Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Die Beamten sowie ein Herr Pechstein mit 
Frau, die auf ihrer Reise gerade auf der Palau- 
Gruppe angekommen waren, verließen Palau mit 
der ersten Gelegenheit, während die Angehörigen 
der katholischen Mission es vorzogen, dort zu bleiben. 
Bei der Besetzung der Gruppe erließ der 
Kommandant des japanischen Südseegeschwaders 
in Japanisch und Deutsch eine Proklamation, die 
folgenden Wortlaut hatte: 
„Erklärung. 
I. Mit den Streitkräften Seiner Majestät des 
Kaisers von Japan okupiere ich von heute ab 
die ganze Palauinseln zu den militärischen Zweck 
und besetze dasselbe Gebiet mit der zu mir ge- 
hörenden Truppe. 
II. Die japanische Truppe fügt gar nicht den 
unschuldigen Einwohnern Schaden zu, sie dürfen 
sich wie beim alten beruhigt fühlen und Be- 
schäftigung treiben. 
III. Alle und jede Tat, die die Ruhe und 
Ordnung stört oder auf das militärische Benehmen 
der japanischen Truppe nachteilig einwirkt, wird 
streng verboten. Wer auch immer die Mahnung 
übertritt, wird dem Kriegsgesetz gemäß streng 
bestraft. 
Palau, den 8. Oktober 1914. 
Kontreadmiral T. Matsumura, 
Kommandant von dem japanischen II. Süd- 
gesandten Geschwader.“ 
Über die Besetzung von Saipan liegt ein 
Bericht des Regierungsarztes Dr. Salecker vor. 
Danach kam am 14. Oktober v. Is. der japanische 
Panzerkreuzer „Katon“ von Saipan an, legte sich 
in der Nähe der Einfahrt nahe am Riff vor 
Anker und bemannte zehn Boote sowie eine 
Dampfbarkasse. Die ziemlich schwierige Riff- 
einfahrt war den Japanern ganz genau bekannt. 
Der stellvertretende Stationsleiter Böhme fuhr 
an Bord, um nach den Wünschen des Kreuzer- 
kommandanten zu fragen. Bei seiner Begegnung 
mit den japanischen Booten, die an Land fuhren, 
erhielt er von diesen in der Chamorrosprache 
die Anweisung, weiter an Bord zu fahren. Die 
japanischen Landungsboote waren mit je einem 
schußfertigen Maschinengewehr ausgerüstet. Ge- 
landet wurden 350 Mann und zehn Maschinen- 
gewehre. 8 Uhr 20 Min. früh wurde in durch- 
aus würdiger Weise die deutsche Flagge am 
Bootshafen heruntergeholt und die japanische an 
deren Stelle gehißt. Der Regierungsarzt blieb 
einstweilen im Dorf, um die Eingeborenen von 
Unüberlegtheiten abzuhalten. Eine Anzahl der 
Leute, darunter der eingeborene Feldwebel der 
Polizeitruppe, der schon seit langen Jahren in 
Diensten der deutschen Regierung stand, waren 
so blutdürstig, daß ihnen vor Wut die Tränen 
  
über die Wangen liefen, als ihnen der Arzt jeden 
Widerstand untersagte, und sie waren nur mit 
Mühe von der Aussichtslosigkeit und der schweren 
Gefahr, die mit dem geringsten Widerstand ver- 
bunden gewesen wäre, zu überzeugen. Die Ja- 
paner besetzten sofort das Amtshaus und die 
sonstigen wichtigeren Plätze, im übrigen sicherten 
sie auch hier die völlige Unversehrtheit des Privat- 
eigentums sowie der Kirche und Schule zu. Das 
Hospital sollte der Regierungsarzt vorläufig weiter- 
führen. Die Beamtenhäuser durften weiter be- 
wohnt werden, bis die neue Regierung sie be- 
nötigen würde. Nach drei Tagen wurde den 
Beamten gesagt, die Japaner würden die ganze 
Verwaltung einschließlich der Heilpflege selbst in 
die Hand nehmen. Daraufhin mußte der Re- 
gierungsarzt auch das Hospital abgeben. Die 
beiden Lehrer und der Regierungsarzt verließen 
daher mit erster Gelegenheit Saipan. Der stell- 
vertretende Stationsleiter Böhme glaubte weiter 
auf seinem Posten ausharren zu müssen. 
UÜber das Benehmen der japanischen 
satzungstruppen berichtet der Regierungsarzt: 
„Abgesehen von manchen nicht eingehaltenen 
Versprechungen und einer Anzahl Gehässigkeiten 
von seiten des zum zweiten Gouverneur bestellten, 
schon lange Zeit in Saipan ansässigen japanischen 
Kaufmanns Tanabe, wurden wir Beamten durch- 
aus anständig behandelt. Für Dieberei japani- 
scher Matrosen (Hühner, Früchte) ist wohl nur 
der nicht übermäßig hohe Grad japanischer 
Disziplin verantwortlich zu machen.“ 
Über das Schicksal der deutschen Ansiedler 
auf den Marianen ist in dem Bericht noch 
folgendes gesagt: 
„Von den zur Zeit der Besetzung auf den 
Marianen befindlichen Deutschen sind in Saipan: 
Stationsleiter Böhme (nach einem Gerücht 
jetzt in Manila), Oberaufseher Fackel nebst Fa- 
milie, Pflanzer von Alpen nebst Frau, Pflanzer 
Weller, Pater Gallus, Pater Odonikus, 
Pater Joachim; in Rota: Pater Corbian, 
Bruder Menas; in St. Franzisko: Regierungs- 
lehrer Hofer, Regierungslehrer Voigt nebst 
Frau und Kind, Pflanzer Lotze, Regierungsarzt 
Dr. Salecker nebst Frau und Kind. 
Nach den vorliegenden Nachrichten hat Groß- 
britannien für die von ihm besetzten Kolonien 
inzwischen folgende Posttarife eingeführt: 
Das Briefporto von einem Penny für die Unze 
gilt auch für nachstehende Territorien: 
Samoa, Neu-Guinea (ausgenommen Hollän- 
disch-Neu-Guinea), den Bismarck-Archipel ein- 
schließlich Neu-Britannien (Neupommern), Neu- 
Irland (Neu-Mecklenburg), Neu-Hannover, die 
Admiralitätsinseln usw., die Insel Nauru in der 
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