Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Bau ist ferner eine Querbahn vom Kongo zum 
Tanganjikasee, die Lukugabahn, 260 km, die 
Ende 1913 ihr Ziel erreichen soll. Mit ihrer 
Vollendung und der etwa gleichzeitigen Fertig- 
stellung der Bahn Daressalam—Tabora—Kigoma 
wird die erste große Querstraße durch das afri- 
kanische Festland vom Atlantischen zum Indischen 
Ozean mit Benutzung des Kongo und des Tan- 
ganjikasees geschaffen. Der Weg von Ozean zu 
Ozean quer durch Afrika wird bei rund 4700 km 
Gesamtlänge fünf Eisenbahnen und ebensoviele 
Schiffahrtsstrecken enthalten und zu seiner Zurück- 
legung kongoabwärts etwa 22 Tage, kongoauf- 
wärts etwa 32 Tage erfordern gegen 21 Tage 
bei der Seefahrt um das Kap herum. Für diese 
lberlandreise in ganzer Ausdehnung werden sich 
einstweilen freilich wohl nicht viel Reisende und 
noch weniger Güter bereitfinden. Immerhin ist 
die Lukugabahn für unsere Bahn Daressalam— 
Kigoma von besonderem Werte, weil sie über den 
Tanganjikasee hinweg deren westliche Verlänge- 
rung zum Kongogebiet und einen wichtigen Zu- 
bringer von dort her bildet. 
Portugal. 
Portugal ist in seinen großen west= und ost- 
afrikanischen Kolonien, Angola und Mozambique, 
über kurze Stichbahnen noch nicht hinausge- 
kommen — im ganzen 1453 km —. Diese find 
aber in Mozambique, da sie hier Anschluß an 
das reiche Hinterland Rhodesiens und Transvaals 
finden, in wesentlich besserer wirtschaftlicher Lage 
als in Angola. In Angola bestehen folgende 
drei Bahnen: 
1. die Bahn Loanda — Ambaka — Lukala, 
364 km, in der Einmeterspur, Privatbahn 
mit Zinsbürgschaft der Regierung, fortgesetzt 
durch die Staatsbahn Lukala—Malange, 
140 km, im Betriebe; 
. die Benguela= oder Lobito-Bahn, davon 
360 km in Kapspur vollendet, auf 99 Jahre 
an eine englische Gesellschaft vergeben, soll 
nach der Kongogrenze hin auf 1293 km 
ausgedehnt werden, zur Erschließung des 
Katanga-Bezirkes von Westen her. Die 
Benguela-Bahn wird, wenn dereinst voll- 
endet, diese Aufgabe von allen Bahnen 
auf kürzestem Wege lösen, und auherdem 
werden auf diesem Wege bei der Berfrach= 
tung auf dem Weltmeer die Suezkanal- 
Gebühren erspart; 
die Staatsbahn Mossamedes —Lubango in 
das Hochland von Schella, in 60 cm-Spur, 
147 km vollendet; 
olso, drei Bahnen in drei verschiedenen Spur- 
weiten und drei verschiedenen Berwaltungssformen. 
Mehr Mannigfaltigkeit ist wohl kaum zu verlangen. 
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In Mozambigque besteht die Privatbahn 
Beira— Umtali, 339 km, zuerst in 65 cm-Spur 
ausgeführt und später wegen des Anschlusses an 
die rhodesischen Bahnen mit großen Kosten in 
Kapspur umgebaut; ferner die Staatsbahnen 
Lourengo Marques—Komati, 89 km, und Lou- 
rengo Marques—Swaziland, 54 km. Die De- 
lagoa-Bahn, jetzt portugiesische Staatsbahn, hat 
eine lange und bewegte Vorgeschichte, ist seit 
1890 im Betriebe und bringt heute glänzende 
Ülberschüsse, da sie den reichen Randbezirk ven 
Transvaal mit seinem Hafen am Indischen Ozean 
verbindet. 
Des Planes einer Bahn von Port Heratd 
nach Beira wurde schon bei der Besprechung von 
Britisch-Zentralafrika gedacht. Neuerdings werden 
auch die Pläne einer Bahnverbindung von den 
an der Ostküste gelegenen, angeblich sehr guten 
Häsen Port Amelia und Mozambique mit 
dem Nyassasee von portugiesischen Gesellschaften 
mit englischen Hintermäunern nachdrücklicher ver- 
folgt als bisher. 
Italien. 
Italien hat in seiner Kolonie Erythrea an 
der Somaliküste die 118 km lange Militärbahn 
Massaua—Asmara, die erhebliche Geländeschwierig- 
keiten darbot, erst nach längerer Bauzeit voll- 
endet. Der höchste Punkt der Bahn liegt nahezu 
2400 m über dem Meere, die Bahn kommt also 
in dieser Beziehung der Ugandabahn nahe. Die 
Spurweite beträgt nicht 1 m, sondern nur 95 cm, 
in Anlehnung an das Vorbild der stzilischen 
Nebenbahnen des Mutterlandes, die mit Oberbau 
und Fahrzeugen aushalfen. 
Deutschland. 
Ich gehe nun zu Deutschland über, dos 
später als alle vorgenannten Länder, erst im 
Jahre 1884 in die Reihe der Kolonialmächte ein- 
getreten ist und sich daher bei der „Teilung der 
Erde“ ein wenig mit der Rolle des Schillerschen 
„Poeten“ hat begnügen müssen. 
Die erste Kolonialbahn war die Usambaro- 
bahn, deren erste Strecke 10 Jahre nach Beginn 
unserer kolonialen Zeitrechnung, am 16. Oktober 
1894, mit 14 km von Tanga bis Pongwe er- 
öffnet wurde. Aber weitere 11 Jahre vergingen, 
bis die Bahn in ganzer Ausdehnung von Tango 
bis Mombo — 129 km — vollendet war. Der 
zweite Bahnbau wurde 1897 in Südwestafrika 
begonnen, als dort durch den Ausbruch der 
Rinderpest der ganze Frachtverkehr lahmgelegt 6o 
werden drohte. Die Bahn Swakopmund—Windhut 
— 382 km in 60 cm-Spur — brauchte nahezu 
fünf Jahre, bis Juni 1902. Das Schutzgebiet Togo 
erhielt nach Vollendung der Landungsbrücke in
	        
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