Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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Die in Daressalam durch den Bahnbau wach- 
gerufene rege Bautätigkeit hat auch im Berichtsjahre 
angedauert; der Anschluß mehrerer neuer Häuser er- 
forderte eine Vergrößerung des Leitungeonetzes. 
Der im vorigen Geschäftsbericht erwähnte Plan, 
zur besseren Verwertung unserer Landgerechtsame eine 
besondere Landgesellschaft zu gründen, ist inzwischen 
verwirklicht worden. Wir haben im Verein mit der 
Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft im Oktober 1911 
die Ostafrikanische Landgesellschaft m. b. H. mit 
einem Grundkapital von 100 000 K. gegründet, woran 
wir mit 80 v. H. beteiligt sind. Vor Ubertragung 
unserer Rechte auf diese Gesellschaft hatten wir im 
Berichtsjahre 3886 ha zum Preise von 17 000 Rp. 
verkauft. 
Die Zahl unserer Angestellten hat am Ende des 
Geschäftsjahres betragen: Curopäer 151, Farbige 3671. 
Unsere Fahrzeuge sind weiter vermehrt worden. 
Der Betrieb hat sich auch bei der größeren Ausdehnung 
und dem bes#hleunigten Baufortschritt ohne Störungen 
gut abgewickelt. Auch der Gesundheitszustand unserer 
Angestellten war zufriedenstellend. 
Auf der Betriebsstrecke Daressalam— Malongwe 
(738 km) verkehren jetzt wöchentlich in jeder Richtung 
zwei Züge, und zwar Montag und Freitag ab Dares- 
salam und Sonntag und Mittwoch ab Malongwe. 
Außerdem fährt je ein Zug von Daressalam nach 
Morogoro jeden Mittwoch und in umgekehrter Richtung 
jeden Sonnabend. 
Zur Beförderung der großen Mengen Bangüter 
mußten täglich zwei, geitweise drei Materialgüge in 
seder Richtung fahren. 
Die Betriebseinnahmen haben gegen das Vorjahr 
wieder in allen Zweigen zugenommen. 
Befördert wurden 1911 77591 (gegen das Vorjahr 
— 21 511) Personen, 74 006 (+ 8015) Tonnen Güter 
und 10968 (+ 5054) Stück Vieh und vereinnahmt 
218 921 (+ 70 677) Rp. — 1 Rp. = 1,33 — für 
Personen. 1 722 318 (+ 743 381) Rp. für Güter und 
39 189 (+ 18 743) Rp. für Viehtrausporte. 
Im einzelnen heben wir hervor, daß die Beförde- 
rung von Reis, roher Baumwolle, Baumwollwaren, 
Kantschuk, Sisalhanf, Olfrüchten, Wachs, Brenn= und 
Nutzholg erfreulich zugenommen hat. 
Es betrug der durchschnittliche Reiseweg eines 
Europäers 196 km (1910: 168 km), eines Farbigen 
138 km (1910;: 134 km), das durchschnittliche Fahrgeld 
eines Europäers 12,51 Rp. (1910: 10,25), eines Farbigen 
1,86 Rp. (1910: 1,80). 
Angesichts der Fertigstellung der Bahn bis Tabora 
tritt am 1. Juni 1912 an Stelle des bisherigen Kilo- 
metertarifs ein Staffeltarif in Kraft. 
—G * 
* 
Unsere Beteiligung an der Ostafrikanischen Gast- 
hausgesellschaft „Raiserhof" haben wir zum Neunwerte 
abgestoßen und den Erlös in Höhe von 503 566 ./(# 
von den „Sonstigen Anlagen“ auf den außerordent- 
lichen Reservefonds (§5 17 der Satzungen! übertragen. 
Der Ernenerungefonds steht mit 1 312 210 AK, gegen 
das Vorjahr um 539 641..X¾ höher, zu Buch. 
1 6„ # 
Die Betriebseinnahmen beliefen sich im ganzen 
1911 auf 3 282 668.4. Dazu treten 129 253. KX Zinsen 
und 22 775 . aus Landverkäufen. Dagegen er- 
forderten: Betriebsausgaben 2 595 130 .#, Kursverlust 
24759.7, Zuwendung zum Erneuerungsfondsd b5396.15.7. 
desgl. zum Reservefonds 11 388 & und restliche 
263.775 .i dienen zur Verzinsung des Schutzggebiets- 
darlehno für die Strecke Morogoro — Rikombo. Die 
Bahnanlage und Auerüstung Dares#isalam — Kikombo 
  
steht mit 38 826 424.. zu Buch und der Bahnbau 
Kikombo—Tabora mit 34 169 778.4. Demgegenüber 
wird unter den Passiven das Schutzgebietodarlehn für 
die gesamten Strecken mit 54 471 317.4 aufgeführt. 
  
Deutsch - Ostafrikanische Gesellschaft.“) 
Die Abrechnung für das Geschäftsjahr 1911 be- 
deutet gleichzeitig den Abschluß einer 25jährigen 
Tätigkeit unserer Gesellschaft unter der Rechtoform 
einer zunächst preußischen und aleodann reicherechtlichen 
Korporation. Vorher hatte sich die Gesellschaft unter 
dem Namen „Gesellschaft für Deutsche Koloni- 
sation“ und sodann „Deutsch-Ostafrikanische 
Gesellschaft Carl Peters & Genossen“ drei Jahre 
lang in Ostafrika, in der Hauptsache durch Land- 
erwerbung und Schaffung von Stationen betätigr. 
Wir dürfen mit Befriedigung auf die Erfolge der 
Gesellschaft zurückblicken. Nach Uberwindung vieler 
Schwierigkeiten konnten wir an der Entwicklung unserer 
Kolonie vollen Anteil nehmen und unsere Basis aus- 
dehnen und festigen. Das diesfjährige Geschäftsergeb- 
nis erlaubt uns bei starken Abschreibungen und Rück- 
stellungen eine gleiche Dividende — von 8 v. H. — 
wie im Vorjahr, in Vorschlag zu bringen. 
I. Handelsbericht. 
Wenn auch das Jahr 19p11 gegen das besonders 
günstige Vorjahr zurückbleibt, so ist es doch als be- 
friedigend zu bezeichnen. Das Produktengeschäft lag 
wenig günstig, indem besonders der flaue Kautschuk- 
markt nachteilig einwirkte. Das Warengeschäft war 
lebhaft und zufriedenstellend. Infolge der Ausdehnung 
unserer Niederlassungen und größerer Aussendungen 
am Ende des Jahres haben sich unsere Lager nicht 
unbedentend vergrößert. 
Wir besitzen jetzt in Östafrika und Mada- 
gaskar 18 Niederlassungen, auf denen 63 Europäecr 
beschäftigt sind. 
Dem Delkrederekonto in Östafrika, auf welches 
wir zur Deckung von entstandenen Verlusten zurück- 
gegriffen haben, führten wir 100 902,54 Rp. zu. Neu 
eröffnet wurde im Geschäftsjabr in Ostafrika die 
Niederlassung Songen. Der Saldo der General- 
vertretung in Daressalam geigte eine Steigerung von 
571 374,50 .# gegen das Vorjahr; bei der schnellen 
Entwicklung der Kolonie werden unsere Interessen von 
Jahr zu Jahr weitere Ausdehnung verlangen. 
Auch der Abschluß von Madagaskar darf als 
befriedigend bezeichnet werden. Das Delkrederekonto 
weist einschließlich der diesjährigen Dotierung einen 
Saldo von 90000 Fres. auf, wodurch etwaige Verluste 
leicht gedeckt werden können. Im Geschäftsjahr eröff- 
neten wir eine Faktorei in Analalava. Ulusere 
Vanillepflanzung Androdoat hat sich gut entwickelt:; 
wir hoffen, in diesem Jahre die erste kleine Ernte zu 
erhalten. 
Unser Effektenbestand ermäßigte sich durch Verkauf 
und Auslosung auf 1 909 226.50./. Das Konto ergab 
einen Gewinn von 12 746,35-. Die Effekten setzen 
sich aus mündelsicheren Papieren zusammen, es befinden 
sich darunter 1 169 000 .# nom. unserer eigenen Schuld- 
verschreibungen. 
liber unsere fremden Beteiligungen haben 
wir folgendes zu berichten: Im Jannar 1911 wurde 
dic Handelsbank für IÖstafrika mit einem RKapital 
von 3 Mill. als Nolonial-Gesellschaft gegründet. 
Wir sind an dieser Bank, die im Dezember 1911 ihren 
*) Aus dem Geschäftsbericht für das Jahr 1911.
	        
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