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Räubereien ließen zwar nach, doch war von
einer Unterwerfung keine Rede.
Erschien der Rsident vor den Kangu-Dörfern,
so fanden sich wohl einzelne Häuptlinge und alte
Männer zur Begrüßung ein und lieferten knappe
Verpflegung, die Masse aber hockte mit Pfeil und
Bogen auf den Klippen und lachte sich ins Fäust-
chen, wenn der Weiße wieder verschwunden war.
Jedesmal wurden die Heiden aufgefordert, in die
Ebene zu ziehen, und unseres Schutzes versichert.
Tatsächlich haben sich aber nur 7 Leute nördlich des
Lagers Be bei Bahoi angesiedelt. Was will
dos bei etwa tausend Gehösten in den Kangu-
Felsen besagen?
Schlechtes Beispiel verdirbt gute Sitten. So
fanden denn auch fortgelaufene Sklaven und
anderes Gesindel dort sicheren Unterschlupf. Häufig
wurde von Eingeborenen bei Palavern der Ein-
wurf gemacht: warum geschieht den Kangu-Heiden
nichts? .
Die weitere Folge war, daß die umwohnenden
Stämme einfach nicht mehr wie früher zu den
jfährlichen Wegearbeiten erschienen. Diese Vor-
gänge veranlaßten den Residenten, beim Kaiser-
lichen Gouvernement die Erlaubnis zu einer
Unternehmung gegen diese unbotmäßigen Stämme
einzuholen. -
Am 17. Juni trat ich mit 6 Europern,
45 Soldaten, einem 6 em Geschütz und 50 Rei-
Buba-Leuten als Hilfskriegern den Marsch von
GMarua aus an. Das erste Ziel war der nörd-
lich des Tengelin-Plateaus gelegene Ram-Berg,
dessen mit Kangu verwandte Bewohner einige
Fulbesklaven geraubt hatten und meiner Auf-
forderung, nach Garua zu kommen, nicht Folge
leisteten.
Oberleutnant v. der Planitz ging mit dem
Leschütz von Gurore Banei vor, während ich
durch den Bulgu-Paß mich gegen den westlichen
Teil des Berges wandte. Durch Bulgn-Leute
hatte ich vergeblich zu unterhandeln persucht.
Fs gelang mir sogar, ohne Schuß in das Dorf
zu kommen; noch einmal ließ ich den Heiden
durch einen Landsmann zurufen, sich zu stellen,
eber Pfeilschüsse waren die Antwort. Nun wurde
#as auf dem oberen Berghange gelegene Dorf
von dem Geschütz unter Feuer genommen. Dann
Lingen die Abteilungen vor und begannen die
einzelnen Verstecke zu säubern. Ein besonders
räciger Kampf spielte sich um die Wasser-
ab. Diese lag in einer von hohen Steil-
wänden eingeschlossenen Schlucht, deren Sohle
mit einem undurchdringlichen Dickicht bewachsen
war. Wohl an 50 Männer verteidigten die
Waserstell Durch einen befreundeten Häupt--
ling ließ ich sie zur Übergabe auffordern; nicht.
wiederzugebende Worte waren die Antwort. So
befahl ich denn, vorzugehen. Der bewaffnete
Führer wurde erschossen, 1 Soldat, 1 Hilfskrieger
verwundet, 3 Soldaten erhielten Streifschüsse.
Die Heiden wehrten sich verzweifelt; selbst ihre
eigenen Weiber wurden mit Pfeilschüssen ver-
wundet. Als die erste aus dem Versteck gezogen
wurde, stach sie mit dem Messer wie rasend um
sich und verwundete einen Hilfskrieger. Erst
gegen Mittag war die Schlucht in unseren Händen.
Am späten Nachmittag kehrten die letzten Pa-
trouillen zurück. 170 Gefangene wurden ein-
gebracht. Die Nacht verlief ruhig. Alle auf
dem Berge gelegenen Gehöfte ließ ich abbrennen,
damit sie nicht wieder bezogen würden. Der
Lauan Gebake erhielt Auftrag, Berhandlungen
anzuknüpfen; die Expedition marschierte nach
Delem weiter. Beim Abmarsch wurde die Nach-
hut noch einmal angegriffen.
Von Delem aus sandte ich an die Kangu-
häuptlinge die Aufforderung, sich mit allen
Männern einzufinden. Doch bei meinem Ein-
treffen am 20. Juni war es wieder die alte
Geschichte. Der Arnado Solaram stellte sich
mit 40 Leuten, ebenso die Dembo zugehörigen
Orte Nju und Seri-Baoia. Dagegen erschienen
von den vielen an dem Pene-Berg gelegenen
Orten nur 4 alte Leute, welche angaben, ihre
Dorfgenossen weigerten sich zu kommen. Diesen
Leuten stellte ich ein Ultimatum und sagte, ich
werde am nächsten Morgen den Berg umstellen
und die Hörner blasen lassen. Wer Frieden
wolle, solle sich bei dem Weißen einfinden, wer
Krieg wolle, könne auf dem Berge bleiben.
Am selben Tage traf der aus Deutsch-Binder
beorderte Oberleutnant Weyse mit 12 Soldaten
ein. Die Stärke der Expedition betrug nunmehr
8 Europäer, 57 farbige Soldaten, zusammen
65 Gewehre und ein Geschütz. Bei dem äußerst
bedeckten Gelände war eine große Zahl von
Europäern sehr erwünscht; außerdem hoffte ich
dadurch unnötiges Blutvergießen zu vermeiden,
indem diese angewiesen waren, bei jeder Ge-
legenheit Verhandlungen zu versuchen.
Am 21. Juni früh wurde der Berg von den
in vier Abteilungen geteilten Truppen umstellt.
Bei jeder Abteilung blies ein Hornist. Trotz
einstündigen Wartens war die Aufforderung er-
folglos, im Gegenteil riefen uns die Heiden an,
erst einmal herauf zu kommen. Indem das Ge-
schütz das Feuer auf die am Berge liegenden
Gehöfte eröffnete, gab ich das Zeichen zum An-
griff. Nachdem die Leute bald aus ihren Ge-
haöften vertrieben waren, drangen die Patrouillen
in die Höhlen ein. Schwirrende Pfeile und abge
rollte Felsstücke verrieten die Eingänge zu den Ver-
stecken. Von Europäern geführt, erklommen die Sol-
daten die schroffen Felshänge, um dann im Bauchdes