Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten. 
Der Baumwollbau und handel im Ferghana- 
gebiet 1914. 
Die Baumwollernte der Saison 1913.14 hat nach 
den Feststellungen der Verwaltung der Mittelasiatischen 
Eisenbahn im Ferghanagebiete 7 871 712 Pud Roh- 
gewicht gereinigter Baumwolle betragen. Das Börsen- 
komitee von Kokand nimmt an, daß, wenn man auf die 
Tara 2¼ v. O. oder 175 000 Pud, auf Linterbaum- 
wolle 200 000 Pud und auf die alte Baumwolle 
100 000 Pud abrechne, das Gewicht der Baumwolle 
der Saison 1913°14 7 396712 Pud ausmache. Die 
Ernte sei demnach recht groß und der Qualität nach 
gut ausgefallen. Die Aussaat der Baumwolle begann 
im Jahre 1914 schon seit Mitte März, d. h. um zwei 
Wochen früher als im Vorjahr. Die Anbaufläche 
unter Baumwolle hat in den Gebieten Andischan, Ko- 
kand, Skobelewsk und Chodshent zugenommen. Nach 
amtlichen Feststellungen hat sich die Anbaufläche unter 
Baumwolle in den einzelnen Kreisen, wie folgt, gestellt: 
  
  
der Ware wegen übermäßigen Feuchtigkeitsgehalts im 
Jahre 1913.14 kamen in der Saison 1914/15 nicht 
vor, und auch in den Ankaufsplätzen der Baumwolle 
wurden darüber keine Klagen laut. 
Als durchschnittliche Preise für Rohbaumwolle 
I. Sorte müssen 4 Rbl. bis 4 Rbl. 10 Kop., für Faser 
14 Rbl. das Pud angenommen werden; es gingen je- 
doch in der Folge die Preise stark in die Höhe und 
erreichten zu Anfang Jannar schon an Ort und Stelle 
die Höhe von 19 Rbl. 25 Rop. für das Pud. Der 
größte Teil der Baumwolle aus dem Ferghanagebiete 
(bis 5 Millionen Pud gereinigter Baumwolle) war 
zum erstgenannten Preise abgesetzt worden. 
Die Baumwollernte im Ferghanagebiet, die auf 
rund 8250 000 Pud Rohgewicht reiner Faser mit 
Linter berechnet wird, hat im Jahre 1914/15 ungefähr 
11. Millionen Pud mehr betragen als im Vorjahr und 
3¾ Millionen Pud mehr als im Jahre 1912 13 
Zieht man nun in Betracht, daß in dieser Ziffer 
die Tara der versandten Baumwolle mit ungefähr 
  
  
1908 1909 1910 1911 1912 1913 1911 
In Dessüätinen 
Andishan 53955 58 871 70 844 380 101 77 662 79 836 91. 342 
Kokand 34 985 3#6 908 12 800 16 208 43 773 17591 50 737 
Namangaun 33 941 37 005 10 435 44 500 42 141 13 470 12 750 
Skobelewist. 61 683 62 175 68 681 85 315 82 573 90 008 93 5500 
Osch 3 069 4304 5 443 9 870 9 177 99091 10 373 
187 633 199 413 228 203 265 984 255 506 270902 291 752 
Chodsihent . . . — 6 637 6571 8.007 8 347 9 320 10 0.3 
"6 187 633 206 050 234774 231991 263913 28980 222 301 825 
Schon in der zweiten Hälfte des August begann 
man an einzelnen Stellen mit der Ernte der Früh- 
saaten; die günstigen Verhältnisse für das Ausreifen 
der Baumwolle zur Zeit ihrer Haupternte (Anfang 
Okrober) änderten sich plötzlich. In der Nacht zum 
1. Oktober fiel fast im ganzen Ferghanagebiete die 
Temperatur bis auf 1 bis 5 Grad, und die auf den 
Ackern noch verbliebene Baumwolle wurde vernichtet. 
Nach dem Berichte des Börsenkomitees von Kokand 
war zu dieser Zeit noch bis 50 v. H. der Baumwoll= 
ernte auf dem Felde. Die Verluste in der Ernte wären 
sebr fühlbar gewesen, wenn nicht die verhältnismäßig 
gute Ernte doch noch eine beträchtliche Menge Baum- 
wolle geliesert hätte. Nach den Angaben der Verwal- 
ung der Mittelasiatischen Eisenbahn hat die Saison 
1911/15 im Ferghanagebiet am 15. Anpril 1915 
8 226 000 Pud Rohgewicht ungereinigter Baumwolle 
ergeben. Der Durchschnittsertrag von der Dessätine 
stellte sich nach der Berechnung des Auskunftsbureaus 
der Turkestanischen Verwaltung für Landwirtschaft und 
Reichsdomänen ungefähr auf 90 Pud Rohbaumwolle. 
In der Qualität erwies sich die Baumwolle der neuen 
Ernte als besser als im Vorjahr, ebenso auch die Er- 
träge an reiner Baumwolle. Wenn man in der Saison 
1913/14 den durchschnittlichen Faserertrag von 1 Pud 
aus 3 Pud 18 Pfund berechnen konnte, so erzielte 
man in der Saison 1914/15 schon aus 3 Pud 15 Pfund 
1 Pud reiner Faser. Hinsichtlich der verschiedenen 
Sorten war die Ernte von 1914/15 normal: auf den 
Anteil der I. Sorte entfielen 70 v. H. der Ernte, auf 
die geringere Sorte 10 v. H., auf die Zwischensorte 
15 v. H. und auf die II. und III. Sorte 5 v. H. Hin- 
sichtlich des Feuchtigkeitsgehalts muß die verflossene 
Saison als vollkommen normal bezeichnet werden. 
Die Bemängelungen in Moskau bei der Ablieferung 
  
200 000 Pud und ebenso die Baumwolle der alten 
Ernte in einer Menge von etwa 150 000 Pud enthalten 
sind, so wird das Reingewicht der Baumwolle der 
neuen Ernte 7 900 000 Pud betragen haben. Hierbei 
muß man die Menge der Linterbaumwolle auf nicht 
weniger als 350 000 Pud veranschlagen, weil ihr 
größter Teil noch von der vorhergehenden Saison 
wegen des Fehlens einer Nachfrage verblieben und 
auf die Saison 1914/15 übergegangen war. 
Demnach hat der annähernde Wert der gesamten 
Baumwollernte des Ferghauagebiets des Jahres 1914/15 
betragen: die I. Sorte 5 425 000 Pud zu 14 Rbl. = 
75 950 000 Rbl., die geringere Sorte 775 000 Pud zu 
13 Rbl. 30 Kop. = 10 307 150 Rbl., die Mittelsorte 
1 162 500 Pud zu 13 Rbl. = 15.112 500 Röbl., die II. 
und III. Sorte 387500 Pud zu 11 Rbl. = 4262 500 Rbl., 
Linter 350000 Pud zu 6 Rbl. 50 Rop. = 2275000 Rbl., 
Baumwollsamen 16 Millionen Pud zu 53 Kop. = 
8 480 000 Rbl., im ganzen also 116 387 500 Rbl. Im 
Vorjahr 1913/14 ist der Gesamtwert der Baumwoll- 
ernte im Ferghanagebiet auf 102 200 000 Rbl. geschätzt 
worden. Die erhöhte Einnahme ist zweifellos nicht 
ohne Folgen für die Bevölkerung gewesen; man muß 
annehmen, daß sich die Schuldenlast der Bevölkerung 
gegen die früheren Jahre vermindert hat. Wenn ge- 
wöhnlich die als Handgeld bewilligten Vorschüsse der 
Firmen in Höhe von 50 v. H. zurückgezahlt werden, 
so sind sie in der Saison 1914/15 bis zu zwei Dritteln, 
mit alleiniger Ausnahme im BAreise Namangan, wo 
die Baumwollernte weniger günstig verlief, zurück- 
gezahlt worden. 
(Nach der Wiestnik Finanzow vom 26. Juli- 
8. August 1915.)
	        
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