Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Behandlung seitens der Engländer, war hart. 
Zu efsen gab es mittags Yamsknollen und Fleisch, 
abends zur Abwechslung Fleisch mit Bamsknollen. 
Das Fleisch war meistens so fett, daß man es 
kaum essen konnte, dabei recht viele Knochen. 
Die einzige angenehme Abwechslung war dann 
und wann ein Besuch seitens der dort in Calabar 
stationierten Missionare. Leider konnten sie bei 
allen ihren Bemühungen wenig für uns ausrichten, 
nicht einmal, daß wir in der Mission Messe lesen 
konnten. Ja, der Deutschenhaß ist so groß, daß 
ich für mein gutes deutsches Geld absolut nichts 
kaufen konnte. Nicht einmal für englisches Geld 
konnte ich etwas bekommen. Ich sollte so not- 
wendig eine Decke haben (denn bei Tage war es 
unter dem Blechdach furchtbar heiß und bei der 
Nacht oft empfindlich kalt), aber trotz der Be- 
stellung bekam ich keine. 
Endlich am 1. März wurden wir mit dem 
Dampfer „Salaga“ nach Duala gebracht. Hier 
auf dem Dampfer genossen wir gegen alles Er- 
warten eine recht gute Behandlung, was wir, 
wie wir gleich bemerkten, einem Irländer zu 
verdanken hatten. 
Am 2. März nachmittags kamen wir nach 
Duala und wurden in der „Basler Missions- 
handlung“ interniert. Gegen 27 Deutsche, alle 
Gefangene, waren da beisammen: Missionare aus 
Ossing, Militärs, Beamte usw., darunter alte 
Bekannte. 
Am 9. März wurden wir: ein Kapitän mit 
vier seiner Leute und vier Missionsangehörige 
nach Fernando Poo gebracht, nachdem wir, 
obwohl es schon so oft geschehen, hier noch ein- 
mal, aber auf das gründlichste, untersucht worden 
waren. Jeder Papierfetzen erweckte Verdacht, 
selbst unsere Taschen mußten zum Schluß noch 
umgekehrt werden — und dieses alles vor den 
Augen der Schwarzen. In etwa sechs Stunden 
liefen wir im Hafen von St. Isabel ein, wo 
schon eine Menge Volkes am Ufer versammelt war. 
Hier auf der Mission wurden wir aufs freund- 
lichste aufgenommen. 
Auch deutsche Zeitungen haben wir vom deut- 
schen Konsul erhalten. Dort vernahmen wir all- 
mählich andere Dinge, als sie die „Newspapers“ 
uns zu bringen beliebten. Am meisten empörten 
uns in diesen „Newspapers“" die geradezu nieder- 
trächtigen Karikaturen über den Kaiser und 
Kronprinzen. 
II. 
Die Beschießung von Kribi. 
Ende August wurde uns mitgeteilt, daß man 
gezwungen sei, das Hospital auf die Mission, in 
die Kirche zu verlegen, da es bei einer etwaigen 
Beschießung Kribis gerade in der Feuerlinie liege. 
  
Wir erklärten uns bereit, es aufzunehmen — und 
noch am nämlichen Tage räumten wir die Kirche, 
vorläufig teilweise, aus; zwei kranke Europäer 
siedelten in unser Wohnhaus über, wo wir ihnen 
einige Zimmer eingeräumt hatten. Das Hospital 
der Eingeborenen blieb vorläufig noch drüben an 
seinem alten Platz; aber nicht lange. Als die 
Nachricht nach Kribi gelangte, daß VBiktoria von 
den Engländern beschossen sei, mußten wir die 
Kirche, in der wir immer noch, so gut es ging, 
Gottesdienst abgehalten hatten, vollständig räumen, 
und kurz darauf, als wir die Schreinerei in eine 
Notkirche verwandelt und gerade einmal darin 
Gottesdienst gefeiert hatten, erschienen nachts 
plötzlich alle schwarzen Kranken mit dem gesamten 
Hausrat des Hospitals und verlangten Aufnahme 
in der Mission. So mußte ich denn das Aller- 
heiligste wieder in die Kirche, diesmal in die 
Sakristei, hinüberbringen; die Schreinerei wurde 
ebenfalls in ein Hospital verwandelt. Ein Kriegs- 
schif war nämlich vor Kampo erschienen, und 
man vermutete, daß es auch bald vor Kribi 
eintreffen werde. Der Trubel auf der Mission 
war sehr groß; es wimmelte von schwarzen 
Kranken, Krankenwärtern, Besuchern usw. Die 
Schule war in einen Operationssaal und in die 
Avotheke verwandelt worden, vom Turme der 
Kirche herab wehte die Genfer Flagge. So 
warteten wir auf das Erscheinen der feindlichen 
Kriegsschiffe, und sie kamen. Nachdem am 11. Ok- 
tober Kampo von zwei französischen Kriegsschiffen 
bombardiert worden war, erschienen diese, der 
Kreuzer „Bruixr“ und das Kanonenboot „Sur- 
prise“, am 13. Oktober früh morgens während 
der heiligen Messe vor Kribi, schickten einen 
Unterhändler, der im Namen des Kommandanten 
die Ubergabe von Kribi forderte und mit Be- 
schießung drohte, wenn die Ubergabe nicht gut- 
willig erfolgen würde. Da dieses natürlich nicht 
geschah, machten wir uns auf eine Beschießung 
gefaßt. Für die Schwestern hatten wir schon 
tags zuvor in einem benachbarten Mabea-Dorfe 
ein Haus eingerichtet, und dahin begaben sie sich 
mit den Kindern. Die gesamte Bevölkerung 
Kribis floh ebenfalls in die benachbarten Dörfer, 
hauptsächlich nach Buambe, Wasserfall und 
Batanga, nur unsere getreuen Lehrer blieben 
bei uns. Würde man die Kirche, die Mission 
überhaupt, verschonen? Würde man die Rote- 
Kreuz-Flagge achten? Das waren die bangen 
Fragen, die man auf allen Gesichtern las. Pünkt- 
lich zur festgesetzten Zeit, etwas nach 10 Uhr, 
krachte der erste Schuß, brüllend schlug die Gra- 
nate jenseits der Brücke ein. Dann folgte Schuß 
auf Schuß aus beiden Schiffen; die Granaten 
zischten teilweise über unsere Köpfe hinweg, die 
Luft füllte sich mit Pulverdampf. Ein Verbrechen
	        
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