sahen wir uns in dem Dorfe Kopar 
die Art der Sagogewinnung der Eingeborenen an. 
Mittags liefen wir am 10. März wieder aus 
der Flußmündung aus und warfen zwei Stunden 
später in der Hansabucht gegenüber der Pflan- 
zung Awar Anker. Unter Führung des Besitzers 
Gramms machten wir dann am Nachmittag noch 
einen Rundgang durch die Pflanzung. Diese 
verdient besonderes Interesse, weil dort ein um- 
fangreiches Dränagesystem durchgeführt worden 
ist, dessen augenscheinlich großer Erfolg auch für 
manche andere Kokospflanzung der Kolonie vor- 
bildlich sein sollte. Da es an dieser Küstenstrecke 
noch eine Reihe anderer Pflanzungen gibt, so 
marschierten wir am nächsten Tage am Strande 
entlang nach der benachbarten Pflanzung Nubia, 
von dort nach Potsdamhafen, Muliama und 
Bugia. Bei der Pflanzung Muliama ist be- 
sonders bemerkenswert, daß diese größtenteils auf 
steil abfallenden Bergen angelegt ist. Die Gegend 
gilt als besonders regenarm. Die Palmen wachsen 
in den Bergen langsam und ungleichmäßig. Daß 
die Trockenheit des leicht durchlässigen Kalkbodens 
  
hieran die Schuld trägt, scheint mir aus der Tat- 
sache hervorzugehen, daß die in den Schluchten, 
in denen während des größten Teiles des Jahres 
Wasser läuft, stehenden Palmen sich bedeutend 
besser entwickelt haben. 
Die Pflanzung Bugia, die der katholischen 
Mission gehört, hatte kürzlich angefangen, von 
ihren Fikusbeständen Kautschuk zu zapfen. Die 
Mission war mit den erzielten Erfolgen zufrieden. 
In der Nacht von dem 11. auf den 12. März kehrten 
wir nach Friedrich-Wilhelmshafen zurück. 
Den folgenden Tag brachten wir mit der 
Besichtigung der Pflanzungsanlagen in Stephans- 
ort und Constantinhafen zu. Beides sind 
Niederlassungen der Neu-Guinea-Kompagnie. In 
Stephansort wurde früher Tabak gebaut, der 
aber später durch Kokospalmen ersetzt wurde; 
hier befinden sich auch ältere bereits zapffähige 
Quartiere von Heven bras. und Fikus el., 
während in Constantinhafen ein Anbauversuch 
von Sisal in größerem Maßstabe im Gange jist. 
Das Ergebnis dieses letzteren Versuches scheint 
mir von besonderer Bedeutung für die Gegend 
von Constantinhafen bis zum Kap König Wilhelm 
zu sein. 
Der „Komet“" fuhr dann bei schönem Wetter 
dicht unter der Küste bis zum Kap König 
Wilhelm. Diese Küste ist durch ihren stufen- 
förmigen Aufbau sehr auffällig. Am 15. März 
besuchten wir die beiden einzigen Europäer- 
niederlassungen an der Südküste von Neupommern, 
die Pflanzung der Forthaithsgesellschaft in 
Arawe und das erst kürzlich begonnene Unter- 
nehmen des Pflanzers Katzer am Möwehafen. 
Da die Ansicht in Neuguinea sehr verbreitet ist, 
daß hier im Süden bestes Pflanzungsland in 
großen Mengen noch unberührt liege, so ver- 
suchten wir mit dem Motorboote des „Komet“, 
soweit als es die beschränkte Zeit zuließ, den 
Pouliefluß hinaufzugelangen. Es ist dies der- 
selbe Fluß, von dem ausgehend die Hamburgische 
wissenschaftliche Expedition die Durchquerung von 
Süd-Neupommern durchgeführt hat. Wir fuhren 
auch den bei der Katzerschen Pflanzung mün- 
denden Fluß etwa zehn Seemeilen hinauf. Die 
lange Schiffbarkeit der verhältnismäßig kleinen 
Flüsse und die ebene Beschaffenheit des Geländes 
läßt den Schluß zu, daß es später möglich sein 
wird, hier im Inneren des Landes Pflanzungen 
anzulegen. Eine eingehende Erkundung des 
Landes im Süden von Neupommern in wirt- 
schaftlicher Beziehung erscheint mir daher sehr 
aussichtsreich. 
Auf der folgenden Rückfahrt nach Rabaul 
liefen wir noch eine der Pflanzungen der Chi- 
nesenansiedlung in Süd-Neumecklenburg an und 
waren am 16. zurück.
	        
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