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Maschine mit höchster Geschwindigkeit arbeiten
lassen und entkam. Eine UÜberbrückung auf der
Strecke wurde beschädigt, zwei Eingeborene wurden
getötet und fünf verwundet.“
Es ist immerhin anerkennenswert, daß die
Engländer den Handstreichen der deutschen Ab-
teilungen überhaupt Erfolge zubilligen. Um so mehr
ist anzunehmen, daß letztere doch wohl bedeutender
find, als englischerseits zugegeben wird. Das
dürfte auch aus der deutschen Meldung klar
hervorgehen.
Mitte Juni erschien eine von Reuter ver-
breitete, aus Nairobi stammende Mitteilung, daß
„eine auf Raub ausgehende deutsche Abteilung
in Uganda (gemeint ist wohl die Gegend westlich
des Victoria-Sees) 200 Stück Vieh erbeutet, da-
bei jedoch 30 Mann an Toten und Verwundeten
verloren habe“.
Diese Mitteilung bekommt durch nachstehende
deutsche Meldung doch ein etwas anderes
Gesicht: „Am 26. April zerstörte eine deutsche
Patrouille den englischen Posten Kasesi am
Kagera und nahm ihm in Karagwe geraubtes
Vieh ab. Feind floh nach kurzem Gefecht,
zurückließ vier Tote. Bei uns keine Verluste."
Ortlich und zeitlich betrachtet, kann es sich
nur um die gleiche Angelegenheit handeln. Die
Räuber waren also die Engländer und nicht die
Deutschen.
In der letzten Veröffentlichung war von einem
Patrouillengefecht die Rede, daß englischen Nach-
richten zufolge südlich des Tanganjika-Sees
am 17. März stattgefunden und den Deutschen
einen Verlust von einem Offizier und drei Askari
an Gefallenen gebracht haben sollte. Die deutsche
Bestätigung darüber, daß das Gefecht stattgefunden
hat, liegt jetzt vor. Es handelte sich um den
Überfall auf ein englisches Lager, bei dem ein
deutscher Offizier, Leutnant der Reserve Haun,
verwundet und gefangen wurde.
In der folgenden Zeit entwickelten englisch-
belgische Abteilungen an der Südwestgrenze
des Schutzgebietes eine gewisse Tätigkeit und
überschritten zum Teil die Grenze südöstlich von
Bismarckburg. Eine größere dieser Abteilungen
wurde am 24. April bei der Mission Mwatsie,
im Bezirk Bismarckburg, von einer deutschen Streif-
abteilung zurückgedrängt und verlor zwei Euro-
päer und einen Askari an Toten sowie viele
Verwundete. Deutscherseits ein Hilfskrieger tot.
Über weitere Kämpfe in dieser Gegend liegen
vorläufig nur englische Meldungen vor.
Danach soll eine deutsche Abteilung in der
Nacht vom 17. Mai einen Angriff auf eine
Patrouille nordrhodesischer Infanterie (7) gemacht
und dabei zehn Tote, nämlich einen Offizier und
neun Askari verloren haben, während die englischen
Verluste mit zwei Toten und sieben Verwundeten
angegeben werden. Ferner soll es nach Berichten
der „Times“ aus Rhodesien am 29. Juni an der
Grenze zu einem Kampfe zwischen englisch-belgi-
schen Truppen und einer aus 70 Europäern,
500 Askari und drei Maschinengewehren be-
stehenden deutschen Abteilung gekommen sein.
Letztere griff die englische Stellung bei Abercorn
an und soll mit einem Berlust von zehn toten
Europäern und verschiedenen Verwundeten zurück-
geschlagen worden sein. Während in der ersten
Meldung über dieses Gefecht die Engländer ihre
Verluste auf einen Europäer und zwei Askari
als tot und zehn Askari als verwundet angeben,
lassen sich die „Times“ unterm 17. Juli „nach-
träglich" aus Rhodesien melden, daß die Eng-
länder schwere Verluste erlitten hätten.
Auch ist in dieser zweiten Meldung von einem
Zurückschlagen des deutschen Angriffes keine Redel
Unter dem 29. Juni berichtete das amtliche
englische Presse-Bureau über ein, gegen die deutsche
Station Bukoba am Westufer des Victoria-Sees
gerichtetes Unternehmen, das am 20. Juni statt-
fand. Die hierzu angesetzten englischen Streit-
kräfte, bestehend aus Abteilungen des 25. Bataillons
der Royal Fuflliers (Legion of Frontiersmen),
Royal North Lancashires und Kings African Rifles
(farbige Truppe) sowie etwas Artillerie, unter-
standen dem Brigadegeneral J. M. Stewart.
Während ein Teil dieser Truppen von dem
Kagera aus nach Süden gegen Bukoba vorrückte,
wurde ein anderer Teil auf armierten Dampfern
von Kisumu aus über den See dorthin gebracht.
Dem amtlichen englischen Bericht zufolge gelang
es diesem Detachement, die Station nebst ihrer
funkentelegraphischen Einrichtung zu zerstören und
ein Feldgeschütz, viele Gewehre und wichtige
Schriftstücke zu erbeuten. Auch sollen durch
Artilleriefener zwei deutsche Maschinengewehre
unbrauchbar gemacht worden sein.
Nach diesem Erfolg seien die englischen Truppen
wieder zurückgekehrt.
Dieser letzte Teil der Meldung fällt auf.
War der Erfolg tatsächlich derart gewesen, wie
ihn der amtliche englische Bericht schildert, so ist
eigentlich nicht einzusehen, warum die Engländer
sich nicht in Bukoba festsetzten und diesen Punkt
als Operationsbasis für weitere Unternehmungen
in jenem Teile Deutsch-Ostafrikas einrichteten.
Man gewinnt daher den Eindruck, als ob der
englische Rückzug nicht ganz freiwillig erfolgt sei.
Bereits in der letzten Veröffentlichung war
erwähnt worden, daß nach einem telegraphischen
Bericht des belgischen Vizegouverneurs von Ka-
tanga am Kiwu-See Kämpfe zwischen belgischen
und deutschen Truppen stattgefunden hätten, bei