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Talklima nach Fongomo: eine interessante Gegend,
sowohl was Landschaft als was Bewohner anlangt.
Die Landschaft erinnert an deutsche Mittelgebirge.
Für forstbotanische Arbeiten böte sich hier ein ergiebiges
Feld. Die Bevölkerung besteht jedenfalls aus einer
Mischung von Sudan= und Bantu-Negern. In Fongomo
hat wahrscheinlich eine Mischung der nach Süden zurück-
gedrängten Bantu mit eingedrungenen abgesprengten
Sudan-Stämmen stattgefunden. Tiefer in das unzu-
gängliche Waldland folgten die auf höherer Kulturstufe
stehenden Graslandbewohner den Waldleuten nicht nach.
Der Weitermarsch führte über teilweise vorzüglichen
Boden, der zweifellos. besonders in den Niederungen,
für Rakao geeignet ist. Nachdem ein kleiner Urwald-
streisfen durchmarschiert war, traten wieder zahlreiche
Olpalmen auf, die auch sehr häufig die zeichen einer
Pflege aufwiesen. Die Bevölkerung (Kinding) ist zahl-
reich und gehört zu den kräftigsten Stämmen des
Jabassi-OGimerlandes. Die Bodenkonfiguration zeigt
kegelförmige Eingelberge, auf deren nicht leicht zu-
gänglichen Höhen die Eingeborenen ihre Farmen und
Hütten angelegt haben.
In Kinding ist auf den Rücken der Hügel und
besonders auf dem mit Farnen bebauten Lande der
dort zutage tretende Laterit, wie auf vielen weiteren
Strecken, der charakteristische Boden. Besonders die
Oberschicht zeigt einen von jeder fruchtbaren Erdkrume
durch die Tropenregen ausgewaschenen steinigen Laterit-
boden, der aber trotzdem vorzüglich gewachsene Ol-
palmen zeigt. Ich erkläre mir diese Erscheinung mit
der Tatsache, daß die vielen kleinen Faser= und Saug-
wurzeln der Olpalme, die im Bedarfsfalle in eine
ziemliche Tiefe eindringen können, jene Nährstoffe
aus der Tiefe herausholen, die durch die schweren
Regenmassen durch die oberen Lateritschichten in die
Tiefe geführt und dort fein verteilt fesigehalten wurden.
Eine fruchtbare Bodenkrümelung, wie sie besonders auf
anderen Böden — u. a. auch durch die Tätigkeit der
Würmer — erfolgt, konnte ich auf diesem steinigen
Lateritboden nicht konstatieren. Durch die Atmosphärilien
und den Einfluß der Tropensonne erfolgt jedoch die
rasche zersetzung der oberen Bodenschichten.
Diesen in seiner oberen Schicht ausgebrannten
und von den Regenmassen ausgewaschenen Loaterit
zeigte auch das am 17. Februar durchauerte Gebiet
(Boagy. Farmland, Farmbusch verlassener Dörfer mit
zahlreichen lpalmen wechselt ab mit lichtem Wald,
in welchen Palmen eingesprengt sind.
Der kurze Marsch am folgenden Tag führte durch
lichten primären und sekundären Wald in eine bis jetzt
den Europäern noch wenig oder überhaupt noch nicht
bekannte Gegend nach Ndokobilak am östlichen Ulfer
des Makombe. Anscheinend schlechter Boden, geringe
Bevölkerung, wenig OClpalmen, die nur an den llfern
des Makombe zahlreich auftreten, sind charakteristisch
für das Gebiet. Besonders interessant ist hier meine
Feststellung vom Vorkommen des echten Mahagoni
(RNhaya).
Der 19. und 20. brachten einen Marsch nach
Ndokomioll, in dessen Nähe sich wieder zahlreiche
Olpalmen, besonders Jungwüchse bestandsweise zgeigen.
Am 21. Februar zeigte der Boden auf dem Wege
nach Nkubunang in den durchschnittenen Boden-
schichten die abwechselnde Tiese des Laterits. Festes
Gestein, jedenfalls Gneis, steht an und in gewaltigen
Blöcken tritt es zutage. Diese gewaltigen Blöcke traten
mehr und mehr zurück, je näher ich (am nächsten Tage,
22. Februar) dem Innbu-Flusse kam. Teilweise be-
sonders in den Senkungen am Innbu ist vorzüglicher
Boden für Kakao vorhanden. Ebenes Gelände mit
leicht ansteigenden Hügeln, deren sekundärer Busch
stellenweise von Grasflächen durchbrochen ist, wechseln
miteinander ab.
Auch die folgenden Tage (23. Februar: Ndokon,
24., 20. und 26. Februar: Ndokowanenge) zeigten
dieselben Bodenerhebungen, dieselbe Bestockung mit
Farnen, sekundären Busch mit vereinzelten Olpalmen
und ganz kurze Streifen primären Waldes.
Auffallend ist hier das gesunde Aussehen
und das außerordentliche Wachstum der
Palmen in Höhen von 1000 m. Steile Berge
mußten sowohl am 23. wie am 24. Februar genommen
werden.
Von Ndokowanen nach Ndokobassaben (am
27. Februar) traten abermals Olpalmen in Oöhen von
beinahe 1000 m auf, die als vorzüglich im Wuchs be-
zeichnet werden müssen. Trotz der Höhenlage scheint
auch der Ertrag gut gu sein.
Das gute Gedeihen der Palmen, der Anbau von
Eingeborenen-LTabak und das vorgügliche Aussehen der
anspruchsvollen, den Boden aussangenden Planten
weisen auf guten, nährstoffreichen Boden hin.
Die steilen Berge, die zwischen Ndokobassaben
und Ndokobilak (28.) überstiegen wurden, die Un-
wegsamkeit des ganzen Gebietes (29. Februar und
1. März), das Fehlen von jedem ausgebauten Weg
oder Buschpfade zeigte sich auch am 2. und 4. Märg
(Ndokon) auf dem Marsch nach Ndokbano. Eine
Erschließung der dort teilweise wieder bestandweise
auftretenden Olpalmen ist nur durch Anlage eines
gangbaren Pfades möglich. Der Boden zeigt nicht
mehr den ausgewaschenen Laterit mit der steinigen
Oberschicht, sondern hat eine mehr lehmige Zusammen-
setzung. Charakteristisch ist wieder die anßerordentliche
Höhe der frei stehenden Clpalmen von 20, 25 und
mehr Metern.
Typisch für die Gegend, besonders für den Marsch
am 3. März, sind auch die kegelföormigen Berge, welche
auf der unteren Partie gewöhnlich Farmland, Farm-
busch mit Clpalmen zeigen, während die Acgetation
nach oben in sekundären Wald übergeht.
Erst am 5. März wurden wieder günstigere Boden-
verhältnisse angetroffen. Die steilen Berge horen
auf; ein Anfang von Wegebau ist bemerkbar. Im
Ndokomen-Gebiet beginnen auch wieder die Tl-
palmenbestände. Auf dem Marsch nach Ndoko-
bangingi mehrten sich die LOlpalmen: eine sehr gute
Straße zeigte außer den zahlreichen, vorzüglich an-
gelegten Farmen eine starke Bevölkerung: der Einfluß
der Station und des Curopäers überhaupt ist hier
deutlich bemerkbar.
Am 7. März kam ich in Mokunda an. In zwei-
stündigem Marsche durch die Landschaften Ndokobao,
Ndokobeli wurde am 8. die Station Jabassi erreicht.
Durch diese fünfwöchige Reise im Jabassi-Bezirk
war es mir möglich, mich von der wirtschaftlichen Be-
deutung dieses Gebietes zu überzgeugen. Mit einer
zahlreichen Bevölkerung von schätzungsweise 150 000
bis 200 000 Menschen gehört Jabassi zu den volk-
reichsten Begirken Kameruns. Der natürliche
Reichtum an Olpalmen ist derartig, daß er
trotz dieser zahlreichen Bevölkerung in den
nächsten Jahrzehnten nicht wird zur Nutzung
kommen können. Die Entwicklungsmöglichkeit des
Jabassi-Begirkes zeigt sich in der sprunghaften Steigerung
der Steuerleistung. Im Jahre 1910 mit rund 10000.4
beginnend, steigerte sich das Steuerergebnis 1911 auf
rund 70 000 4. Im laufenden Jahre sind bereits
rund 170 000 . eingegangen.
Ahnlich wie in den meisten übrigen Küftenbe zirken
ist auch im Jabassi-Begirk die archaische Formation
und zwar das kristalline Gestein vorherrschend.