Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXV. Jahrgang, 1914. (25)

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Tschadsce hat er daher auch für die französische Re- 
gierung eine große Bedentung und es wäre dringend 
geboten, ihn alsbald auf seine Schiffbarkeit unter- 
suchen zu lassen. Ist er hierzu geeignet, so wäre er 
durch eine Bahnverbindung nach dem Njong und da- 
durch mit der Mittellandbahn in Verbindung zu bringen. 
Auf diesen Verkehroweg ließen sich dann die Tschadsee- 
Länder von Duala aus erschließen. 
Über die Schiffbarkeit der Flüsse in Nenkamerun 
verweise ich ebenfalls auf die Ergebnisse der genannten 
Erpedition 
In Ostafrika minden in den Jwiischen Ozean 
von Nord nach Süd der Pangani, der Wami, der 
Ruvu, der Rufiji n der südliche Grenofinß- der 
Rowuma. 
Der Pangaui kann auf seinem unteren Teile mit 
Dampfern befahren werden. Sein Oberlauf ist jedoch 
durch die großen Pangani= Wasserfälle abgeschnitten. 
Ebenso ist der Wami nur auf einige Kilometer von 
seiner Mündung in die See binauf schiffbar. 
Auf dem Ruvu hat bereits in diesem Sommer ein 
Schiffsverkehr stattgefunden; hoffentlich gelingt es, ihn 
weiter zu entwickeln. Von der See aus ist der Ruvn 
nur sehr schwer zu erreichen, da vor seiner Mündung 
große Sandbarren vorgelagert sind, die das Einfahren 
größerer Schiffe verhinde 
Der südliche Gren)tuß, der Rowuma, soll auf 
einigen Strecken zeitweise schiffbar sein. 
Von den in den Indischen Ozean mündenden Flüssen 
ist der Rufiji bei weitem der bedeutendste. Wie bereits 
frühere Beröffentlichungen darlegten, ist er zweifellos 
die beste Wasserstraße Ostafrikas. Nach dem Entwurf 
für den Ausbau Sder unteren, etwa 200 km langen 
Strecke von der See zu den Myangani-Schnehen 
sind für die l uuln esner leistungsfähigen Schiff- 
fahrtsstraße auf dieser Flußstrecke keine besonderen 
Schwierigkeiten vorhanden. Der von mir seinerzeit als 
Baukosten geschätzte Betrag von 5 Millionen Mark wird 
voraussichtlich nicht erreicht werden. Der Fluß selbst 
ist auf beiden lfern fast auf der ganzen Strecke bereits 
mit Ansiedelungen versehen. Ein Heckraddampfer, der 
seit Jahren den Verkehr besorgt, genügt den Ansprüchen 
schon seit langem nicht mehr. Er ist gewöhnlich bereits 
4 Tage vorans vollständig ausverkauft. 
Der mittlere Teil des Rufiji, von der oberen 
Ulanga-Station hinunter bis zu den Mpangani= 
Schnellen, stellt die Gebirgsstrecke des Flusses dar. Eine 
Schiffahrtsstrasze auf dieser Mittelstrecke ist nur mit 
erheblicheren Kosten anzulegen, die sich erst daun 
lohnen werden, wenn der Verkehr auf dem Flusse 
größer geworden ist und wenn die oberhalb gelegene 
Ulanga-Steppe, mihr als dies bisher der Fall, für die 
Kultur erschlossen ie 
Der obere Teil dagegen, von der oberen Ulanga- 
Station nach aufwärts auf eine Strecke von etwa 
230 km, ist wieder mit verhältnismäßig geringen 
Kosten schiffbar zu machen. Die Ulanga-Ebene selbst 
hat einen sehr fruchtbaren Voder- sie E längst an- 
gebaut sein, wenn die Absuhr der gewonnenen Erzeug- 
nisse leichter möglich wä 
dies auf dem Kerfii eben wegen der vorher 
erwähnten Gebirgsstrecke sobald nicht durchführbar sein 
wird, erscheint es dringend geboten, dem schon lange 
aufgestellten Plan einer Eisenbahnverbindung nach der 
Mittellandbahn endlich näherzutreten. Abgesehen von 
dem Erschließen der Ulanga-Steppe wäre hierdurch ein 
weiteres Glied einer Verbindung mit dem Nyassasee 
geschaffen, die um so dringlicher ist, als der Verkehr des 
Abassasees. von englischer Seite nach Süden abgelenkt 
werden soll. Es ist zu befürchten, daß wir bei dem 
Erschließen des Nyassasees ebenso in den Hintergrund 
  
  
  
  
gedrängt werden- wie dies seither mit dem Victoriasee 
der Fa 
Hat dier Eisenbahn den oberen Rufiji an der 
Ulanga-Station erreicht, und ist der Fluß selbst für die 
Schiffahrt ausgebaut, so kann von dem oberen Ende 
dieser Schiffahrt ohne allzu erhebliche Schwierigkeiten 
ein Schienenstrang nach dem Nyassasee geführt werden. 
Möge alsbald die richtige Linienführung dieser 
Bahn und der Rufiji erkundet werden, damit unser 
Gebiet am Nyassa mit unserem ostafrikanischen Schus“ 
gebiet in innigere Verbindung tritt. 
Nächst dem Rufiji erscheint der Kagera, der 
Zuellfluß des Nils, bestimmt, mit seinen Nebenflüssen 
einen regen Schiffsverkehr zu vermitteln. Die seither 
vorgenommenen Untersuchungen lassen kaum einen 
Zweisel daran, daß auf dem Kagera, und zwar von 
dem bekannten Kagera-Knie ab und auf seinen beiden 
großen Nebenflüssen Ruwuwu und Akanjarn etwa 
1000 km Wasserstraßen erschlossen werden können. 
In Verbindung mit der Eisenbahn von der Minel- 
landbahn nach dem Kagera-Knie wären dann auch die 
Schiffahrtsstraßen der drei genannten Flüsse in hervor= 
ragender Weise geeignet, die stark besiedelten Gebicte 
von Ruanda und llrundi mit ihrem verhältnismäßig 
starken Viehstande zu entwickeln. 
Erforderlich hierzu wäre allerdings, daß alsbald 
der Kagera mit seinen Nebenflüssen erkundet und dabei 
sestgestellt werden würde, wie lange diese Flüsse schon 
jetzt im Jahre schiffbar sind, welche Maßnahmen ge, 
troffen werden müssen, um die Schiffahrt möglichst au 
das ganze Jahr auszudehnen und wie weit sich Koften 
rechtfertigen lassen, um die schiffbaren Flußstrecken 
möglichst weit zu entwickeln und sie vielleicht auch mi 
dem Victoriasec in Verbindung zu bringen. 
Drahtlose Telegraphie in und mit den Kolonien. 
Direktor Solff von der Gesellschaft“ für drahnose 
Telegraphie berichtete über „Drahtlose Telegraphic 
in und mit den Kolonien"“. 
Als wichtigster Fortschritt seit Frühjahr 1912 ifsr zu 
verzeichnen, daß nnnmehr sämtliche deutsche Kolonien 
mit mindestens einer Station für drahtlose Telegraphie 
versehen sind. 
1. Deutsch-Ostafrika: Muansa und Bukoba 
am Victoriasee (gegenseitige Verbindung); Dares- 
salam (Küstenstation) Verkehr mit Schiffen auf 1000 
bis 1500 km, außerdem Verbindung mit Muansa am 
900 km (im Bedarfsfalle). 
2. Deutsch-Südwestafrika: Swakopmund 
und Lüderiubucht (Küstenstationen), Schiffsverkehr 
auf 1000 km. gegenseitiger Verkehr auf 500 km. 
3. Kamerun: Duala (Küstenstation: Schiffs- 
verkehr auf 1000 bis 1500 km, außerdem Verkehr mit 
den Etationen in Togo auf rund 1000 km. 
Togo: Togblekovhe bei Lome (Küstenstation“ 
Schistevrab auf 2000 bis 1500 km., außerdem Ver- 
kehr mit Duala (Kamerun); Eröffnung dieser Stanol 
Anfang 
5. Sü idsee- Die Deutsche Südsee- Geiellschaft für 
drahtlose Telegraphie hat inzwischen auf Grund der ihr 
vom Reichspostamt erteilten Lonzession zum Betriehe 
der Linien Jap—Rabaul — — Samo die 
ersten beiden Skionen dieses Nebes- hany und Nrbaul 
fertiggestellt. Die Verbindung funktioniert zufriedem 
stellend, so daß ihre öffentliche Inbetriebsetzung in Pn- 
nächsten Wochen stattfinden wird. Die beiden ander ren 
Stationen Rabaul und Samoa werden in der ers 
Hälfte des nächsten Jahres dem Betriebe übergeben-
	        
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