Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Teile der Leiche in ihren Taro= und Sagobrei 
und verzehrt diese aparte Speise. 
Daß auf solchem Wege eine Dysenterie= oder 
Typhus-Epidemie geradezu deletäre Ausdehnung 
über den ganzen Bezirk erreichen muß, liegt auf 
der Hand. Dies war auch im Jahre 1912 der 
Fall, und an vielen Stellen wurden die Stätten 
der damals an der Ruhr ausgestorbenen oder 
wegen der Seuche verlassenen Dörfer gezeigt. 
Von den in Höhlen gelagerten Skelettknochen 
wurde eine große Menge, darunter auch ein paar 
Schädel gesammelt (Manus). Auch eine Serie 
von Spitzkopfschädeln gelang es zu erwerben 
(Luschanhafen). An diesem Material können 
genaue Messungen erst in der Heimat vor- 
genommen werden. Über die Messung an 
Lebenden berichtet die Anlage. 
Eine Sitte der Manusleute sei noch erwähnt: 
Manche Frauen fuhren abgekehrt und in große 
Matten gehüllt im Kanu an gewissen Männern 
vorbei. Uberall wurde gesagt, daß dies die 
Gläubigerinnen seien, denen von den Schwieger- 
söhnen noch nicht die 40 Faden Muschelgeld für 
die Tochter erlegt seien. Diese unheimlichen 
Mahnweiber machten den Eindruck leibhaftiger 
Erinnyen. (Beobachtet in Mbünai, Salällo 
und Ptüssi.) 
UÜber den hier überall bekannten kriegerischen 
Penismuscheltanz sei folgendes mitgeteilt: 
Der Tänzer trägt auf dem Rücken einen Feder- 
schmuck (Parang#ara), in der rechten Hand 
einen Obsidianspeer, in der linken häufig den 
Oberschenkelknochen seines Vaters oder Opnkels, 
um deren Kraft mit zu besitzen. Dazu klemmt 
er die Penismuschel auf das Glied. Die Muschel 
ist eine weiße Mana (Cypraea), die mit eingeritzten 
Ornamenten, Eidechsenmotiven u. a. m. verziert 
ist. Die Vorhaut wird in den Spalt eingelegt; 
eine künstliche Vergrößerung der Muschelöffnung 
findet nicht statt. Dann wird durch eine melkende 
Bewegung ein Teil der Eichel in das Innere 
gepreßt. Durch die nun erfolgende Stauung 
wird die Befestigung noch verstärkt. Der Tanz 
besteht im Anfang in wagerechten Bewegungen 
des Gesäßes, danach in senkrechten, den Coitus 
nachahmenden. Alle diese Bewegungen werden 
natürlich von dem am Ende beschwerten Penis 
am lebhaftesten ausgeführt. Am Schluß einer 
Tanzphase wird der Penis zwischen den Beinen 
nach hinten geworfen und durch Zusammenpressen 
der Oberschenkel zurückgehalten. Der Penis- 
muscheltanz wurde kinematographisch ausgenommen. 
Ein Gegenstück zu diesem Tanz bildet übrigens 
der Labientanz auf den Gardner Inseln. Dort 
tanzen die Weiber, wenn eine geboren hat, indem 
sie mit den Händen je eine Schamlippe ergreifen 
und zerren. 
überlieferung zu sein. 
  
Auf den Admiralitätsinseln wurde eine Reihe 
von Liedern textlich und phonographisch auf- 
genommen. Sie stammen von Pak, Labes, 
Mbünai. und Hus: Ein Regengesang, mehrere 
Totenklagen und Liebeslieder scheinen von alter 
Andere wieder betrafen 
nichtige alltägliche Handlungen und waren wohl 
in neuer Zeit bei irgendeiner Gelegenheit im- 
provisiert. 
Interessant ist, daß eine Reihe von Liedern 
die neuen Begriffe: Anwerbung auf einem 
Dampfer, Ankunft des Bezirksamtmanns, Ein- 
stellung eines Mannes in die Polizeitruppe und 
ähnliches, dichterisch festhalten. Wesentlich ist 
auch, daß die edle Dichtkunst kein Privileg des 
männlichen Geschlechts ist. 
Eine Frau in Mbünai hat zum Beispiel ein 
Lied auf ihren Bruder verfaßt, als er angeworben 
wurde. Bei dem Hersingen der Lieder fällt als 
typisch auf, daß eine kurze Melodie als Strophe 
sehr oft mit neuen Versen wiederholt wird, daß 
aber zwischen allen Strophen eine 5 bis 10 Se- 
kunden dauernde Pause peinlich gehalten wird. 
Bei Reproduktion solcher phonographischen Auf- 
nahmen waren die Momente des Wiedereinsetzens 
einer neuen Strophe stets das Signal zu einem 
frenetischen Jubel über diese „Nachäffung“. 
Die Trommelsprache ist in Manus un- 
vergleichlich differenzierter und weiter ausgebildet 
als in Neu-Pommern und Neu-Mecklenburg. 
Weit über fünfzig Signale wurden phonographisch 
aufgenommen. Eine Bearbeitung dieses Materials 
ebenso wie der Liederwalzen ist erst später möglich., 
Die Methoden des Fischfangs find ungeheuer 
mannigfaltig. Die Leute werfen mit Fischspeeren, 
sie angeln mit Eberzähnen oder Muschelhaken, 
haben Stülp= und Schwimmreusen aller Form 
und Größe für Fluß= und Meerfische, dreieckige 
Netze von 50 cm bis 6 m Basis. Sie fangen 
mit Fischdrachen vom Kanu aus und machen 
sich den anatomischen Bau des Fischgebisses, dessen 
Zähne nach hinten stehen, zunutze, indem sie als 
Köder eine starkklebrige Spindel nehmen, welche 
die Fischschnauze nicht mehr freigibt. 
Sie werfen auf zur Ebbe freiliegenden Riffen 
kleine Wälle auf, die das Wasser abfließen lassen, 
die verspäteten Fische jedoch zurückhalten. Sie 
fangen mit gleichem Prinzip bei Ebbe die Fische 
aus den im Seegrasboden erbauten komplizierten 
Irrgärten aus Bambusgeflecht. Endlich machen 
sie mit schweren großmaschigen Netzen Jagd auf 
die Seekuh. 
Bei der Sagogewinnung wird folgender- 
maßen verfahren: 
Nachdem der Palmenstamm umgelegt und auf- 
geschlagen ist, beginnt der erste Prozeß: das Aus- 
hauen des Markes „koälim“. Es geschieht mit
	        
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