Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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wurde, wie bei einer gründlichen Umarbeitung 
mit Handgeräten. Da aber bei Anwendung des 
Pfluges die Bodenbearbeitung schneller auszu- 
führen ist und die Eingeborenen selbst weniger 
zu arbeiten brauchen, so dürfte, falls es gelingt, 
die Eingeborenen zu ausgedehnterer Verwendung 
dieser Pflüge zu bringen, eine bedeutende Zu- 
nahme des Baumwollanbaus zu erwarten sein. 
Weite Landstrecken sollen infolge ihrer günstigen 
Bodenbeschaffenheit auch für die Verwendung von 
Dampfpflügen durch kapitalkräftige Gesellschaften 
geeignet sein. 
Der Anbau von Kaffee hat in dem letzten 
Jahre eine größere Ausdehnung erfahren; die 
damit bestandene Fläche soll über 200 ha be- 
tragen. Man hofft auch diese Kultur bei den 
Eingeborenen beliebter machen zu können, um 
dadurch die Gefahren, die bei einem einseitigen 
Baumwollbau infolge ungünstiger Konjunkturen 
oder Mißernten eintreten können, zu verringern. 
Die Kaffeebäumchen haben sich im allge- 
meinen gut entwickelt. Nur in einem Fall zeigte 
sich ein Befall der Blätter durch Colletotrichum 
coffeae. Durch Ausreißen und Verbrennen der 
stark angegriffenen Bäume sowie durch Bespritzen 
mit Bordelaiser Brühe in weniger schweren 
Fällen hat man die Krankheit mit Erfolg bekämpft. 
In geringem Maße ist neben Kaffee auch 
Kakao von Pflanzern angebaut worden. Auch 
der Frage des Anbaus kautschukliefernder 
Pflanzen wendet man sein Augenmerk zu. Was 
für Uganda vorzuziehen ist, ob Hevea oder Ma- 
nihot, darüber sind die Meinungen noch stark 
geteilt. Mit beiden werden die Versuche fort- 
gesetzt. Genügende Erfahrungen auf diesem Ge- 
biet liegen aber zur Zeit noch nicht vor. Erst 
wenn die bestehenden Pflanzungen ein zapffähiges 
Alter erreicht haben werden, wird sich auf Grund 
der Zapfergebnisse ein entscheidendes Urteil ge- 
winnen lassen. Das mit Hevea bestandene Areal 
beträgt augenblicklich 584 ha, während mit Ma- 
nihot nur 48 ha bepflanzt sind. 
Die mit Tabak unternommenen Versuche sind 
einstweilen eingestellt worden, sollen jedoch später 
an anderen Orten wieder ausgenommen werden. 
Versuche mit dem Anbau von Weizen werden 
im Mbaledistrikt fortgesetzt. Wenn sie Erfolg ver- 
sprechend auslaufen, ist die Anlage einer Mühle 
geplant, deren Produkte besonders im belgischen 
Kongo Absatz finden sollen. 
Versuche, Reis unter Zuhilfenahme künstlicher 
Bewässerung anzubauen, sind fehlgeschlagen. Man 
ist deshalb bestrebt, den Upland-Reis als Ein- 
geborenenkultur einzuführen, da dieser zu seinem 
Gedeihen einer bedeutend geringeren Wassermenge 
bedarf. 
Wie bereits erwähnt, ist die Viehzucht im 
  
Uganda-Protektorat stark verbreitet. Um die Be- 
kämpfung der häufig auftretenden Viehseuchen 
energisch betreiben zu können, ist ein ausgedehnter 
Veterinärdienst geschaffen worden. Dank dieser 
Einrichtungen ist es im Berichtsjahr fast durch- 
weg gelungen, Ausbrüche von Rinderpest, Ost- 
küstenfieber usw. auf ihren Herd zu beschränken 
und auf diese Weise größere Schädigungen der 
eingeborenen Viehzüchter zu vermeiden. 
In gleicher Weise wurde auch das Studium 
und die Bekämpfung der Pflanzenschädlinge durch 
einen Regierungsentomologen mit dem erforder- 
lichen Nachdruck betrieben. 
Zum Schluß sei noch eines Versuches Er- 
wähnung getan, der die Domestizierung eines 
wilden Seidenspinners, Anaphe infracta, zum 
Gegenstand hatte. Nachdem die Erforschung der 
Lebensbedingungen und der Entwicklung der Tiere 
sowie der Anbau geeigneter Futterpflanzen ge- 
lungen ist, glaubt man, eine Züchtung mit Erfolg 
betreiben zu können. 
ie Besiedlungsfähigbelt des belgischen Kongo. 
Geographisch zerfällt der belgische Kongo in 
zwei große Teile, ein Hochland und ein Tiefland. 
Das Hochland erhebt sich zu einer durchschnitt- 
lichen Meereshöhe von 400 m und umfaßt etwa 
2 300 000 qkrm. Im Tiefland südlich vom 
Aquator unterscheidet man die Trockenzeit, von 
Mitte Mai bis Mitte Oktober, und die Regenzeit 
während der übrigen Monate. Die Temperatur 
schwankt zwischen 13 und 36° C. Sie steigt 
höher während der warmen Regenzeit, so daß 
infolge der gleichzeitigen Feuchtigkeit eine drückende 
Hitze entsteht. Dagegen herrscht während der 
trockenen Jahreszeit ein fast ständiger Luftzug, 
der die Hitze durch seine erfrischende Wirkung 
erträglich macht. Im Hochland ist diese Ein- 
teilung in zwei Jahreszeiten weniger scharf aus- 
geprägt. Unter dem Aquator fällt das ganze 
Jahr hindurch Regen, in stärkerem Maße jedoch 
im November und Dezember. Das Temperatur- 
mittel ist hier beinahe dasselbe wie im Nieder- 
Kongo, aber infolge des starken Wassergehaltes 
der Luft entsteht eine ungesunde feuchte Wärme. 
In dem Gebiete nördlich des Aquators 
(Bangala, Ubangi, Uelle) beginnt die Regenzeit 
gegen Mitte Februar und erstreckt sich bis in den 
November. Das Klima ist hier ebenso ungesund 
wie im Nieder-Kongo und am Aquator. In den 
südlichen Gegenden, besonders in Katanga, trifft 
man Gebiete, wo die Temperatur durchschnittlich 
22° C. beträgt und niemals 34° C. überschreitct. 
Das Thermometer fällt mitunter bis auf # 5° C. 
Als am wenigsten gesund gelten die Bezirke 
Nieder-Kongo (Hauptstadt Boma) und Mittel-
	        
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