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Die in Daressalam durch den Bahnbau wach-
gerufene rege Bautätigkeit hat auch im Berichtsjahre
angedauert; der Anschluß mehrerer neuer Häuser er-
forderte eine Vergrößerung des Leitungeonetzes.
Der im vorigen Geschäftsbericht erwähnte Plan,
zur besseren Verwertung unserer Landgerechtsame eine
besondere Landgesellschaft zu gründen, ist inzwischen
verwirklicht worden. Wir haben im Verein mit der
Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft im Oktober 1911
die Ostafrikanische Landgesellschaft m. b. H. mit
einem Grundkapital von 100 000 K. gegründet, woran
wir mit 80 v. H. beteiligt sind. Vor Ubertragung
unserer Rechte auf diese Gesellschaft hatten wir im
Berichtsjahre 3886 ha zum Preise von 17 000 Rp.
verkauft.
Die Zahl unserer Angestellten hat am Ende des
Geschäftsjahres betragen: Curopäer 151, Farbige 3671.
Unsere Fahrzeuge sind weiter vermehrt worden.
Der Betrieb hat sich auch bei der größeren Ausdehnung
und dem bes#hleunigten Baufortschritt ohne Störungen
gut abgewickelt. Auch der Gesundheitszustand unserer
Angestellten war zufriedenstellend.
Auf der Betriebsstrecke Daressalam— Malongwe
(738 km) verkehren jetzt wöchentlich in jeder Richtung
zwei Züge, und zwar Montag und Freitag ab Dares-
salam und Sonntag und Mittwoch ab Malongwe.
Außerdem fährt je ein Zug von Daressalam nach
Morogoro jeden Mittwoch und in umgekehrter Richtung
jeden Sonnabend.
Zur Beförderung der großen Mengen Bangüter
mußten täglich zwei, geitweise drei Materialgüge in
seder Richtung fahren.
Die Betriebseinnahmen haben gegen das Vorjahr
wieder in allen Zweigen zugenommen.
Befördert wurden 1911 77591 (gegen das Vorjahr
— 21 511) Personen, 74 006 (+ 8015) Tonnen Güter
und 10968 (+ 5054) Stück Vieh und vereinnahmt
218 921 (+ 70 677) Rp. — 1 Rp. = 1,33 — für
Personen. 1 722 318 (+ 743 381) Rp. für Güter und
39 189 (+ 18 743) Rp. für Viehtrausporte.
Im einzelnen heben wir hervor, daß die Beförde-
rung von Reis, roher Baumwolle, Baumwollwaren,
Kantschuk, Sisalhanf, Olfrüchten, Wachs, Brenn= und
Nutzholg erfreulich zugenommen hat.
Es betrug der durchschnittliche Reiseweg eines
Europäers 196 km (1910: 168 km), eines Farbigen
138 km (1910;: 134 km), das durchschnittliche Fahrgeld
eines Europäers 12,51 Rp. (1910: 10,25), eines Farbigen
1,86 Rp. (1910: 1,80).
Angesichts der Fertigstellung der Bahn bis Tabora
tritt am 1. Juni 1912 an Stelle des bisherigen Kilo-
metertarifs ein Staffeltarif in Kraft.
—G *
*
Unsere Beteiligung an der Ostafrikanischen Gast-
hausgesellschaft „Raiserhof" haben wir zum Neunwerte
abgestoßen und den Erlös in Höhe von 503 566 ./(#
von den „Sonstigen Anlagen“ auf den außerordent-
lichen Reservefonds (§5 17 der Satzungen! übertragen.
Der Ernenerungefonds steht mit 1 312 210 AK, gegen
das Vorjahr um 539 641..X¾ höher, zu Buch.
1 6„ #
Die Betriebseinnahmen beliefen sich im ganzen
1911 auf 3 282 668.4. Dazu treten 129 253. KX Zinsen
und 22 775 . aus Landverkäufen. Dagegen er-
forderten: Betriebsausgaben 2 595 130 .#, Kursverlust
24759.7, Zuwendung zum Erneuerungsfondsd b5396.15.7.
desgl. zum Reservefonds 11 388 & und restliche
263.775 .i dienen zur Verzinsung des Schutzggebiets-
darlehno für die Strecke Morogoro — Rikombo. Die
Bahnanlage und Auerüstung Dares#isalam — Kikombo
steht mit 38 826 424.. zu Buch und der Bahnbau
Kikombo—Tabora mit 34 169 778.4. Demgegenüber
wird unter den Passiven das Schutzgebietodarlehn für
die gesamten Strecken mit 54 471 317.4 aufgeführt.
Deutsch - Ostafrikanische Gesellschaft.“)
Die Abrechnung für das Geschäftsjahr 1911 be-
deutet gleichzeitig den Abschluß einer 25jährigen
Tätigkeit unserer Gesellschaft unter der Rechtoform
einer zunächst preußischen und aleodann reicherechtlichen
Korporation. Vorher hatte sich die Gesellschaft unter
dem Namen „Gesellschaft für Deutsche Koloni-
sation“ und sodann „Deutsch-Ostafrikanische
Gesellschaft Carl Peters & Genossen“ drei Jahre
lang in Ostafrika, in der Hauptsache durch Land-
erwerbung und Schaffung von Stationen betätigr.
Wir dürfen mit Befriedigung auf die Erfolge der
Gesellschaft zurückblicken. Nach Uberwindung vieler
Schwierigkeiten konnten wir an der Entwicklung unserer
Kolonie vollen Anteil nehmen und unsere Basis aus-
dehnen und festigen. Das diesfjährige Geschäftsergeb-
nis erlaubt uns bei starken Abschreibungen und Rück-
stellungen eine gleiche Dividende — von 8 v. H. —
wie im Vorjahr, in Vorschlag zu bringen.
I. Handelsbericht.
Wenn auch das Jahr 19p11 gegen das besonders
günstige Vorjahr zurückbleibt, so ist es doch als be-
friedigend zu bezeichnen. Das Produktengeschäft lag
wenig günstig, indem besonders der flaue Kautschuk-
markt nachteilig einwirkte. Das Warengeschäft war
lebhaft und zufriedenstellend. Infolge der Ausdehnung
unserer Niederlassungen und größerer Aussendungen
am Ende des Jahres haben sich unsere Lager nicht
unbedentend vergrößert.
Wir besitzen jetzt in Östafrika und Mada-
gaskar 18 Niederlassungen, auf denen 63 Europäecr
beschäftigt sind.
Dem Delkrederekonto in Östafrika, auf welches
wir zur Deckung von entstandenen Verlusten zurück-
gegriffen haben, führten wir 100 902,54 Rp. zu. Neu
eröffnet wurde im Geschäftsjabr in Ostafrika die
Niederlassung Songen. Der Saldo der General-
vertretung in Daressalam geigte eine Steigerung von
571 374,50 .# gegen das Vorjahr; bei der schnellen
Entwicklung der Kolonie werden unsere Interessen von
Jahr zu Jahr weitere Ausdehnung verlangen.
Auch der Abschluß von Madagaskar darf als
befriedigend bezeichnet werden. Das Delkrederekonto
weist einschließlich der diesjährigen Dotierung einen
Saldo von 90000 Fres. auf, wodurch etwaige Verluste
leicht gedeckt werden können. Im Geschäftsjahr eröff-
neten wir eine Faktorei in Analalava. Ulusere
Vanillepflanzung Androdoat hat sich gut entwickelt:;
wir hoffen, in diesem Jahre die erste kleine Ernte zu
erhalten.
Unser Effektenbestand ermäßigte sich durch Verkauf
und Auslosung auf 1 909 226.50./. Das Konto ergab
einen Gewinn von 12 746,35-. Die Effekten setzen
sich aus mündelsicheren Papieren zusammen, es befinden
sich darunter 1 169 000 .# nom. unserer eigenen Schuld-
verschreibungen.
liber unsere fremden Beteiligungen haben
wir folgendes zu berichten: Im Jannar 1911 wurde
dic Handelsbank für IÖstafrika mit einem RKapital
von 3 Mill. als Nolonial-Gesellschaft gegründet.
Wir sind an dieser Bank, die im Dezember 1911 ihren
*) Aus dem Geschäftsbericht für das Jahr 1911.