Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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einem Nebenfluß des Kadéi, erreicht und weiter 
nördlich den Kadei bei Binge überschritten. 
Nach einem Anfang Februar 1915 bekannt 
gewordenen telegraphischen Bericht des fran- 
zösischen Generalgouverneurs von Aguatorial- 
Afrika ist es den Franzosen nach heftigen Kämpfen, 
die am 27. und 28. Januar d. Js. stattgefunden 
haben, gelungen, in der Folge den Posten Bertua 
in der Nähe des Dum eflusses zu besetzen. Der 
Bericht mißt diesem Ereignis besondere Bedeutung 
dahin bei, daß hierdurch „die Einschließungs- 
bewegungen gegen die deutschen Streitkräfte in 
Kamerun ihren Fortgang nehmen“. Ob und in- 
wieweit diese Bedeutung dem Verlust von Bertua 
zukommt und im besonderen inwieweit er auf 
das Schicksal der von Bertua nicht allzufern 
liegenden Stationen Dume und Baturi, die 
beide stark verschanzt sind, taktisch von Einfluß 
ist, läßt sich ohne weitere Nachrichten schwer 
beurteilen. Immerhin läßt sich aber sagen, daß 
Bertua in den hier eingegangenen amtlichen Mel- 
dungen des Gouverneurs und Kommandeurs als ver- 
schanzter Platz nicht genannt ist. Schon deshalb 
darf man über die von französischer Seite be- 
hauptete Bedeutung der Einnahme Bertuas einige 
Zweifel hegen. Solche treten aber noch mehr 
hervor bei der Erwägung, daß die von Gouver- 
neur und Kommandeur als stark verschanzt be- 
nannten Stationen von den Feinden sicherlich 
genannt wären, wenn sie eingenommen worden 
wären. Daher darf man annehmen, daß es bei 
Dume-Baturi noch zu schweren Kämpfen kommen 
muß, wenn der dort organisierte Widerstand ge- 
brochen werden soll. 
Im Süden des Schutzgebietes sind nach den 
amtlichen Nachrichten in der Zeit vom 11. Ok- 
tober bis Ende November 1914 Kampo zweimal, 
Kribi dreimal, Klein-Batanga, Longji und 
Plantation je einmal von französischen 
Kriegsschiffen beschossen worden. In diesen 
Orten waren Sicherungsposten von uns aufgestellt. 
Die Plätze wurden vollständig zusammengeschossen. 
Vorübergehend wurden an diesen Orten kleinere 
Truppen gelandet, um Dienstgebäude und die Tele- 
graphenlinien längs der Küste zu zerstören. Ende 
November sind in Longji 600 Mann gelandet 
worden, die auch Kribi besetzt haben. Allerdings sind 
die auf der Straße nach Jaunde vorgeschobenen 
feindlichen Sicherungen bis dicht vor Kribi 
zurückgedrängt worden. Ende Dezember sind 
nach Privatnachrichten weitere Truppen heran- 
gezogen und in Kampo gelandet worden. 
UÜber diese Operationen gibt ein Bericht eines 
Kaufmanns von Ende Dezember 1914 folgenden 
näheren Aufschluß: 
„Am 11. Oktober ist Kampo von dem Kreuzer 
„Bruix“ und dem Kanonenboot „Surprise“ bom- 
  
bardiert worden. Die geringe deutsche Besatzung, 
einige Europäer und etwa 20 Polizisten mußten 
Kampo verlassen. In der darauffolgenden Nacht 
und am nächsten Tage ist ganz Kampo von 
Eingeborenen ausgeplündert worden. 
Am 13. Oktober erfolgte der Angriff auf 
Kribi durch die gleichen Schiffe, die Kampo 
bombardiert hatten. Gegen 8 Uhr kam eine 
Barkasse mit einem Parlamentär, der die Über- 
gabe bis 10 Uhr verlangte; sie wurde abgelehnt. 
10 Uhr 24 Minuten fiel der erste Schuß. Zivil- 
personen gab es in Kribi nicht. Die Weißen 
befanden sich bei ihren Abteilungen. Das Ar- 
tilleriefeuer dauerte mit Unterbrechungen bis gegen 
nachmittags 4 Uhr. Es fielen 180 Schuß. In 
den folgenden Tagen find Plantation und 
Longji mehrfach beschossen worden; der Feind 
landete jedoch auch an diesen Plätzen keine 
Truppen; diese fuhren vielmehr ungefähr zur 
gleichen Zeit von Klein-Batanga aus den 
Njong hinauf und gingen bei Dehane an Land, 
um auf dem Landwege Edea anzugreifen. Bis 
Anfang November war es bei Kribi verhältnis- 
mäßig ruhig; die Feinde waren am Njong be- 
schäftigt, Truppen und Kriegsmaterial zu landen; 
sie erschienen nur gelegentlich, um die immer 
wieder hergestellte Telephonleitung erneut zu 
durchschneiden und um die Eingeborenen 
gegen uns aufzuwiegeln. 
Am 1. November ist Kampo nochmals von 
zwei englischen Schiffen beschossen worden 
und am 4. November wiederum Kampo 
und auch Kribi, ohne daß eine Landung der 
Truppen erfolgte. 
Am 29. November wurde Longji besetzt, am 
folgenden Tage Plantation und am gleichen 
Tage Kribi mit etwa 600 Mann Senegalesen. 
Die Franzosen sollen in den folgenden 
Tagen nochsehr viel Nachschuban schwarzen 
Soldaten gehabt haben. Mit unserer 
Truppe unter Oberleutnant von Hagen 
haben sich in den ersten Dezembertagen 
heftige Kämpfe um Kribi abgespielt; hier- 
bei sind mehrere französische Weiße und 
viele Senegalesen gefallen, auf unserer 
Seite niemand. Angehörige der katholischen 
Mission sagen aus, daß sogar die von ihnen 
missionierten Eingeborenen — von den 
Feinden aufgestachelt — sie hätten ein- 
fangen wollen, um sich gegen ihre Aus- 
lieferung den angeblich für einen Weißen 
ausgesetzten Preis von 300 Mk. zu ver- 
dienen; jedenfalls sei auch der Mission alles 
zerstört und geraubt worden und ihre Lebens- 
arbeit vernichtet. 
Die Feinde führten selbst Privatpersonen in 
die Gefangenschaft ab. In Plantation nahmen sie
	        
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