Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

S 
Durch eine planmäßige Wassererschließung wird 
wahrscheinlich noch Land für eine weitere Anzahl 
von Farmen erschlossen werden können. Eine 
Mutmaßung darüber, in welchem Umfange dies 
geschehen kann, wage ich nicht auszusprechen, da 
noch keine genügenden Erfahrungen darüber vor- 
liegen, in welchem Umfange und in welcher Tiefe 
Wasser dort vorhanden ist. 
In der unmittelbaren Nähe des Kilimandjaro 
und Meru dürften jedenfalls die Flächen, die für 
europäische Besiedlung auch in gesundheitlicher 
Beziehung gute Aussichten bieten würden, nicht 
allzu groß sein, da die Abhänge der beiden 
Berge selbst wie der sich nach dem Innern zu 
anschließenden Berge sich ziemlich bald zu einer 
Höhenlage von 1000 bis 1200 m und darunter 
herabsenken, in denen die Verhältnisse kaum so 
günstig liegen dürften wie in den bisher be- 
siedelten Farmgebieten. 
Weiter nach dem Innern zu werden voraus- 
sichtlich noch umfangreichere Weidegebiete durch 
Wasserbohrungen erschlossen werden können. In 
den weiten Hochsteppen bis zum Bezirk Muansa 
hin gibt es in der Trockenzeit, abgesehen von 
wenigen Wasserstellen, kein Wasser. Bei aus- 
reichender Wassergewinnung können diese Gebiete, 
die ich persönlich nicht besuchen konnte, gleichfalls 
für die Viehzucht nutzbar gemacht werden. 
2. Bericht des Gouverneurs Dr. Schnee über die 
Sperrung von einzelnen Gehleten Deutsch- 
Ostefrilas. 
Ich halte eine Sperrung von einzelnen Ge- 
bieten für Landabgabe weder für geeignet, auf 
die Dauer eine Besserung der Arbeiterverhältnisse 
Herbeizuführen — die neuankommenden Pflanzer 
wenden sich in andere Gegenden, wo sie ebenfalls 
Arbeiter brauchen —, noch kann ich sie sonst als 
den Interessen des Schutzgebiets dienlich erachten. 
Soweit kein Plantagenland mehr vorhanden ist, 
bedarf es anderseits einer Sperre nicht. 
Was nun die Sperrung der Abgabe von 
herrenlosem Land in den Bezirken Tanga, 
Wilhelmstal und dem nördlich am Panganifluß 
gelegenen Teile des Bezirks Pangani anbetrifft, 
so scheint man sich über deren Tragweite in der 
Heimat gänzlich irrige Vorstellungen zu machen, 
indem man annimmt, daß in diesen Bezirken 
umfangreiche Flächen Plantagenlandes der Kullti- 
vierung entzogen worden seien. Tatsächlich liegen 
die Verhältnisse so, daß das anbaufähige Land 
zum weitaus größten Teil bereits an Europäer 
abgegeben ist oder sich in den Händen der Ein- 
geborenen befindet. Die als herrenloses Kronland 
dem Fiskus noch zur Verfügung stehenden Lände- 
  
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reien find zum größten Teil sterile Steppe oder 
unkultivierbare Bergkuppen und hänge. 
Die einmal verfügte Sperrung jener Gebiete 
habe ich zunächst bestehen lassen, damit über den 
Umfang des den Eingeborenen zu belosfsenden 
Landes Klarheit gewonnen würde. Die Entwick- 
lung ist in jenen Gebieten so schnell gegangen 
und die Landanträge hatten sich so gehäuft, das 
es für die Bezirksamtmänner sehr schwierig war, 
den AUberblick über den Landbedarf der Ein- 
geborenen zu behalten. Es scheint, als ob in 
dem dicht mit Pflanzungen belegten Bezuk 
Tanga stellenweise die Eingeborenenreservate 
schon etwas zu knapp geraten seien. Hierdurch 
entsteht die Gefahr, daß die Eingeborenenbevölle- 
rung nicht genügenden Raum schon für die Gegen- 
wart und besonders für künftige Vermehrung be- 
hält und daß die Erzeugung von Nahrungsmitteln 
zurückgeht. So schien mir eine gewisse Pause in 
der Landvergebung in diesen Gebieten erwüncscht. 
Die Wiederaufhebung der Sperre und die Ver- 
gebung des nicht für die Eingeborenenbevölkerung 
benötigten verfügbaren Landes an europäische 
Pflanzer wird erfolgen, sobald die zur Gewinnung 
eines Urteils über den Landbedarf der Ein- 
geborenen eingeleiteten Arbeiten beendet sind, 
was, wie ich annehme, in Kürze der Fall sein 
wird. 
Abgesehen von den vorbezeichneten Bezirken 
wird zur Zeit aus der sogenannten Kulturzone am 
Kilimandjaro, d. h. aus derjenigen Zone, in der 
die etwa 100 000 Köpfe starken Wadschagga 
wohnen und ihre Felder haben, Land zu Plan- 
tagenzwecken nicht abgegeben. Diese Maßnahme 
war notwendig, da bei dem Mangel einer aus- 
reichenden Vermessung und der Unübersichtlichleit 
des von tiefen Schluchten zerrissenen und zum 
Teil noch mit Wald bedeckten Gebietes sich, wo- 
von ich mich durch Augenschein überzeugt habe, 
nicht ohne weiteres feststellen läßt, ob nicht be- 
reits heute für die starke Eingeborenenbevölkerung 
eine Landknappheit eingetreten ist. Nach Be- 
endigung der Vermessung, die Ende des Jahres 
1913 zu erwarten ist, soll auf Grund der ge- 
wonnenen Resultate geprüft werden, ob und 
wesches Land noch zu Kronland erklärt und für 
Pflanzungen abgegeben werden kann. Nach dem 
jebigen Stande der Landeskenntnis wird es sich 
voraussichtlich nur noch um wenige und lleine 
Parzellen handeln können. Soweit aber noch 
Land für europäische Pflanzungen verfügbar sein 
wird, soll es auch dafür abgegeben werden, und 
zwar möglichft an deutsche Pflanzer. Am 
Kilimandjaro haben leider eine Anzahl Griechen 
mit das beste Plantagenland erhalten. " 
Im übrigen besteht keine Landsperre im 
Schutzgebiet. Es scheint in Deutschland ver-
	        
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