Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Am 28. Juli marschierte ich mit 12 Gewehren 
zur Verstärkung der Abteilung Zollenkopf 
nach Ngom. 
Beim Einmarsch in Ngom hatte die Abteilung 
wiederum Feuer erhalten. Der Gegner mußte 
aus der Nähe des Lagers verjagt werden. Bei 
der Verfolgung stürzte Zollenkopf von einem 
Felsen herab und zog sich Quetschungen und 
Muskelzerrungen an der linken Brustseite zu. Er 
hatte gemeldet, daß er die Lage in Befang und 
Ngom unverändert vorgefunden habe, daß der 
Gegner die weit verstreuten Dörfer nicht räume 
und daß die Beweglichkeit der Abteilung durch 
Krankheiten und Verletzungen beschränkt sei. 
Zahlreiche Feuerstellen verrieten, daß der 
Gegner die weiter abgelegenen Gehäfte noch be- 
wohnte. Verpflegungspatrouillen wurden allent- 
halben bedrängt. Am 30. früh wurden die be- 
wohnten Hänge der Landschaften Ngom und 
Befang vom Häuptlingsplatz Befang aus, der 
eine vorzügliche Artilleriestellung mit weitem 
Schußfeld nach allen Richtungen abgab, von dem 
6 cm-Gebirgsgeschütz unter Feuer genommen. 
Wenngleich die Beschießung wohl kaum viel 
Schaden an Menschen und Material angerichtet 
haben mag, da gar keine Menschen und nur 
wenige der versteckt liegenden Gehöfte sichtbar 
waren, war die moralische Wirkung vorzüglich. 
Während bisher Tag und Nacht in den Dörfern 
ununterbrochen getrommelt und gehallert worden 
war, trat mit dem Moment der Feuereröffnung 
vollkommene Stille ein. Weit in den Bergen 
sab man die Eingeborenen einzeln und in Gruppen 
flüchten. Die Beschießung hat ihren Zweck voll- 
kommen erreicht. Von diesem Tage an stellten 
Ngom und Befang die Feindseligkeiten ein. 
Um Frieden baten sie erst am 20. August, da es 
anscheinend an Führern fehlte, die die zerstreuten 
Eingeborenen zu sammeln vermocht hätten. 
*x + 
Da in dem Dreieck Befang—Mendi— 
Atschang infolge des Nachlassens des Wider- 
standes auf Kriegsmüdigkeit geschlossen werden 
konnte, überließ ich die Befriedung dieses Gebiets 
dem Sergeanten Jungelaus mit 22 Gewehren, 
während ich selbst mit Oberarzt Zollenkopf und 
39 Gewehren am 2. August nach Absdjia mar- 
schierte, um von hier aus über den Andje zu 
gehen und die nordwestlich dieses Flusses gelegenen 
Landschaften festzustellen und aufzullären. Auch 
galt es, endlich den Anschluß an die Ossidinge- 
Grenze zu finden. In Abedsia fand die Abteilung 
keinen nennenswerten and. 
Am 4. August überschritt ich den Andje. Die 
Hängebrücke war von Utschie zerstört worden 
und mußte erst wiederhergestellt werden. Die 
  
Abteilung erreichte Utschie nach achtstündigem 
Marsche. Obwohl die Eingeborenen an verschie- 
denen Stellen Verpflegungspatrouillen und Ab- 
teilungen, die die Umgebung des Lagers frei- 
schlugen, angriffen, war ihre Art des Widerstandes 
lange nicht so heftig wie die bisher gewohnte. 
Ihre Fechtweise war flauer, es fehlte der Schneid. 
Am 6. August entfandte ich Oberarzt Zollen- 
kopf in nördlicher Richtung, damit er nunmehr 
endlich die Verbindung mit Polizeimeister Albat 
aufnehme und sich Über den Verlauf der Osfdinge- 
Grenze orientiere. 
Am 8. August baten die Häuptlinge von 
Utschie bei mir um Frieden und stellten sich mit 
ihrem Volk. Am 9. August marschierte ich über 
das friedliche Mpeng nach Mfang, wo von 
Norden kommend auch Oberarzt Zollenkopf 
und Polizeimeister Albat eintrafen. Sie hatten 
sich in Tanka getroffen. Die Unterwerfung der 
Landschaften zwischen Andje und Mom war 
leicht, da einzelne Orte, Abontschum, Mpeng, 
Bataka, Otong, bereits in loser Verbindung 
mit dem Posten Bascho standen und daher fried- 
lich waren. 
Oberarzt Zollenkopf war in Otong am 
7. August an Amöben-Dysenterie erkrankt und 
mußte zunächst als marschunfähig in Miang 
bleiben. Oberleutnant v. Lüttwitz haue verlust- 
reiche Patrouillengefechte in Ongonu gemeldet, 
die mich veranlaßten, zu seiner Verstärkung dort- 
hin aufzubrechen. Da die Kriegslage am Mom 
das sofortige Eingreifen eines Europäers erforderte, 
requirierte ich dazu den Polizeimeister Albat. 
Sein Aufwag war, einzelne Orte zwischen Andie 
und Mom, die sich noch nicht gestellt haten, zu 
unterwerfen und die Landschaft Umberri zu be- 
strafen, die nach meinem Abmarsch in Utschie ein 
gefallen war. Polizeimeister Albat hatte am 
15./16. August Gefechte in Lalüngui, Kuibit 
und Kanubum, deren Häuptlinge sich ihm am 
17. August unterwarfen. Am 18. August über 
schrit er den Mom und marschierte in Umberm 
ein. Er wurde, unmittelbar vor dem Dorfe, a- 
dichtem Gebüsch heftig beschoffen, ging sofort zum 
Angriff vor und warf den Gegner. Albat be- 
strafte die Landschaft durch Patrouillen. Die Ab- 
sperrung der Grenze wurde nunmehr aufgehoben, 
das Kommando, das der Unternehmung werwolle 
— geleistet hat, marschierte nach Bascho 
Am 12. August brach ich von Mfang nach 
Ongonu auf und erreichte das Lager des Ober- 
leutnants v. Lüttwitz am 14. August. Hier 
inzwischen ein Teil der Landschaft Ongonn um 
Frieden gebeten, während der andere Teil nebt
	        
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