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richts ausgesprochene Erwartung günstiger Erträgnisse
im Berichtsjabr vollkommen in Erfüllung gegangen
ist. Dies ist um so freudiger zu begrüßen, als es an
äußeren, störenden Momenten nicht gefehlt hat, welche
einer günstigen Entwicklung der Handels= und Ver-
kehrsverhältnisse hindernd im Wege standen.
Wir erwähnen in dieser Bezgiehung im Hinblick
auf das eine unserer Arbeitsfelder, das Schutzgebiet
Togo, die Bennruhigung, welche durch die wenig
glaubwürdigen Gerüchte über die beabsichtigte Ab-
tretung der Kolonie an Frankreich in die am Handel
mit Togo hauptsächlich interessierten Kreise getragen
wurde; ferner den bedauerlichen, durch außergewöhn-
lich heftigen Seegang verursachten Einsturz der Lan-
dungobrücke in Lome, deren selbst nur provisorische
Wiederherstellung noch längere Zeit in Anspruch nehmen
wird, so daß man bei der Ein= und Ausladung von
Gütern auch bis auf weiteres noch auf die mit grösserem
Risiko und höherer Versicherungeprämie verbundene
libernahme der Güter durch Boote angewiesen bleibt.
Glücklicherweise ist das fatale Ereignis zu einer Zeit
eingetreten, als schon der größte Teil der vorjährigen
Ausfuhrprodukte zur Verschiffung gelangt war; sonft
hätten sich die Kalamitäten des gegenwärtigen Lösch-
und Ladebetriebs noch weit empfindlicher bemerkbar
gemacht.
Die in unserm vorjährigen Bericht bereits er-
wähnte Eröffnung der Bahnlinie Lome — Atalpame
scheint in kommerzieller Beziehung noch etwas ent-
tänscht zu haben, indem nur bis zur Station Tsewie
der Güter= und Personenverkehr lebhafteren Charakter
trägt. Nach Ansicht maßgebender Kreise würde eine
Steigerung des Verkehrs sofort eintreten, wenn die
Bahn, die jetzt etwa 4 km vor der eigentlichen Stadt
Atakpame endet, bis an diese herangeführt und wenn
ferner durch den reichsten #r Olpalmengürtel des Schutz-
gebietes im Ointerland von Anecho eine etwa 50 km
lange Stichbahn gebaut würde.
Die vorläufige Beendigung der Bahnbantätigkeit
ist von wesentlicher Wirkung auf die Höhe der Cin-
fuhrgissern sowohl in beang auf die Juantitäten wie
auf den Wert gewesen: hat doch die Einfuhr an Eisen-
bahnmaterial im Vorjahre, abgesehen von dem hohen
Gewicht, einen Wert von ctwa 1½ Millionen Mark
repräsemiert. Dies muß natürlich beim Vergleich der
vorliegenden amtlichen Ziffern über die Einfuhr berück-
sichtigt werden.
Trotz dieses Rückgangs der Importwerte und des
Ausfalls an Einnahmen aus den Verkehrsanlagen in-
folge des Einsturzes der Landungsbrücke sind die
Finanzen des Schungebiets in bester Entwicklung ge-
blieben und die Zolleinnahmen weisen noch ein Plus
von 150 0000 K auf, welches in der Hauptsache wohl
auf die Einfuhr von Spiritus fällt.
Erfreulicherweise findet die verminderte Einfuhr
cinen vollen Ausgleich in einer von etwa 7 Millionen
Mark auf elwa 9 Millionen Mark gestiegenen Ausfuhr.
Hieran sind besonders beteiligt: Palmkterne, deren
Anofuhr im Jahre 1911 etwa 13 000 Tons gegen eiwa
8200 Tons in 1910 beträgt, und Palmöl mit etwa
000 Tons gegen etwa 3000 Tous im Vorjahre.
Von großer Bedeutung für die zukünftige Ausfuhr
der Olpalmenprooukte werden die jetnt auch in Togo
in der Cinrichtung begriffenen maschinellen Betriebs-
anlagen sein.
Auch die KakaKausfuhr
deutende Steigerung von eiwa
230 Tons auf.
Die Andsiuhr von Kautschuk hat sich infolge der
gewichenen Preise nicht über die Höhe des Vorfahres
weist für 1911 die be-
130 Tons auf ctwa
erheben können, wogegen Baumwolle die vorjährige
Ziffer etwas überschreiten konnte, bei sehr befriedigen-
der Qualitätsverbesserung.
Die Maisausfuhr ist dagegen im Jahre 1911 noch
weiter um etwa 2000 Tons zurückgegangen, da die
Regenmengen im zweiten Halbjahr gänzlich ungenügend
waren.
Als neues aussichtsreiches Ausfuhrprodukt aus
Togo ist im abgelaufenen Jahre der Sisalhanf von
der Plantagengesellschaft „Kpeme“ zu neunen.
Bei den günstigen Ernte= und zufuhrverhältnissen
der hauptsächlichsten und höher bewerteten Produkte
machte sich naturgemäß besonders starker Geldbegehr
der Handelskreise fühlbar, wodurch namentlich in der
ersten Hälfte des Jahres sich unserer Niederlassung in
Lome vielfach Gelegenheit zu nunbringenden Bank-
transaktionen bot. Eine Begleiterscheinung der größeren
Produktenzufuhr war auch eine verstärkte Nauftraft der
eingeborenen Bevölkerung. die unserer Niederlassung
steigenden Nunen im Inkassogeschäft brachte, so daß
ihr Gesamerträgnis nicht unwesemtlich höher ist. alo
im vergangenen Jahre, obwohl in der diesmaliagen
Berichtsperiode die Wechseltrausaktionen mit der be-
nachbarten Rolonie Dahomen bedentend reduziert waren.
Die Umsätze unserer Niederlassung Lomc im ab-
gelaufenen Jahre bielten sich mit etwa 30 Millionen
Mark auf der Höhe des Vorjahres. Die Anzahl der
Kontokorrent= und Depositenkonten ist dagegen auf
liber 300 gestiegen. Die Sparkassenabteilung unserer
Niederlassung in Lome umfaßte am Jahresende 275 Ein-
leger mit einem Gesamtguthaben von eiwa 65 000..
Der Zuwachs von etwa 190 Sparern entfällt meistens
auf eingeborene Angestellte des Gouvernements. In
den übrigen Kreisen der farbigen Berölterung herrscht
noch Abneigung gegen die Sparkasse, obwohl die Bank,
um die Cinrichtung zu fördern, bei der Verzinsung der
pargithaben ein Opfer bringt.
zu erwähnen ist noch. das wir für unsore Nieder-
lassuug in Lome auf einem käuflich erworbenen Grund-
stück ein eigenes Gebände errichtet haben, welches kürz-
lich bezogen worden ist.
Die Umsätze und Erträgnisse unserer Niederlassung
in Duala sind in erfreulichem Maße gewachsen. Die
Umsätze erreichten die Höhe von etwa 45 Millionen
Mark und entsprechen vollkommen dem Anwachsen des
Gesamthandelo des Schutnzgebiets Kamernn im
abgelaufenen Jahre. Nach den für die ersten 9 Mo-
nate des Jahres 1911 vorliegenden amtlichen Ziffern
beirug derselbe während dieser Zeit etwa 37 Millionen
Mark gegen etwa 32½ Millionen Mark in der ent-
sprechenden Periode des Vorjahres. Hiervon entfallen
von den wichtigeren Auefuhrprodukten etwa 31, Mil-
lionen Mark auf Palmkerne (im Vorjahr etwa 27. Mil-
lionen), eliwa 1¼/4 Millionen auf Palmöl (im Vorfahr
etwa 1 Million) und etwa 14 Millionen Mart auf
Nakao (im Vorjahr etwa 11½ Millionen Diese drei
Produkte weisen demnach in den Vergleichsperioden
nicht unbeträchtliche Steigerungen auf.
Das Hauptansfuhrprodukt Gummi ist dem Werte
nach gegen die Ziffer von etwa 8600 0600 . für die
9 ersten Monate des Jahres 1910 in der gleichen
Periode 1911 um etwa 350 000 .Kx zurückgeblieben.
Auch Elfenbein weist in der Ausfuhr einen Rückgang
auf, wie auch die weiteren Auösichten für den Elien-
beinhandel nicht günstig zu sein scheinen.
Dagegen belebte sich neuerdings, wie in unserem
vorjührigen Bericht in Ausicht gestellt. der Hol zerport
wieder, hauptsächlich wohl infolge besserer Preise in
Curopa.