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arbeiteten Gebieten während des vorigen Jahres
ziemlich groß, noch großer aber war der Wettbewerb
um die Anschaffung derselben. Da die Verkaufspreise
in Europa während des ganzen Jahres stark schwankten,
so waren gelegentliche Verluste. trotz größter Zurück-
haltung im Einkauf, nicht immer zu vermeiden. Die
Einkaufspreise für enropäische Erportartikel, besonders
für Baumwollwaren, waren fast während des ganzen
Jahres hohe, und standen nicht im Einklang mit den
ziemlich gedrückten Verkaufspreisen an der Küste. Ein
weiterer nachteiliger Umstand waren die während des
ganzen Jahres außerordemtlich niedrigen Preise für
Rohgummi.
Von den neugegründeten Niederlassungen in Süd=
kamerun und Liberia hat letztere bereits in der
ersten Periode ganz ersprießlich gearbeitet, während
Südkamerun für die etwa 18 Monate währende
Gründungszeit einen schweren Verlust erbrachte. Das
Südkamerungeschäft spielt sich ganz anders ab, als
das der weiter fortgeschrittenen Kolonien von Togo,
Goldküste, Dahomen. Es basiert fast ausschließlich auf
dem (großen Preisschwankungen unterworfenen) Artikel
Gummi, und wird an vielen kleinen Plätzen, 600 bis
700 km weit im Innern, meistens noch als Tausch-
handel betrieben. Da alle Waren mit Trägerkarawanen
hinein= und herausgeschafft werden müssen, sind die
Unkosten enorm, während die Warenumsätze natur-
gemäß im Anfang zu klein sind, um die Unkosten zu
decken. Auch standen uus im Anfange noch nicht die
richtigen Leute zur Verfügung.
Wir waren uns von Anfang an darüber klar, daß
wir in Südkamerun nicht gleich würden verdienen
können. Aber eine Kolonial-Handelogesellschaft, wie die
unsrige, mußte in einer deutschen Kolonie, die so große
Entwicklungs= und Gewinnmöglichkeiten in sich birgt,
wie Kamerun, Fuß fassen, nicht zuletzt auch vom
Bremer Standpunkt aus, da bis dahin nur eine einzige
Bremer Firma am Südkamerungeschäft beteiligt war,
während außer den ansässigen großen Hamburger
Firmen eine Angahl englischer Firmen dort OHandel
treiben. Wir möchten an dieser Stelle dem Wuniche
Auodruck verleihen, daß es Bremen gelingen möge. sich
den ihm gebührenden Anteil an dem stetig wad'enden
Geschäft mit den Kolonien rechtzeitig zu sichern.
Den in diesem Zweige des Geschäfts entstandenen
Verlust haben unsere drei Großaktionäre, die Herren
Oloff, Thomschke und Althof auf ihre Rechnung über-
nommen, um in der Dividende keine nennenswerte
Anderung eintreten zu lassen, und mit Rücksicht auf
unsere zahlreichen, durch Dividenden-Prozente am Ge-
winne beteiligten Mitarbeiter, und zwar mit der in
der außerordentlichen Generalversammlung vom 24. Juni
beschlossenen Maßgabe, daß sie aus späteren Gewinn=
überschüssen des Geschäfts, soweit sie den Betrag einer
Dividende von 12 v. H. übersteigen, den jetzt ein-
geschossenen Betrag zurückerhalten. Wir hoffen, daß
das Kamerungeschäft mit seinen darin liegenden großen
Gewinnchancen noch berufen sein wird, ganz erheblich
zu unseren Erträgnissen beizutragen.
Die Aussichten für den laufenden Rechnungs=
abschnitt dürsen wir, so weit sich nach so kurzer geim
etwas darüber sagen läßt, als gut bezeichnen. Die
Dividende der Gesellschaft pro 191 1/12 beträgt 15 v. H.
— 187500 K bei 73 330 .#% Loschreibungen, 85 97.7
Tantiemen. 20 000 “ Rücklage und 90 179.1 Vortrag.
Aus der Bilanz per 31. März 1912 heben wir hervor.
daß die Warenlager in Afrika mit 1 024 203.4 Debi-
toren, in Bremen mit 72 357 K und Guthaben bei
den afrikanischen Geschäften mit 1 531 590.7¼ eingestellt
sind. Die Kreditoren in Bremen betragen 1 217 675..
Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten.
Die Wollproduhtion Britisch-Südafrikas und der
Wollhandel Natals 1911.
An der Wollausfuhr Südafrikas ist Durban
mit etwa einem Drittel der Gesamtmenge be-
teiligt; der Rest verteilt sich auf die Kaphäfen.
Dank dem günstigen Winter des Jahres 1911
war die letzte Wollsaison, die alljährlich etwa
von September-Oktober bis April-Mai dauert,
sehr günstig; der mit dem kräftigen Wuchse der
Wolle Hand in Hand gehende höhere Schweiß-
gehalt wurde durch eine wesentlich größere Er-
giebigkeit der Schur mehr als ausgeglichen. Die
Nataler Wollausfuhr, die 1909 etwa 30 Millionen
engl. Pfund im Werte von 907000 LK und 1910
etwa 30,7 Millionen engl. Pfund im Werte von
987000 L betragen hatte, belief sich nach der
statistischen Angabe der Durbaner Handelskammer
für das Jahr 1911 auf rund 38,3 Millionen
engl. Pfund im Werte von 1,15 Millionen #
die amttiche, südafrikanische Handelsstatistik gibt
die Ziffern für 1911 auf rund 37,9 Millionen
engl. Pfund im Werte von 1,21 Millionen e
an. Die Zahlen für die letzte Wollausfuhrsaison
1911,12 werden von fachkundiger Seite auf etwa
115000 bis 120000 Ballen zu 350 bis 400 engl.
Pfund im Durchschnitt angegeben. Von der Woll-
ausfuhr Durbans ist nach einer derselben Quelle
entstammenden Schätzung etwa ¼ Natalproduk-
tion; der Rest rührt zu etwa 30 v. H. vom Trans-
vaal, 35 v. H. vom Orangefreistaat und 10 v. H.
von der Kapkolonie (Griqualand East) her.
Das Wollgeschäft- spielt sich durchweg in der
Weise ab, daß die in Durban aus dem Inland an-
kommende Wolle im Wege der Anktion an die Woll-
käufer veräußert wird, die sie für Rechnung bestimmer
curopäischer Auftraggeber oder auf Spekulation er—
stehen. Die Zahl dieser Wollkäufer ist in den lebten
Jahren zum Nuten der südafrikanischen Prodnzenten.
aber zum Nachteil der europäischen Wollinteressenten
erbeb h gewachsen.
r Erport der Wolle findet fast durchweg als
ri olle statt. Es besteht zwar in der Nähe
von Durban eine Wollwäscherei, aber die europäischen
Wollabnehmer zichen es im allgemeinen vor, die Wolle
im Schweiß zu kaufen und daheim waschen zu lassen.
Wenn auch an LOnalität z. B. der australischen
Wolle un zweifselhaft nachstehend. findet die auf den
curopäischen Märkten unter dem Namen Rapwolle ge:
handelte südafrikanische Wolle in Europa im allge:
meinen glatie Abnahme. Die Durbaner Wollpreise
stellten sich im verflossenen Jahre, wie folgt: