Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Hinterland rekrutiert. Wir besitzen augen— 
scheinlich Duala und den nördlichen Teil 
von Kamerun. Die Franzosen nahmen 
den südlichen Teil, so sind unsere Kräfte 
etwas geteilt.“" 
In den englischen Zeitungen hat man es 
als ein Zeichen des „Hunnentums“" der Deutschen 
ausgelegt, daß ein Missionar sich an den 
kriegerischen Operationen beteiligt habe. Man 
regt sich darüber auf, daß ein Missionar das 
Abschießen eines Torpedos mit seinem Berufe 
vereinigen könne. In Wirklichkeit handelt es sich 
bei diesem „Missionar“ um den Laienbruder 
Alsons von der Pallotiner Mission in Duala. Als 
früherer Soldat ist er bei Kriegsausbruch 
als Kriegsfreiwilliger eingezogen worden 
und hat als solcher in todesmutiger Weise eine 
Barkasse bestiegen, um das auf ihr angebrachte 
Torpedogeschoß gegen eines der englischen Kriegs- 
schiffe abzuschießen. Er mußte auf die Schüsse 
des feindlichen Schiffes über Bord springen und 
sich auf das Wrack eines der versenkten Schiffe 
retten; dort wurde er gefangen genommen und 
nach Kotonou abgeführt. Der Bruder Alfons hat 
also nichts anderes getan, als was jedermann in 
einem Lande mit allgemeiner Wehrpflicht tut, näm- 
lich sein Leben für das Vaterland eingesetzt! — 
Über die Kämpfe im Küstengebiet wurden 
Mitte Dezember vom „Daily Telegraph“ folgende 
Einzelheiten mitgeteilt: 
Die an den Kämpfen beteiligten Kriegsschiffe 
waren „Cumberland“, „Challenger“, „Dwarf“, „Ivy“, 
„Remus“ und „Porpoise“; ferner zwei französische 
Kreuger und eine große Flottille kleinerer Fahrzeuge 
aus Nigeria. Als die Flotte sich der Kamerun-Küste 
näherte, wurde zuerst die Hafenstadt Victoria be- 
schossen, dann gingen die Schiffe den Kamerun-Fluß 
aufwärts nach Duala, der Hauptstadt. Der Hafen 
von Kamerun und Swellaba wurden beschossen. Alle 
Bojen, Leuchtfeuer und Landmarken waren entfernt 
worden, aber die Schiffe konnten bis auf 15 Meilen 
sich Duala nähern. Ungefähr sieben Meilen von der 
Oauptstadt entfernt war der Fluß durch neun große 
Dampfer, die die Deutschen versenkt hatten, 
gesperrt. Eines der Schiffe wurde in die Luft ge- 
sprengt, um einen Kanal für die englischen Schiffe zu 
machen, und trotz des Widerstandes der deutschen 
Schiffe „Elisabeth“, „Nachtigal“, „Soden“ und „Mungo“" 
wurde die Sprengung ausgeführt. (Die deutschen Schiffe 
sind alles kleinere Flußfahrzeuge ohne jeden Kriegs- 
wert, die nur mit kleinen Feldgeschützen armiert waren.) 
Die Deutschen sandten außerdem Kontaktminen den 
Fluß hinunter, die durch die außerordentlich starke 
Strömung gegen die englischen Schiffe getrieben wurden, 
jedoch aufgefischt werden konnten, ohne Schaden anzu- 
richten. Der Kanal, der durch die versenkten Schiffe 
hindurchführt, war nur 50 Yards breit und 22 Fuß 
tief. Der „Challenger“ kam zuerst durch, wurde jedoch 
sofort von den Deutschen angegriffen. Das 
Feuer wurde von unseren Schiffen erwidert, und der 
erste Schuß, der saß, setzte ein feindliches Geschütz auf 
  
einem Schiffe, das später zum Sinken gebracht wurde, 
außer Gefecht. Andere englische Schiffe folgten dem 
„Challenger", und das Kanonenboot (Ovarz“ wurde 
verschiedentlich angegriffen. In einem Nebenfluß, west- 
lich von Duala, wurde es von der nächsten Nähe aus 
von dem deutschen kleinen Regierungsdampfer 
„Nachtigal“ angegriffen. Do der kleine „Nachti- 
gal“ den Kampf mit dem englischen Kanonenboot nicht 
aufnehmen konnte, versuchte er den „Dwarf“" zu 
rammen. Er kam mit Volldampf auf den „Dwarf"“ 
zu und brachte ihm ein großes Leck bei. Das deutsche 
Schiff fing Feuer, und es entstanden für das Kanonen- 
boot gefährliche Augenblicke, da es jeden Moment 
gleichfalls Feuer zu fassen drohte. Das deutsche Schiff 
ging schließlich unter, und der schwer beschädigte 
„Dwarf“ konnte vier Deutsche und acht Eingeborene 
der Besatzung retten. Der „Dwarf“ hatte während 
des Kampfes einen Funkspruch an die „Cumberland“ 
um Hilfe gerichtet, der von den Deutschen aufgefangen 
wurde, die sofort antworteten: „Sollen wir euch einen 
Zimmermann für die Reparaturen schicken?“ 
Die Schiffe „Remus“ und „Porpoise“ begaben sich 
nach Piti, das sie beschossen. Die Engländer hatten 
in diesem Kampfe drei Tote und 14 Verwundete. Als 
jedoch die „Remus“ eine Landungsabteilung an Land 
schickte, geriet diese in einen Hinterhalt und wurde 
vom deutschen Maschinengewehrfeuer voll- 
ständig zusammengeschossen, nur der Offigier, 
der von einer zweiten Landungsabteilung aufgenommen 
wurde, kam mit dem Leben davon. Die Engländer 
mußten sich sehr vorsehen, um nicht auf Minen zu 
stoßen; sie sischten 32 Minen auf. Der „Challenger“ 
und der „Dwarf“ beschossen dann Duala, das sich 
schließlich ergeben mußte. Englische und eingeborene 
Truppen wurden nun gelandet und besetzten die Ja- 
pomabrücke, wo sie mit französischen Truppen zu- 
sammentrasen. Vom Fluß aus beschossen sie dann das 
Ufer. Die Engländer landeten darauf 15 Mann, die 
den Union-Jack auf der Brücke hißten. Sowie jedoch 
die Flagge hochging, erhielt die Abteilung Maschinen-- 
gewehrfeuer, und nur unter den größten Schwierig= 
keiten gelang es einem Teil der Landungsabteilung, 
zu ihren Schiffen zurückzukehren. 
Der erfolgreiche Angriff auf Jabassi, der bereits 
in früheren Depeschen erwähnt ist, kostete den Eng- 
ländern drei Offiziere und 18 Mann. Auch bei Tiko 
am Fuße des Kamerun-Gebirges waren die Engländer 
nicht sehr erfolgreich. Sie fanden dort das Gelände 
mit einem Gewirr von Drähten, die anscheinend zu 
Minen führten. Nachdem sie die Drähte durchschnitten 
hatten, rückten sie vor und fanden Schützengräben, die 
jedoch von den Deutschen verlassen waren, und setzten 
sich darin fest. Plötzlich wurden sie von einem nahen 
Waldrande mit Feldgeschützen beschossen, die ein 
ausgezeichnetes Feuer unterhielten. Schließlich wurde 
Tiko nach hartem Kampfe genommen, ale die englischen 
Kriegsschiffe „Reemus“, „Porpoise“, „Alligator“" und die 
Dampfbarkasse des „Cumberland“ Tiko heftig beschossen. 
Uber die Beschießung von Duala teilt ein eng- 
lischer Kolonialarzt, der dem Erpeditionskorps an- 
gehbörte, mit, daß diese am 26. September, 6 Uhr 
30 Minuten morgens, begann. Die Deutschen erwiderten 
nicht. Um 6 Uhr 50 Minuten waren alle feindlichen 
Forts zerstört, und eine ganze Anzahl von Gebäuden 
stand in Flammen. Drei Eisenbahnzüge verließen kurz 
nach Beginn der Beschießung die Stadt in der Richtung 
nach dem Junnern. Sie wurden nicht beschossen, weil 
man glaubte, daß Nichtkombattanten in ihnen waren. 
Ich glaube jedoch, daß die Deutschen die Absicht hatten, 
Duala zu räumen, um diejenigen Plätze zu verteidigen,
	        
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