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indessen die Führer der Truppen wohl, wie
anderwärts, bemüht, sich eines tunlichst korrekten
Verhaltens zu befleißigen. Am 2. November
wurden die meisten Europäer mit dem japanischen
Transportdampfer „Kamakura Maru“ nach Naga-
saki gebracht, wo sie am 8. gleichen Monats an-
langten. In Jap blieben nur zurück zwei Beamte
der deutsch= niederländischen Telegraphengesellschaft
und der Funkenstation, die Herren ter Horst
(Holländer) und Schmidt, ferner Scott und
Steinhauer für die Westkarolinen-Gesellschaft,
der alte Ansiedler Friedländer, zwei Paters,
zwei Brüder und eine Schwester von der Kapu-
ziner-Mission. Die nach Japan weggebrachten
Deutschen wurden dort zunächst einige Tage fest-
gehalten, sind aber dann nach Unterschreiben
eines „Schwurbriefes“, wonach sie sich verpflich-
teten, in diesem Kriege keine Feindseligkeiten
gegen Japan zu unternehmen, dem amerikanischen
Konsul überantwortet worden. Die meisten der
Ansiedler von Jap fuhren sodann nach Schanghai
weiter, nur eine Frau Trost reiste nach Manila.
Die Familien Köhler (Telegraphenbeamter) und
Arbinger stellvertretender Stationsleiter) blieben
krankheitshalber noch in Nagasaki zurück, sie
werden aber wohl inzwischen auch Japan ver-
lassen haben.
2. Saipan. über die Besetzung von Saipan
(Marianen) liegen nähere Nachrichten bisher nicht
vor; es ist nur soviel bekannt geworden, daß
auch dort japanische Streitkräfte gelandet und
die Beamten weggebracht worden sind.
3. Angaur. Von den Palauinseln haben
die Japaner gleichfalls die wichtigeren Plätze,
und zwar die Regierungsstation Korror (Malakal)
und vor allen Dingen die Insel Angaur der
Deutschen Südsee-Phosphat-A.-G. besetzt. Über
die Besetzung dieser letzteren Insel sind inzwischen
ausführliche Nachrichten eingegangen. Danach
war auch hier zunächst ein englisches Schiff,
der Kreuzer „Sydney“, Anfang August erschienen
und hutte die Funkenstation zerstört. Der Kreuzer
blieb aber vor Angaur nur einige Stunden
liegen und sandte dabei bezeichnenderweise eine
Notiz an Land, wonach das ganze Schutzgebiet
Deutsch-Neuguinea und damit auch Angaur
„im Namen Seiner britischen. Majestät“
okkupiert sei. Dieser Akt hat indessen die Japaner
nicht abgehalten, ihrerseits später von der Insel
Besitz zu ergreifen. Auf die Vorstellungen des
Leiters der Deutschen Südsee-Phosphat-A.-G. in
Bremen, der die Insel gehört, daß Angaur be-
roits von Großbritannien mit Beschlag belegt
worden sei, erklärte der japanische Kommandant,
er könne diese Besitzergreifung nicht anerkennen,
da fie nicht durch Zurücklassung irgendeiner
militärischen Macht effektiv geworden sei. Auf
der Funkenstation im Osten und auf dem Ver-
waltungsgebäude der Südsee-Phosphat-A.-G.
im Westen wurde die japanische Flagge gehißt,
nachdem etwa 60 Mann mit einem Maschinen-
gewehr gelandet worden waren. Der Oberbefehls-
haber ließ sodann die Angestellten der Gesellschaft
zu sich kommen und versprach ihnen, daß nie-
mand ausgewiesen würde und die Leute
ruhig und ungehindert ihre Arbeit fortsetzen
könnten; sie dürften aber kein Phosphat aus-
führen. Alle Waffen müßten alsbald abgeliefert
werden, was sodann am 12. Oktober geschah.
Bis 30. Oktober ging alles seinen gewohnten
Gang weiter. Soweit die Arbeiter nicht entlassen
waren, wurde mit dem Rest weiter Phosphat
gefördert und auf Lager genommen. Am
31. Oktober kam dann ein Japaner namens
Ossava von Palau herüber und zog nähere Er-
kundigungen über die Gesellschaft ein. Am
6. November morgens legte ein japanischer
Dampfer im Westen der Insel an und landete
etwa ein Dutzend japanischer Ziovilisten.
Der Leiter der Gesellschaft, Herr Lippert, wurde
auf die Station gebeten. Dort stellte ihm der
japanische Befehlshaber drei Herren vor als
Vertreter einer „neu gegründeten und mit Er-
laubnis und unter dem Schutze der japanischen
Marine handeltreibenden Gesellschaft, der Nanyo
Keiei Kumiai“ (Südsee-Vertriebsvereinbarung).
Der eine der drei Herren, der den Dolwmetscher
machte, erklärte, die japanische Firma sei bereit,
mit der Südsee-Phosphat-A.-G. Handel zu
treiben, sie könnten bei ihr gegen Phosphat alles,
was sie brauchten, eintauschen. Nachdem der
Betriebsleiter Lippert seine Bereitwilligkeit aus-
gesprochen hatte wegen Austausch von Eingebo-
renenproviant mit der neugegründeten japanischen
Gesellschaft in Unterhandlungen zu treten, ver-
langten die Vertreter dieser Gesellschaft zunächst
die Einräumung von Häusern zwecks Einrichtung
einer Niederlassung. Lippert lehnte dieses Ver-
langen mit dem Hinweis ab, daß er keine Be-
rechtigung zur Erteilung einer derartigen Er-
laubnis habe, und daß es sich auch nur um
einen einmaligen Eintausch von Lebensmitteln
handeln könne. Darauf wurde ihm von dem
Vertreter der japanischen Firma erwidert, Be-
dingung für die Eröffnung der Geschäftsverbindung
sei, daß die Deutsche Südsee-Phosphat-A.-G. mit
der Nanyo Keiei Kumiai für immer oder wenig-
stens für die Dauer des Krieges einen Vertrag
schlösse, durch welchen die Gesellschaft sich ver-
pflichtet, alle ihre Bedürfnisse von der Nanyo
Keiei Kumiai gegen Phosphat zu beziehen und
das Phosphat nach. Japan auszuführen. Die
noch nötigen Arbeiter werde die Nanyo Keiei
Kumiai in den Inseln anwerben. Die Nanyo#