Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

22 20 
der Einfahrt des Flusses an der Innenbarre 
und an den Einmündungen der verschiedenen 
Wasserläufe in den Hauptstrom gelegt. Weiter 
wurde die Einfahrt an der Außenbarre durch 
Versenken einer Anzahl Dampfer gesperrt. 
Von den in Duala vereinigten etwa 300 deut- 
schen Männern wurden aus Mangel an Munition 
und Gewehren etwa nur 80 zum militärischen Dienst 
bei der Schutztruppe eingezogen. Das Regierungs- 
hospital wurde nach dem Ortsteil Deido verlegt, auch 
die Frauen und Kinder wurden dort in der katho- 
lischen Kirche und sonstigen massiven Häusern zum 
Schutz vor etwaiger Beschießung untergebracht. In 
Neu-Bell wurde ein Verbandplatz eingerichtet. Die 
Verproviantierung der Bewohner Dualas wurde 
organisiert, indem der in den Faktoreien lagernde 
Proviant aufgekauft und in einem Hauptlager im 
Innern aufgestapelt wurde. Von dort wurden 
periodisch Proviantsendungen an das in Duala 
errichtete Proviantamt befördert, wo der Proviant 
nach besonderen Bestimmungen an die Weißen 
ausgegeben wurde. Auch sonst waren Bestim- 
mungen zur Sicherheit der Stadt getroffen, im 
besonderen solche über Alarm sowie über Ver- 
bot der Bewegung der Duala, von denen einzelne 
dem Feind bei seiner ersten Landung in Victoria und 
seinen senstigen Bewegungen im Kamerunästuarium 
Führerdienste geleistet hatten. Es mußten auch 
am 15. September sechs Schwarze hingerichtet 
werden, weil sie in der Stadt im Ortsteil Akwa ge- 
plündert und, als ein Beamter sie daran hinderte, 
diesen tätlich angegriffen hatten. Die Duala im 
Ortsteil Deido, wo die Frauen und Kinder unter- 
gebracht waren, mußten diesen räumen, da man 
ihnen ebenfalls nicht trauen konnte; sie zogen zu 
einem großen Teil in die Neusiedlung. 
Inzwischen wurde am 1. September zum 
erstenmal ein englisches Kriegsschiff zwischen Fer- 
nando Po und Duala gesichtet. Am 9. September 
erschienen drei englische Kriegsschiffe an der 
Kamerunmündung, von denen eines auf den 
Regierungsdampfer „Herzogin Elisabeth“, der in 
voller Fahrt in den Hafen lief, ohne Erfolg 
feuerte. Das Kanonenboot „Dwarf“ kam, um 
zu loten, am 10. September an die Barre heran, 
an der die Dampfer versenkt worden waren. 
Am 11. September ging es über diese Stelle 
hinweg und eröffnete das Feuer auf Duala, das 
etwa 15 Minuten dauerte, aber keinen Schaden 
anrichtete. Das Schiff mußte sich dann, von unseren, 
am Hoffmannsweg aufgestellten Geschützen getroffen, 
zurückziehen. Am 13. Septembererschien die „Dwarf" 
wieder an der Sperre, nachdem in den beiden 
vorhergehenden Nächten die in der Manokabucht 
liegende „Cumberland“ durch eine von uns ent- 
sprechend ausgerüstete Barkasse vergeblich an- 
gegriffen worden war; Mondschein und englische 
  
Wachtboote hatten den Erfolg vereitelt. In den 
folgenden Tagen lagen der „Dwarf“ und der „Joy“ 
an der Sperre, ohne sie zu überfahren. Am 15. Sep- 
tember erfolgte eine Minenexplosion in der Mitte 
des Flusses auf der Höhe des Ortsteils Bonaberi, 
wobei ein Leichter mit der an Minen arbeitenden 
Besatzung von je vier Deutschen und Schwarzen 
zugrunde ging. 
In der Nacht vom 17. zum 18. September 
versuchte man mit unserer anderen Barkasse 
einen zweiten Angriff auf die „Cumberland"“. 
Ehe das Torpedo abgeschossen werden konnte, 
hatten die Verteidiger uns bemerkt und durch 
Schießen die Besatzung gezwungen, ins Wasser 
zu springen und sich gefangen nehmen zu lassen. 
Zu dieser Zeit ist auch der Regierungsdampfer 
„Nachtigal“ in den Krieks des Kamernnästuars 
vernichtet worden. Darüber gibt wiederum ein 
Privatbericht nähere Einzelheiten: 
Aus Missellelo waren Herr Kahmke und 
ich zur Schutztruppe eingezogen, um als Führer 
unserer Barkasse „Prinz Udo“, die von der Re- 
gierung für Kriegszwecke gechartert war, zu dienen. 
Wir waren der „Nachtigal“ als Depeschen= und 
Aufklärungsboot beigegeben und versahen auch 
gleichzeitig den Vorpostendienst. „Prinz Udo“ 
hatte am 13. September sein erstes Gefecht zu 
bestehen gegen eine große englische Barkasse — an- 
scheinend ein umgebautes Torpedoboot — mit 
30 Mann Besatzung und armiert mit Revolver- 
kanone und Maschinengewehr. Wir mußten uns 
natürlich zurückziehen, da nur wir beide und ein 
schwarzer Soldat an Bord waren, hatten aber das 
Vergnügen, die feindliche Barkasse, die andauernd 
auf uns schoß, in einen Hinterhalt zu locken, wo 
die „Nachtigal“ verankert lag. Von dieser wurde 
nun der Kampf aufgenommen, und wir beteiligten 
uns mit unseren Gewehren daran. Leider haben 
wir keinen sichtbaren Erfolg zu verzeichnen gehabt, 
so daß uns die sehr schnell fahrende Barkasse 
entkam unter dem Schutze des Feuers des „Dwarf“, 
der mittlerweile auch erschienen war. 
Am 16. September des Nachts wurde der 
„Nachtigal“ von dem „Dwarf“ in einem Kriek 
bei Tiko aufgelauert; sie versuchte vergeblich, die 
„Dwarf“ zu rammen, wurde in Brand geschossen 
und sank. Von der Besatzung (12 Weiße und 
etwa 20 Neger) sind nur wenige Personen gerettet 
worden. Wir wurden von einer englischen Barkasse 
verfolgt, konnten uns aber in den Hafen von Tiko 
retten und die Barkasse in Sicherheit bringen. 
Diese blieb noch bis zum 28. September zur 
Verfügung des Hafenkommandos Tiko und wurde 
später in Missellele demontiert. 
Am 23. September haben dann „Dwarf“, 
„Jvy“ und mehrere kleine Pinassen die Sperre
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.