W 344 20
ohne die Kakao führenden Schiffe neutraler Staaten
der Gefahr, durch kriegführende Staaten aufgebracht
zu werden, auszusetzen. Die Durchschnittspreise der
mittleren Sorten sanken hierauf wieder auf 30 bis
38 Cent für ½ kg, gingen aber ganz am Ende des
Jahres wieder etwas in die Höhe.
Im folgenden soll von den
Geschäften in den hauptsächlichsten
Kakaosorten
während des Jahres 1914 die Rede sein.
Für fermentierten
Accra-Kakao
ahlte man Anfang Januar 32 bis 32,5 Cent, für
#rante und halbfermentierte Ware etwa 31,5. Obwohl
die Ernte ganz den günstigen Erwartungen entsprach
und auch die Transportgelegenheiten sehr günstig
waren, war von einem Sinken des Preises keine Rede,
vielmehr stieg er Anfang Februar auf 33 bis 34 Cent
für fermentierte und auf 32,5 Cent für kurante Sorte.
Die überaus reiche Ernte in verschiedenen anderen
Erzeugungsländern, vornehmlich in Ecuador und
St. Thomé, flaute die Stimmung für Accra ab, und
es trat ein allmählicher Preisrückgang ein. Anfang
März zahlte man 33 Cent für fermentierten Kakao,
im Mai 31 bis 31,5. Im Juni, als Thomsé zu 32 Cent
angeboten wurde und natürlich das Interesse für sich
in Anspruch nahm, konnte man bereits für 29,5 Cent
fermentierten Accera kaufen, während man 29 Cent für
kurante Ware zahlte. In dieser Preislage blieb das
Geschäft bis zum Ausbruch des Krieges ziemlich be-
ständig, um dann einer großen Preiosteigerung Platz
zu machen. Infolge des Fehlens der unmittelbaren
Anfuhr von der Goldküste und als eine unmittelbare
Folge der teuerer werdenden Platzvorräte gingen die
Preise rasch in die Höhe, und schließlich zahlte man
für verfügbare kurante Qualität gern 34 bis 35 Cent,
während für fermentierte Ware sogar 39 bis 40 Cent
gezahlt wurden. Die Ernte 1914/15 verspricht ebenso
wie die Ernte des vorangegangenen Jahres nach Güte
und Menge gut zu werden.
St. Thomé.
Der hohe Preis von 35 bis 36 Cent zu Anfang
des Jahres, der durch die kleinen Anfuhren aus dem
Erzeugungsland und die geringen Vorräte in Lissabon
verursacht wurde, war nicht geeignet, Kauflust für
diese bevorzugte Kakaosorte zu wecken. Erst als die
Forderungen der Verkäufer auf ungefähr 34,5 Cent
zurückgebracht werden konnten, kam in das Geschäft
einige Belebung. Anfang Februar stieg der Preis
wieder wegen des Sinkens des Goldagios und infolge
amerikanischer Einkäufe auf 35,5 Cent und konnte sich
bis Anfang Märg auf dieser Höhe halten. Dann aber
erwirkten die regelmäßigen und raschen Anfuhren aus
dem Ergeugungsland ein Sinken des Preises, und so
sah man in Ubereinstimmung mit den allgemein
günstigen Ernten der anderen Ergeugungsländer in
der ersten Hälfte des abgelaufenen Jahres einen all-
mählichen Preisrückgang.
Der Preis schwankte im März und April zwischen
35 und 33 Cent, sank im Mai auf ungefähr 32 Cent
und ging Ansang Juni auf 31.5 Cent zurück.
Da die Anfuhren aus Lissabon im Juni recht
gering waren und auch für Juli kein günstigeres Er-
gebnis gu erwarten stand, stiegen die Preise langsam
wieder auf 33 Cent, zumal auch das Goldagio weiter
im Sinken verharrte. Die Vorernte für St. Thomé
muß denn auch in diesem Jahre alds eine Mißernte an-
gesehen werden, wie aus folgenden statiftischen Ziffern
niederländische
über die Erntemonate der letzten drei Jahre leicht
ersichtlich ist:
194 1913
Balien
Mai 26 063 36 758 31 260
Juni 9 458 29 183 60 581
Juli 23 934 34 653 58554
59 450 100 594 150 3895
Der Ausbruch des Krieges legte Handel und In-
dustrie für geraume Zeit still und übte somit auch auf
den Artikel Kakao einen unheilvollen Druck aus. Ver-
gebens suchten die Händler für 30 Cent Käufer zu
finden. Die Anfuhren bis Ende September waren
denn auch, da die Käufer mit erhöhten Frachten, be-
sonders Versicherungen und einem um so größeren
Risiko rechnen mußten, gleich Null. Auch wurden
Schiffe mit Thomé-Kakaoladung zuerst regelmäßig fest-
gehalten und aufgebracht; indessen waren die ange-
wandten veruche, Schiffe, die mit Rohstoffen für die
abrikation befrachtet waren, frei zu
bekommen, von Erfolg gekrönt. Jetzt erst konnte die
Anfuhr gerade dieser Kakaoart, wenn auch unter für ein
neutrales Land unnötig erschwerenden Bestimmungen,
als einigermaßen geregelt angesehen werden.
Die Preise waren inzwischen infolge der sehr ver-
minderten Vorräte in Lissabon und der verhältnis-
mäßig kleinen Anfuhren aus dem Erzeugungsland
rasch auf. 35 Cent gestiegen. Starke Nachfrage ent-
stand für unmittelbar lieferbare Posten, wofür man
bereits nach Ablauf eines Monats ungefähr 65 Cent
für ½ kg zahlte.
Die Anfuhren aus dem Erzeugungsland, die für
den niederländischen Bedarf bestimmt waren und die
nicht mehr ausgeführt werden durften, schwankten im
Preise zwischen 36 und 40 Cent, während Geschäfte
in Platzvorräten, die mit diesem Verbot belastet waren,
je nach Güte der Ware für 42 bis 46 Cent abge-
schlossen wurden. Das allgemeine Ausfuhrverbot für
Kakaobohnen aus den Niederlanden machte ein Ende
mit den hohen Preisen der in den Niederlanden ver-
fügbaren, für die Ausfuhr bestimmten Vorräte, die
während der Monate September und Oktober ein be-
sonderes Interesse genossen hatten.
Da jedoch jede Anfuhr aus den südamerikanischen
Kakaoländern unterblieb und auch aus Ecuador und
Bahia keine Ladung eintraf, verharrte der Markt, der
auf die Vorräte in Lissabon und die englischen und
französischen Stapelplätze angewiesen war, in seiner
Festigkeit.
Die Preise zogen andauernd an und stellten sich
schließlich auf etwa 48 bis 50 Cent für Platzvorräte
und zu 42 bis 46 Cent für Verschiffung.
er
Trinidad-Kakao
war gut, wie es bei großen Ernten durchweg der Fall
ist, und die Preise waren das ganze Jahr hindurch
niedrig. Im Anfang des Jahres 1914 zahlte man
etwa 60/— für feine Plantagensorte, aber bald fielen
die Preise auf 58/6, um dann schließlich mit Hilfe der
Baissespekulanten auf 67/S heruntergugehen. Obschon
man große Ladungen aus Trinidad erwartete, stiegen
die Preise im Februar rasch auf 62/ und 68/—. Dieser
Kurs war jedoch nicht von langer Dauer, und der
März brachte ein Sinken des Preises auf 59/— bis
etwa 54/—. Im April zahlte man durchschnittlich sogar
nur 52/6. Dann brach eine sehr unregelmäßige Zeit
ein; bald flau, bald fest, schwankten die Preise zwischen
54/ und 58/J. Die Baissespekulanten bewirkten sodann
im Mai und Juni ein fortdauerndes Sinken des Preises,
der Anfang Juli mit 51/6 für feine Plantagensorte