Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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zeichnet. Sämtliche Polizeisoldaten wurden ent- 
lassen. Durch diese und ähnliche Maßnahmen 
wurden die deutschen Beamten außerstand ge- 
setzt, die Geschäfte ordnungsmäßig weiter zu führen. 
Die hierwegen erhobenen Borstellungen blieben 
indessen nutzlos. Bis Anfang November wurden 
den Beamten die Schlüssel zu den Dienstgebäuden 
belassen. An jenem Tage aber nahm man ihnen 
indessen die Schlüssel ab, und es wurde in der 
Folgezeit das Amtshaus von den Japanern von 
morgens 8 Uhr bis nachmittags 4 Uhr geöffnet. 
Ständig stand während dieser Zeit ein Posten 
vor dem Gebäude. Wenn der Stationsleiter ge- 
legentlich Geschäftspapiere aus dem Amtsgebäude 
mit nach OHause nehmen wollte, wurde jedesmal 
der Zahlmeister herbeigerufen, um zu notieren, 
was er mitnahm. Anfang November wurde dann 
auch das Regierungshospital beschlagnahmt, der 
Arzt aber vorläufig im Dienst belassen. Einige 
Tage später wurde auf Truk eine neue japanische 
Handelsgesellschaft zugelassen. Auf den Hinweis 
des Stationsleiters, daß diese Zulassung den ge- 
gebenen Zuficherungen widerspreche, wonach an 
dem bisherigen Zustande nichts geändert werden 
solle, erklärte der japanische Kommandant, die 
Zulassung sei über seinen Kopf hinweg in Tokio 
verfügt worden. Nachher erfuhr der Stations- 
leiter noch von dem japanischen Dolmetscher, daß 
Truk in der nächsten Zeit von japanischen 
Händlern überflutet werden würde, und es 
das Beste sei, wenn sie alle wegführen. Wenn ein 
feindliches Schiff käme, könnte nicht mehr für ihre 
Sicherheit garantiert werden. 
Aus dem ganzen Benehmen der Ja- 
paner war zu bemerken, daß man die 
Deutschen auf der Insel gern los sein 
wollte. Der Stationsleiter wandte sich darauf- 
hin an den japanischen Befehlshaber und nach 
längerem Hin= und Herverhandeln konnten die 
Beamten auch mit einem japanischen Transport- 
dampfer über Saipan nach Dokohama abfahren. 
Dem zurückgebliebenen Leiter der Trukstation, 
Herrn Zimmermann, ließ der Stationsbeamte 
eine Vollmacht zurück. In Saipan kamen noch 
die Beamten von diesem Platz, nämlich Re- 
gierungsarzt Dr. Salecker mit Frau und Kind, 
sowie die beiden Regierungslehrer Hoefer und 
Voigt mit Frau und Kind an Bord. Nach der 
Ankunft in Japan wurden die Leute nach den 
üblichen Formalitäten freigelassen. 
Wie auch anderwärts, so wurde auch auf 
Truk verschiedentlich von den Soldaten und den 
Landungstruppen geplündert; doch geht auch aus 
den Berichten über die Besetzung dieser Insel 
hervor, daß, abgesehen von diesen Vorkomm- 
nissen, im großen und ganzen sich hier die Offi- 
  
ziere und Mannschaften gegenüber den Anfledlern 
eines ordentlichen Verhaltens befleißigten. 
6. Jaluit. Uber die Ereignisse anläßlich der 
Besetzung dieser Inselgruppe ist bereits in der 
zweiten Mitteilung berichtet worden. Nachrichten 
find inzwischen bis zum 18. November v. Js. 
eingegangen, an welchem Tage die meisten 
Beamten und Ansiedler mit einem japanischen 
Transportdampfer die Insel verließen. Wie einem 
hier eingegangenen Bericht des inzwischen in 
Deutschland eingetroffenen Regierungsarztes Dr. 
Kopp zu entnehmen ist, ließ der japanische Platz- 
kommandant in Jaluit alles beim alten, garan- 
tierte die Sicherheit des Lebens und Privateigen- 
tums und Freiheit der Religion. Neben der 
deutschen Geldwährung führte er die japanische 
Münze 1 Den = 2.K ein. Mit Dr. Kopp 
reisten am 18. November sodann der Sanitäts- 
gehilfe Bauer, Polizeimeister Feinäugle und 
folgende Herren der Jaluit-Gesellschaft ab: 
Hammerstein, Häufser, Lützkendorf, Peter 
und Dubenkropp. Der Stationsassistent Krüm- 
ling glaubte seinen Posten ohne Weisung nicht 
verlassen zu dürfen. Mit ihm blieben auf Jaluit 
zurück: Die beiden Leiter der Jaluit-Gesell- 
schaft Janssen und Mencke, Pflanzungsbesitzer 
Bock von Kili, Gastwirt Domnick, Händler 
Eckert, die Mitglieder der katholischen Missions= 
station, die Krankenschwester Luise Loleit und 
die protestantische Missionarin Miß Hoppin. 
Kurz vor der Abreise der Genannten kamen 
noch fünf japanische Universitätsprofessoren, Marine- 
spezialisten, an, die „ozeanographische Forschungen 
anstellen sollten“. 
7. Nauru. In Nauru war die Nachricht 
vom Kriegsausbruch sofort bekannt geworden, da 
dort eine Groß-Funkenstation bestand, die mit der 
Kabelstation in Jap in dauerndem Verkehr war. 
Der Kriegsausbruch hatte zur Folge, daß die 
Phosphatdampfer nicht mehr bei der Insel vor- 
liefen. Infolgedessen wurden die Lebensmittel 
knapp, und dieser Umstand wohl, wie auch das 
enge Zusammenleben der deutschen und englischen 
Elemente auf der kleinen Insel führten zu ge- 
wissen Schwierigkeiten, so daß sich der Stations- 
leiter veranlaßt sah, den norwegischen Dampfer 
„Pronto“ nach Jaluit zu schicken, um von dort 
Lebensmittel kommen zu lassen. Gleichzeitig 
brachte das Schiff die Nachricht mit von der 
schweren Erkrankung des einzigen Arztes auf Nauru. 
Der Regierungsarzt von Jaluit reiste auf diese 
Mitteilung hin mit dem Motorschoner „Hermes“ der 
Jaluitgesellschaft alsbald nach Nauru, um seinem 
Kollegen ärztlichen Beistand zu leisten. Er fand 
aber den Arzt bereits wieder auf dem Wege der 
Gesundung. Während der „Pronto“ noch unter-
	        
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