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daner. Die Kirche, die Mission wurden von den
französischen Soldaten geplündert; alle Straßen
wurden besetzt; Patrouillen durchsuchten die ganze
Umgegend von Kribi. Es war mir nicht möglich,
zu den Brüdern zu gelangen. Zwei Tage und
zwei Nächte hielt ich mich im Busch bei unseren
Christen, die sich verborgen hatten, auf. Von
den Heiden war den Feinden mein Aufenthaltsort
verraten worden; der Häuptling vom Wasserfall
wollte mich fangen und an die Franzosen aus-
liefern. Ich wurde von unseren Christen ge-
warnt; vergeblich suchte ich einen Führer durch
den Busch zu den Brüdern. Alles war voll
Todesangst; die Franzosen hatten alle mit dem
Tode bedroht, die nicht in ihr Dorf zurückkehren
würden und den Deutschen irgendwie behilflich
wären. Dazu kam, daß mir erzählt wurde, feind-
liche Soldaten hätten nachts das Dorf, wo wir
uns versteckt halten wollten, überfallen und aus-
geplündert. So blieb mir nur ein Ausweg übrig,
nämlich nach Batanga zu gehen, das zwar auch
schon tags zuvor beschossen, aber noch nicht besetzt
worden war, und mich mit P. Schwab, dessen
Wohnhaus man zerschossen hatte, zu beraten, was
wir nun tun sollten. Nach vieler Mühe — es
war kein Kanu zu bekommen, das mich über den
Wasserfall setzte, die Menschen voll Furcht und
Zittern — gelang es. P. Schwab und ich be-
schlossen, in die spanische Nachbarkolonie uns zu
flüchten und die dortige katholische Mission um
Aufnahme zu bitten. Am 10. Dezember langten
wir glücklich in Bata an, wo wir auf der Mission
freundliche Aufnahme gefunden haben.
III.
Die Beschießung und Räumung der
Missionsstation Groß-Batanga.
Seit Ende Juli sahen wir kein deutsches Schiff
mehr. Keine Nachricht; nichts herein, nichts hin-
aus. Es ist, als ob Deutschland vom Erdboden
verschwunden wäre. Auch unter uns findet kein
brieflicher Verkehr mehr statt. Keiner weiß, wie
es dem andern geht und wo sie sind. Eine
schreckliche Zeit! Man sah kein Schiff, so oft
auch das Auge die See durchsuchte; höchstens
strich einer der schwarzen Teufel von Kriegsschiff
die Küste entlang.
Am 13. Oktober legten die feindlichen Kriegs-
schiffe vor Kribi an und beschossen die Stadt
den ganzen Vor= und Nachmittag hindurch. Ich
stand in Batanga am Strande und schaute
diesem schrecklichen Schausfpiel zu. Jeder Schuß
wurde deutlich in Batanga gehört; auch sah ich
das Feuer der Kanonen aufflammen. Das arme
Kribi!
In Batanga betraten die Feinde zuerst den
Boden des Südens von Kamerun. Es war am
Allerseelentage, als ein kleines englisches Kanonen=
boot sich langsam an Batango heranschlich.
Vorsichtig setzte es Boote aus und ohne einen
Schuß abzugeben stiegen die Engländer ans Land.
Wir zwei Patres waren die einzigen Europäer,
die da waren; Kaufleute und Soldaten hatten
sich zurückgezogen. Die Engländer vernichteten
Post und Telegraph, erkundigten sich bei den
Eingeborenen und ließen mich dann rufen. Ich
ging hinunter. Der Kommandant gab mir die
Hand und sagte: Wenn die deutschen Soldaten
zurückkommen, soll ich ihnen sagen, daß sie, die
Engländer, die Telegraphenleitungen zerstört haben
und nicht die Eingeborenen, damit denselben nichts
geschehe. Dann stiegen die Engländer wieder in
ihre Boote und das Kriegsschiff dampfte bald
darauf nach Kribi ab. Kaum waren sie in Kribi,
da krachte es auch schon, aber an Land gingen
sie dort nicht. Noch am selben Tage fuhren sie
nach Longji und nahmen dort drei Europäer
gefangen.
Am 3. Dezember kam wieder ein Kriegsschiff,
diesmal ein Franzose, nach Kribi und beschoß
die Stadt. Am anderen Tage fuhr es nach
Batanga herüber. Kaum war es hier, da fing
es auch schon an zu feuern. Die Granaten
schlugen gleich ganz nahe bei der Mission ein.
Alles rannte und flüchtete. Ich lief hinter unserer
Mission in den Busch hinein. Mehr als zwanzig
Granaten flogen über meinen Kopf hinweg. Vor
mir, links, rechts schlugen in einem fort die Gra-
naten ein. Ich war gerade in die Schußlinie
gelaufen. Am Abend schlich ich mich wieder auf
die Station. Das Schiff war weg, kein Mann
an Land. Aber welchen Anblick bot die Missions-
station! Es kann nicht anders sein, als daß die
Franzosen mit Absicht auf mein Haus geschossen
haben. Auch haben mir Schwarze erzählt, daß
das Schiff ertra sich so legte, daß sie unser Haus
treffen konnten. Es änderte nämlich während
des Bombardements zweimal seine Lage. Ein
Schuß ging durch die Treppenwange in die Schule
und hinten zum Fenster hinaus; ein zweiter durch
die Schule und die an die Schule angebaute
Medizinkammer; ein dritter Schuß durch das
Fremdenzimmer und gquer durch zwei andere
Zimmer; ein vierter durch ein anderes Zimmer
und ein fünfter quer durch die Küche, wo er
alles kurz und klein schlug. Ein sechster streifte
den Pfosten der Veranda und flog in den Busch.
Eine siebente Granate krepierte im Garten und
eine achte explodierte nahe bei der Kirche, so daß
Splitter durchs Wellblech schlugen und das Glocken=
seil entzweirissen. Welche Wirkung so ein Schuß
hatte, konnte man daran ersehen: In der Eile
der Flucht legte ich ein Bund Schlüssel im
Fremdenzimmer auf den Tisch. Diese Schlüssel