Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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ohne die Kakao führenden Schiffe neutraler Staaten 
der Gefahr, durch kriegführende Staaten aufgebracht 
zu werden, auszusetzen. Die Durchschnittspreise der 
mittleren Sorten sanken hierauf wieder auf 30 bis 
38 Cent für ½ kg, gingen aber ganz am Ende des 
Jahres wieder etwas in die Höhe. 
Im folgenden soll von den 
Geschäften in den hauptsächlichsten 
Kakaosorten 
während des Jahres 1914 die Rede sein. 
Für fermentierten 
Accra-Kakao 
ahlte man Anfang Januar 32 bis 32,5 Cent, für 
#rante und halbfermentierte Ware etwa 31,5. Obwohl 
die Ernte ganz den günstigen Erwartungen entsprach 
und auch die Transportgelegenheiten sehr günstig 
waren, war von einem Sinken des Preises keine Rede, 
vielmehr stieg er Anfang Februar auf 33 bis 34 Cent 
für fermentierte und auf 32,5 Cent für kurante Sorte. 
Die überaus reiche Ernte in verschiedenen anderen 
Erzeugungsländern, vornehmlich in Ecuador und 
St. Thomé, flaute die Stimmung für Accra ab, und 
es trat ein allmählicher Preisrückgang ein. Anfang 
März zahlte man 33 Cent für fermentierten Kakao, 
im Mai 31 bis 31,5. Im Juni, als Thomsé zu 32 Cent 
angeboten wurde und natürlich das Interesse für sich 
in Anspruch nahm, konnte man bereits für 29,5 Cent 
fermentierten Accera kaufen, während man 29 Cent für 
kurante Ware zahlte. In dieser Preislage blieb das 
Geschäft bis zum Ausbruch des Krieges ziemlich be- 
ständig, um dann einer großen Preiosteigerung Platz 
zu machen. Infolge des Fehlens der unmittelbaren 
Anfuhr von der Goldküste und als eine unmittelbare 
Folge der teuerer werdenden Platzvorräte gingen die 
Preise rasch in die Höhe, und schließlich zahlte man 
für verfügbare kurante Qualität gern 34 bis 35 Cent, 
während für fermentierte Ware sogar 39 bis 40 Cent 
gezahlt wurden. Die Ernte 1914/15 verspricht ebenso 
wie die Ernte des vorangegangenen Jahres nach Güte 
und Menge gut zu werden. 
St. Thomé. 
Der hohe Preis von 35 bis 36 Cent zu Anfang 
des Jahres, der durch die kleinen Anfuhren aus dem 
Erzeugungsland und die geringen Vorräte in Lissabon 
verursacht wurde, war nicht geeignet, Kauflust für 
diese bevorzugte Kakaosorte zu wecken. Erst als die 
Forderungen der Verkäufer auf ungefähr 34,5 Cent 
zurückgebracht werden konnten, kam in das Geschäft 
einige Belebung. Anfang Februar stieg der Preis 
wieder wegen des Sinkens des Goldagios und infolge 
amerikanischer Einkäufe auf 35,5 Cent und konnte sich 
bis Anfang Märg auf dieser Höhe halten. Dann aber 
erwirkten die regelmäßigen und raschen Anfuhren aus 
dem Ergeugungsland ein Sinken des Preises, und so 
sah man in Ubereinstimmung mit den allgemein 
günstigen Ernten der anderen Ergeugungsländer in 
der ersten Hälfte des abgelaufenen Jahres einen all- 
mählichen Preisrückgang. 
Der Preis schwankte im März und April zwischen 
35 und 33 Cent, sank im Mai auf ungefähr 32 Cent 
und ging Ansang Juni auf 31.5 Cent zurück. 
Da die Anfuhren aus Lissabon im Juni recht 
gering waren und auch für Juli kein günstigeres Er- 
gebnis gu erwarten stand, stiegen die Preise langsam 
wieder auf 33 Cent, zumal auch das Goldagio weiter 
im Sinken verharrte. Die Vorernte für St. Thomé 
muß denn auch in diesem Jahre alds eine Mißernte an- 
gesehen werden, wie aus folgenden statiftischen Ziffern 
niederländische 
  
über die Erntemonate der letzten drei Jahre leicht 
ersichtlich ist: 
194 1913 
Balien 
Mai 26 063 36 758 31 260 
Juni 9 458 29 183 60 581 
Juli 23 934 34 653 58554 
  
59 450 100 594 150 3895 
Der Ausbruch des Krieges legte Handel und In- 
dustrie für geraume Zeit still und übte somit auch auf 
den Artikel Kakao einen unheilvollen Druck aus. Ver- 
gebens suchten die Händler für 30 Cent Käufer zu 
finden. Die Anfuhren bis Ende September waren 
denn auch, da die Käufer mit erhöhten Frachten, be- 
sonders Versicherungen und einem um so größeren 
Risiko rechnen mußten, gleich Null. Auch wurden 
Schiffe mit Thomé-Kakaoladung zuerst regelmäßig fest- 
gehalten und aufgebracht; indessen waren die ange- 
wandten veruche, Schiffe, die mit Rohstoffen für die 
abrikation befrachtet waren, frei zu 
bekommen, von Erfolg gekrönt. Jetzt erst konnte die 
Anfuhr gerade dieser Kakaoart, wenn auch unter für ein 
neutrales Land unnötig erschwerenden Bestimmungen, 
als einigermaßen geregelt angesehen werden. 
Die Preise waren inzwischen infolge der sehr ver- 
minderten Vorräte in Lissabon und der verhältnis- 
mäßig kleinen Anfuhren aus dem Erzeugungsland 
rasch auf. 35 Cent gestiegen. Starke Nachfrage ent- 
stand für unmittelbar lieferbare Posten, wofür man 
bereits nach Ablauf eines Monats ungefähr 65 Cent 
für ½ kg zahlte. 
Die Anfuhren aus dem Erzeugungsland, die für 
den niederländischen Bedarf bestimmt waren und die 
nicht mehr ausgeführt werden durften, schwankten im 
Preise zwischen 36 und 40 Cent, während Geschäfte 
in Platzvorräten, die mit diesem Verbot belastet waren, 
je nach Güte der Ware für 42 bis 46 Cent abge- 
schlossen wurden. Das allgemeine Ausfuhrverbot für 
Kakaobohnen aus den Niederlanden machte ein Ende 
mit den hohen Preisen der in den Niederlanden ver- 
fügbaren, für die Ausfuhr bestimmten Vorräte, die 
während der Monate September und Oktober ein be- 
sonderes Interesse genossen hatten. 
Da jedoch jede Anfuhr aus den südamerikanischen 
Kakaoländern unterblieb und auch aus Ecuador und 
Bahia keine Ladung eintraf, verharrte der Markt, der 
auf die Vorräte in Lissabon und die englischen und 
französischen Stapelplätze angewiesen war, in seiner 
Festigkeit. 
Die Preise zogen andauernd an und stellten sich 
schließlich auf etwa 48 bis 50 Cent für Platzvorräte 
und zu 42 bis 46 Cent für Verschiffung. 
er 
Trinidad-Kakao 
war gut, wie es bei großen Ernten durchweg der Fall 
ist, und die Preise waren das ganze Jahr hindurch 
niedrig. Im Anfang des Jahres 1914 zahlte man 
etwa 60/— für feine Plantagensorte, aber bald fielen 
die Preise auf 58/6, um dann schließlich mit Hilfe der 
Baissespekulanten auf 67/S heruntergugehen. Obschon 
man große Ladungen aus Trinidad erwartete, stiegen 
die Preise im Februar rasch auf 62/ und 68/—. Dieser 
Kurs war jedoch nicht von langer Dauer, und der 
März brachte ein Sinken des Preises auf 59/— bis 
etwa 54/—. Im April zahlte man durchschnittlich sogar 
nur 52/6. Dann brach eine sehr unregelmäßige Zeit 
ein; bald flau, bald fest, schwankten die Preise zwischen 
54/ und 58/J. Die Baissespekulanten bewirkten sodann 
im Mai und Juni ein fortdauerndes Sinken des Preises, 
der Anfang Juli mit 51/6 für feine Plantagensorte
	        
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