Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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geben, zumal bewaffnete Kräfte zum Schutze der 
Reserve-Funkenstation und des Gouvernements 
an verschiedenen Stellen nicht vorhanden waren. 
Ein geeigneter Platz wurde etwa 3 km südlich 
des oben genannten Platzes auf einer Bodenwelle 
von etwa 180 m über Meereshöhe im Urwalde 
gefunden. Ein Fußpfad dahin wurde aus- 
geschlagen und der Bau einiger Buschhäuser be- 
gonnen. Mein Wunsch wäre gewesen, den 
Gouvernementssitz jenseit des Kerawats in die 
Bainingberge zu verlegen. Der einzige Beamte, 
welcher die Baininggegend, die Bewohner und 
die Verpflegungsverhältnisse kannte, nämlich der 
Stationsleiter Adelmann in Herbertshöhe, war 
aber krank. Kein anderer war in der Lage, Weg 
und Steg zu finden und mit den noch gänzlich 
kulturfremden Bainings Verbindungen anzu- 
knüpfen. 
Es ist auch erörtert worden, mit dem Gou- 
vernementsdampfer „Komet“ den Kaiserin-Augusta- 
fluß hinaufzufahren und an einer geeigneten 
Stelle im kleinen Kreise ein Lager zu beziehen. 
Der Plan ist aber verworfen worden, weil der 
Auszug eine zu unvermittelte Preisgabe des 
bisherigen Verwaltungszentrums und, wie die 
Verhältnisse lagen, eine vollständige und vor- 
zeitige Eliminierung des Gouverneurs aus der 
Verwaltung bedeutet hätte. Die Funkenstation 
auf „Komet“ reichte nicht bis Bitapaka. 
Etwa 3 km nordwärts des Platzes für die 
Reserve-Funkenstation, am Rande des Ur- 
waldes, liegt im Tieflande ein Häuptlingsdorf. 
Dieser Platz, von zahlreichen alten Eingeborenen- 
pflanzungen umgeben, sollte als Sammelplatz für 
Ochsenwagen, Pferde, Proviant und als letzter 
Sammelpunkt für die bewaffnete Macht dienen. 
Das Erholungsheim in Toma war telephonisch 
mit Herbertshöhe und des weiteren mit Rabaul 
und Bitapaka verbunden. Eine neue Telephon- 
leitung wurde von Toma über Tobera nach Bi- 
tapaka gelegt. Schließlich wurde auch noch eine 
Telephonleitung von Toma über Wunadidir und 
die Taulil-Niederung nach den 3 oben genannten 
Plätzen hergestellt. 
Entwicklung der Dinge. 
In der zweiten Hälfte des August und im 
Anfang September konnte Schiffsverkehr von und 
nach Rabaul ungehindert stattfinden. Die kleinen 
Dampfer der Neu Guinea Co. „Madang“ und 
„Siar“ sowie die Dampfbarkasse des Bezirksamts 
Kaewieng „Nusa“ haben daher einzelne Fahrten, 
vornehmlich im Bismarckarchipel, ausführen 
konnen. „Siar“ fuhr Ende August mit dem 
Administrator der Neu Guinea Co. Täuffert an 
Bord nach Holländisch-Neuguinea. Der Ge- 
nannte wollte sich von dort nach Niederländisch- 
  
Indien begeben, um Nahrungsmittel für das 
Schutzgebiet zu beschaffen. Anfangs September 
trat auch ein Beamter der Hamburgischen Südsee- 
Aktiengesellschaft mit Motorschoner eine Reise zu 
gleichem Zwecke an. 
Die bei meiner Landung in Rabaul in der 
Dienstwohnung des Gouverneurs untergebrachten 
Engländer wurden auf Anordnung des Bezirks- 
amtmanns in Rabaul nach der Nord-Baining-= 
küste gebracht, um in dem Hause des Farmers 
Batze untergebracht und bewacht zu werden. Es 
waren das der Schwiegervater des Kapitäns 
Möller vom „Komet"“, britischer Generalleutnant 
Wylde, der frühere britische Konsul Jolley, dem 
bei Ausbruch des Krieges die Ausübung seiner 
Funktionen untersagt war, und eine Anzahl 
Pflanzer, Kaufleute und kaufmännische Angestellte, 
im ganzen 7 Personen. Ich erfuhr von den 
getroffenen Maßnahmen durch Frau Möller, 
welche ihren Vater reklamierte, und gab letzteren 
gegen Parole sofort frei. Auf ihren Antrag habe 
ich dann auch die anderen Engländer auf Parole 
nach Rabaul entlassen. Der frühere britische 
Konsul Jolley wollte indes sein Wort nur geben, 
wenn ihm der Aufenthalt auf seiner Pflanzung 
am Weberhafen gestattet würde. Das war un- 
möglich, weil gerade im Hinterlande des Weber- 
hafens unsere Vorbereitungen gegen einen etwaigen 
Angriff ausgeführt werden mußten. Ich ließ ihn 
daher nach Kaewieng bringen mit dem Auftrage 
an den Bezirksamtmann, ihn gut unterzubringen 
und auf Kosten des Schutzgebietes gut zu ver- 
pflegen. 
Was den Funken-Telegraphenverkehr an- 
geht, so war Jap seit dem 12. August nicht mehr zu 
hören. Indessen kamen noch Zeitungsnachrichten 
über den Krieg von Samoa über Nauru. Von 
Anfang September ab wurde Samoa nicht mehr 
gehört. Von Nauru kam noch die Nachricht, daß 
sämtliche Engländer, 47 an der Zahl, nach Ocean 
Island abgereist seien. Dann schwieg etwa seit 
dem 8. September auch Nauru. 
Die Nahrungsversorgung der Europäer 
war in allen Teilen des alten Schutzgebiets aus- 
reichend. Es mangelte nur an Mehl und Salz. 
Indessen war allenthalben nur wenig Reis für die 
Farbigen vorhanden. Auf der Gazelle-Halbinsel 
konnte man sich trotz außergewöhnlicher Dürre mit 
Eingeborenen-Nahrungsmitteln behelfen. Aber in 
Neu-Mectlenburg herrschte unter den eingeborenen 
Pflanzungsarbeitern bittere Not. 
Am Gouvernementssitz in Toma war frische 
Stimmung. Es wurde ausgiebig und mit Lust 
und Liebe gearbeitet. In Bitapaka war es dem 
Oberingenieur Kleinschmidt gelungen, bis zum 
4. September die eine Hälfte der definitiven 
MWaschinenanlage zu vollenden. Die für die
	        
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