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mein Rad rasch ins Gestrüpp und schlug mich
schnell in entgegengesetzter Seite in den dichten
Busch, um der Dinge zu harren, die da kommen
sollten. Meine Lage läßt sich nicht beschreiben:
halbtot vor Ermattung, in Schweiß förmlich ge-
badet, unsicher über mein Los in den nächsten
Augenblicken . . Ich war auf alles gefaßt
nur fangen lassen wollte ich mich nicht. So lag
ich denn ganz still da. Von den Vorposten her
regte sich nichts, aber die Engländer mit einem
Trupp schwarzer Soldaten kamen bis über die
Haltestelle Bonendale heran, sie guckten mit den
Gläsern nach der Richtung, wohin ich gefahren,
gestikulierten unter sich herum und berieten sich;
hernach zogen sie auf demselben Wege wieder ab.
Ich blieb noch längere Zeit liegen und spähte
dorthin, wo ich die Vorposten vorher gesehen
hatte, da ich ja jederzeit gewärtig sein mußte,
daß sie mich überrumpelten. Indes sah ich nichts
und kroch daher vorsichtig aus meinem Versteck
hervor, sah auf dem Bahngleise nochmals überall
herum und holte dann mein Rad aus dem Ge-
strüpp hervor. Vorwärts konnte ich nicht wegen
der Vorposten, so radelte ich denn wieder zurück,
den Engländern nach. Auf dem Bahnhofe Bonen-
dale traf ich meinen Begleiter wieder, der schon
große Angst um mein Leben hatte. Er glaubte,
daß die Engländer mich sicher töten würden; er
hätte gehört, daß sie von jetzt ab auf mich
schießen würden; auch die schwarzen Spione
würden alles aufbieten, mich lebendig
oder tot in die Hände der Engländer zu
bringen! Das klang ja recht tröstlich für mich,
aber wohin fliehen. Ich hatte nur mehr einen
Ausweg, seitwärts nach dem Mungo hin. Dorthin
wollte ich auch, und zwar nach Bodjongo, wo
ich ein Kanu zu bekommen hoffte, und damit über
den Kriek nach Bomono ba Mbenge, auf die
Makaseite zu entkommen. Unterwegs begegneten
mir wieder treu ergebene Leute und rieten mir
ab, nach Bodjongo zu fahren; denn die Eng-
länder seien bereits auf dem Wege dorthin, um
die Europäer in Bodjongo abzufangen.
Auf diese Nachricht hin mußte ich umkehren;
denn ohne weiteres wollte ich mich nicht der Ge-
fahr anssetzen, den Engländern direkt in die Hände
zu fahren. Ich stand nun wieder auf der Halte-
stelle Bonendale, die heute mich schon so oft ge-
sehen und Zeuge von meiner Bedrängnis war.
Jetzt war guter Rat teuer. Zeit durfte ich nicht
viel verlieren. Ich wollte um jeden Preis über
den Fluß hinüberkommen.
So entschloß ich mich, auf eigene Faust mir
ein Kanu zu erobern und allein die Uberfahrt
zu bewerkstelligen, zumal mein Begleiter allmählich
selber Angst um sein Leben bekam. Ich begab
mich auf Schleichpfaden nach Bonendale und
wollte irgendein Kanu kapern. Mit meinem Rad
schlich ich mich in das Haus einer Christin, um
es dort aufbewahren zu lassen. Die Christin
sagte mir wohl, ich solle mich im Hause verstecken
bis zum Morgen, aber ich wollte gerade den
Abend benützen, der bald hereinbrach, um zu ent-
wischen. Ich machte mich daher unverzüglich auf,
ohne auf jemand zu achten, und ging auf Seiten-
wegen an den Strand. Dort mußte ich mich
aber hinter einem Baume zurückhalten; denn ich
sah im Flusse den deutschen Raddampfer „Soden“
unter englischer Flagge und von den Engländern
wohl armiert. Der „Soden“ fuhr jedoch nicht
über Bonendale hinaus, sondern kehrte bald
wieder um. Ich ging, um nicht gesehen zu
werden, weiter aufwärts zum nächsten Strand,
mußte aber dabei eine der Hauptstraßen Bonen-
dales passieren. Und da trat die Katastrophe für
mich ein — ein Erlebnis, das ich nicht zum
zweiten Male durchmachen wollte. Es schien, als
hätte man mir förmlich aufgelauert.
Mit einem mehrherausfordernden als fragenden
Ruf: -O m'ala owe= (Wohin gehst du) stürzten
plötzlich die schwarzen Häscher, von denen
mehrere während des Tages mich schon hatten
fangen wollen, auf mich zu. Kaum daß ich mich
besinnen konnte, hatten mich auch schon einige
von ihnen an der Kehle, andere an den Armen,
so daß ich weder reden, noch mich rühren konnte.
Einer riß mir den Schirm aus der Hand und
versetzte mir Püffe, daß ich glaubte, man wolle
mich gleich auf der Stelle totmachen. Beute-
gierig riß mir der eine die Uhr mitsamt
der Kette aus der Tasche, der andere nahm
meine silberne Schnupftabakdose, ein An-
denken an meine Primiz, aus der einen Tasche
und alles, was noch darin war, ein anderer
raubte die andere Tasche aus, worin ich
auch Geld hatte. Man durchsuchte alle meine
Taschen, jeder wollte etwas haben, zuletzt
hatte ich nur mehr die Hosen an, und die wollten
sie mir auch noch ausziehen; ich konnte mich bei
alldem nicht rühren, so fest hielt man mich. Als
ich die Kehle etwas frei bekam, rief ich nach dem
Häuptling; aber der ließ sich nicht sehen. Es
schien mir, als sei meine Gefangennahme mit all
ihren grausigen Umständen abgekartet gewesen.
Ich versuchte mit Güte die aufgeregten Gemüter
zu besänftigen und fragte sie (auf Duala), was
sie denn eigentlich mit mir vorhätten, ich sei doch
kein mot' a bila (Kriegsmann), sondern ein mot'a
Loba (Gottesmann), sie müßten mich doch von
Sodiko her kennen. Doch kaum, daß ich vor
ihrem Lärm gehört wurde: sie schrien mir ent-
gegen: Wir wollen keinen Gott von den
bakala (Weißen), wir haben unsere eigenen
Götter, du bist ein German (Deutscher)