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Die Wahrnehmung des ärztlichen Dienstes bei
der bewaffneten Macht übernahm der Oberstabs-
arzt a. D. Dr. Dempwolf.
Von vornherein entstand die Frage, was
von dieser bewaffneten Macht im Kriege zu er-
warten sei. Solange unser ostasiatisches Kreuzer-
geschwader und die kleinen Kreuzer der austra-
lischen Station intakt und mobil waren, hatte
Großbritannien meines Erachtens zwar ein drin-
gendes Interesse an der Vernichtung der Funken-
station Bitapaka, konnte sich aber zu dem Zwecke
nicht auf längere Operationen auf der Gazelle-
Halbinsel oder gar auf einen Kolonialkrieg einlassen.
Kleinen Landungskorps bis zu 200 bis 300 Mann
Kopfstärke glaubte der Befehlshaber der bewaff-
neten Macht unter Benutzung der Eigenarten des
Klimas und der Bodenbeschaffenheit gewachsen zu
sein; besonders wenn der Feind sich nicht allzu
lange von der Basis an der Küste entfernen
durfte. Falls unsere Kriegsschiffe vernichtet oder
anderweit außer Tätigkeit gesetzt werden sollten,
hatte Großbritannien meines Erachtens eigentlich
kein militärisches Interesse mehr an der Funken-
Telegraphenstation zu Bitapaka und am Schutz-
gebiet. Es war anzunehmen, daß wir in diesem
Falle unbehelligt bleiben würden. Anders ge-
staltete sich die Lage, als funkentelegraphisch die
Nachricht von der Kriegserklärung Japans
aufgefangen worden war. Es war bekannt, daß
Japan längst nach den deutschen Besitzungen in
der Südsee schielte und anderseits, daß Australien
die Japaner aus der Südsee fernhalten wollte.
Wenn auch anzunehmen war, daß diese wider-
streitenden Interessen auf dem diplomatischen
Wege ausgeglichen würden, so erwuchs jetzt doch
immerhin eine Möglichkeit von Unternehmungen
einer der genannten Mächte mit überlegenen
Kräften. Gegenüber einer starken Flottenlandung
mit modernen Schießmaschinen konnte die kleine
bewaffnete Macht des Schutzgebiets nur benutzt
werden, um Zeit für Unterhandlungen zu ge-
winnen.
Der Befsehlshaber der bewaffneten Macht er-
hielt hiernach von mir die Weisung, die Funken-
Telegraphenstation Bitapaka gegen jeden
feindlichen Handstreich und gegen Angriffe
schwächerer feindlicher Abteilungen unbe-
dingt zu halten. Stiärkere feindliche Kräfte
sollten nur solange aufgehalten werden, daß die
Funkenstation abgerüstet werden könne, wozu von
den Technikern sechs Stunden als ausreichend be-
zeichnet wurden. Unsere Mannschaften sollten sodann
möglichst intakt auf Toma zurückgezogen werden.
Sollte der Feind sich von vornherein lediglich gegen
den Gouvernementssitz in Toma wenden, so sollte
die ganzge bewaffnete Macht unter Aufgabe von Bita-
paka zum Schutze des Gouvernements verwendet
werden. Da Toma, auf welches zahlreiche Wege
von allen Teilen der Küste laufen, und das in
der Richtung zur Küste ganz von offenen Pflan-
zungen umgeben ist, gegen ein stärkeres Landungs-
korps überhaupt nicht zu halten war, blieb die
Verlegung des Gouvernementssitzes nach dem
Innern von Toma und die Erteilung weiterer
Weisungen vorbehalten. Nicht nur Rabaul, sondern
auch der Ort Herbertshöhe sollte unverteidigt
bleiben, um jeden Anlaß zu einem Bombarde-
ment dieser Plätze auszuschließen. Operationen
der bewaffneten Macht sollten dementsprechend
nur in weiterer Entfernung von den Weichbildern
beider Orte stattfinden. Und überhaupt sollten
militärische Unternehmungen in der Nähe der
Küste schon aus dem Grunde vermieden werden,
um unsere schwachen Streitkräfte nicht dem Nah-
feuer der Schiffsgeschütze auszusetzen.
Da es von vornherein zweifelhaft war, ob die
Funken-Telegraphenstation Bitapaka gegen ein
feindliches Landungskorps gehalten werden konnte,
wurde mit dem Oberingenieur Kleinschmidt ver-
abredet, eine zweite Funkenstation im Hinter-
lande einzurichten. Das war so gedacht, daß
Kleinschmidt die Montage der definitiven Ma-
schinenanlage in Bitapaka mit allen Mitteln
forcieren und dann die in Bitapaka in Betrieb
befindlichen kleineren elektrischen Hilfsmaschinen
hergeben sollte. Letztere sollten über Herberts-
höhe bis nach Toma mit dem Lastautomobil der
Gesellschaft für drahtlose Telegraphie befördert
werden. Von Toma war, da der leichteste Ma-
schinenteil immerhin noch 600 kg wog, Transport
ins Innere mit Ochsenwagen nötig. Ein geeig-
neter Platz für die Reserve-Funkenstation wurde
mit Hilfe eines landeskundigen Weißen in der
Landschaft Taulil, an der rechten Seite des
Ouellgebietes des Kerawat, auf einer mit hohen
Bäumen bestandenen Bodenwelle von etwa 120 m
Meereshöhe, gefunden. Um dahin zu gelangen,
konnte man von Toma einen mäßig guten
Fahrweg auf dem Plateau zu der Missionsstation
Vunadidir und weiter nach dem Dörschen Ratawul
benutzen. Dann mußte man einem von den Ein-
geborenen ausgeschlagenen Pfad nach der im
Tiefland gelegenen Landschaft Taulil folgen. Es
wurde Anweisung gegeben, diesen Weg für Ochsen-
verkehr auszubauen, was auch rechtzeitig gelang.
Die Entfernung von Toma nach jenem Platz
betrug den Weg entlang etwa 18 bis 20 km
und in der Luftlinie etwa 8 bis 9 km.
Wie bereits bemerkt, war Toma mit den
vorhandenen Mitteln gegen ein stärkeres Landungs-
korps nicht zu halten. Jch beschloß daher, eine
weitere Verlegung des Gonvernementssitzes in das
Hinterland in die Wege zu leiten. Der Platz
war in der Nähe der Reserve-Funkenstation ge-