Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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arbeiteten Gebieten während des vorigen Jahres 
ziemlich groß, noch großer aber war der Wettbewerb 
um die Anschaffung derselben. Da die Verkaufspreise 
in Europa während des ganzen Jahres stark schwankten, 
so waren gelegentliche Verluste. trotz größter Zurück- 
haltung im Einkauf, nicht immer zu vermeiden. Die 
Einkaufspreise für enropäische Erportartikel, besonders 
für Baumwollwaren, waren fast während des ganzen 
Jahres hohe, und standen nicht im Einklang mit den 
ziemlich gedrückten Verkaufspreisen an der Küste. Ein 
weiterer nachteiliger Umstand waren die während des 
ganzen Jahres außerordemtlich niedrigen Preise für 
Rohgummi. 
Von den neugegründeten Niederlassungen in Süd= 
kamerun und Liberia hat letztere bereits in der 
ersten Periode ganz ersprießlich gearbeitet, während 
Südkamerun für die etwa 18 Monate währende 
Gründungszeit einen schweren Verlust erbrachte. Das 
Südkamerungeschäft spielt sich ganz anders ab, als 
das der weiter fortgeschrittenen Kolonien von Togo, 
Goldküste, Dahomen. Es basiert fast ausschließlich auf 
dem (großen Preisschwankungen unterworfenen) Artikel 
Gummi, und wird an vielen kleinen Plätzen, 600 bis 
700 km weit im Innern, meistens noch als Tausch- 
handel betrieben. Da alle Waren mit Trägerkarawanen 
hinein= und herausgeschafft werden müssen, sind die 
Unkosten enorm, während die Warenumsätze natur- 
gemäß im Anfang zu klein sind, um die Unkosten zu 
decken. Auch standen uus im Anfange noch nicht die 
richtigen Leute zur Verfügung. 
Wir waren uns von Anfang an darüber klar, daß 
wir in Südkamerun nicht gleich würden verdienen 
können. Aber eine Kolonial-Handelogesellschaft, wie die 
unsrige, mußte in einer deutschen Kolonie, die so große 
Entwicklungs= und Gewinnmöglichkeiten in sich birgt, 
  
wie Kamerun, Fuß fassen, nicht zuletzt auch vom 
Bremer Standpunkt aus, da bis dahin nur eine einzige 
Bremer Firma am Südkamerungeschäft beteiligt war, 
während außer den ansässigen großen Hamburger 
Firmen eine Angahl englischer Firmen dort OHandel 
treiben. Wir möchten an dieser Stelle dem Wuniche 
Auodruck verleihen, daß es Bremen gelingen möge. sich 
den ihm gebührenden Anteil an dem stetig wad'enden 
Geschäft mit den Kolonien rechtzeitig zu sichern. 
Den in diesem Zweige des Geschäfts entstandenen 
Verlust haben unsere drei Großaktionäre, die Herren 
Oloff, Thomschke und Althof auf ihre Rechnung über- 
nommen, um in der Dividende keine nennenswerte 
Anderung eintreten zu lassen, und mit Rücksicht auf 
unsere zahlreichen, durch Dividenden-Prozente am Ge- 
winne beteiligten Mitarbeiter, und zwar mit der in 
der außerordentlichen Generalversammlung vom 24. Juni 
beschlossenen Maßgabe, daß sie aus späteren Gewinn= 
überschüssen des Geschäfts, soweit sie den Betrag einer 
Dividende von 12 v. H. übersteigen, den jetzt ein- 
geschossenen Betrag zurückerhalten. Wir hoffen, daß 
das Kamerungeschäft mit seinen darin liegenden großen 
Gewinnchancen noch berufen sein wird, ganz erheblich 
zu unseren Erträgnissen beizutragen. 
Die Aussichten für den laufenden Rechnungs= 
abschnitt dürsen wir, so weit sich nach so kurzer geim 
etwas darüber sagen läßt, als gut bezeichnen. Die 
Dividende der Gesellschaft pro 191 1/12 beträgt 15 v. H. 
— 187500 K bei 73 330 .#% Loschreibungen, 85 97.7 
Tantiemen. 20 000 “ Rücklage und 90 179.1 Vortrag. 
Aus der Bilanz per 31. März 1912 heben wir hervor. 
daß die Warenlager in Afrika mit 1 024 203.4 Debi- 
toren, in Bremen mit 72 357 K und Guthaben bei 
den afrikanischen Geschäften mit 1 531 590.7¼ eingestellt 
sind. Die Kreditoren in Bremen betragen 1 217 675.. 
  
  
  
  
  
Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten. 
Die Wollproduhtion Britisch-Südafrikas und der 
Wollhandel Natals 1911. 
An der Wollausfuhr Südafrikas ist Durban 
mit etwa einem Drittel der Gesamtmenge be- 
teiligt; der Rest verteilt sich auf die Kaphäfen. 
Dank dem günstigen Winter des Jahres 1911 
war die letzte Wollsaison, die alljährlich etwa 
von September-Oktober bis April-Mai dauert, 
sehr günstig; der mit dem kräftigen Wuchse der 
Wolle Hand in Hand gehende höhere Schweiß- 
gehalt wurde durch eine wesentlich größere Er- 
giebigkeit der Schur mehr als ausgeglichen. Die 
Nataler Wollausfuhr, die 1909 etwa 30 Millionen 
engl. Pfund im Werte von 907000 LK und 1910 
etwa 30,7 Millionen engl. Pfund im Werte von 
987000 L betragen hatte, belief sich nach der 
statistischen Angabe der Durbaner Handelskammer 
für das Jahr 1911 auf rund 38,3 Millionen 
engl. Pfund im Werte von 1,15 Millionen # 
die amttiche, südafrikanische Handelsstatistik gibt 
die Ziffern für 1911 auf rund 37,9 Millionen 
engl. Pfund im Werte von 1,21 Millionen e 
an. Die Zahlen für die letzte Wollausfuhrsaison 
1911,12 werden von fachkundiger Seite auf etwa 
  
115000 bis 120000 Ballen zu 350 bis 400 engl. 
Pfund im Durchschnitt angegeben. Von der Woll- 
ausfuhr Durbans ist nach einer derselben Quelle 
entstammenden Schätzung etwa ¼ Natalproduk- 
tion; der Rest rührt zu etwa 30 v. H. vom Trans- 
vaal, 35 v. H. vom Orangefreistaat und 10 v. H. 
von der Kapkolonie (Griqualand East) her. 
Das Wollgeschäft- spielt sich durchweg in der 
Weise ab, daß die in Durban aus dem Inland an- 
kommende Wolle im Wege der Anktion an die Woll- 
käufer veräußert wird, die sie für Rechnung bestimmer 
curopäischer Auftraggeber oder auf Spekulation er— 
stehen. Die Zahl dieser Wollkäufer ist in den lebten 
Jahren zum Nuten der südafrikanischen Prodnzenten. 
aber zum Nachteil der europäischen Wollinteressenten 
erbeb h gewachsen. 
r Erport der Wolle findet fast durchweg als 
ri olle statt. Es besteht zwar in der Nähe 
von Durban eine Wollwäscherei, aber die europäischen 
Wollabnehmer zichen es im allgemeinen vor, die Wolle 
im Schweiß zu kaufen und daheim waschen zu lassen. 
Wenn auch an LOnalität z. B. der australischen 
Wolle un zweifselhaft nachstehend. findet die auf den 
curopäischen Märkten unter dem Namen Rapwolle ge: 
handelte südafrikanische Wolle in Europa im allge: 
meinen glatie Abnahme. Die Durbaner Wollpreise 
stellten sich im verflossenen Jahre, wie folgt:
	        
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