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J— ————— Teil
Essshi,
NMachrichten aus den deutschen Schutzgebieten.
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur mit Quellenangabe gestattet.)
Deutsch-Ostafrika.
Pöchstpreise in Deutsch- Ostafrika.")
Nicht nur durch die Tapferkeit seiner weißen
Bevölkerung und seiner Schutztruppe, an deren
erfolgreichem Widerstand alle englischen Eroberungs-
gelüste bisher gänzlich gescheitert sind, zeichnet
sich Deutsch-Ostafrika aus, auch seine wirtschaft-
lichen Kriegsmaßnahmen verdienen volle
Anerkennung. So sind nach dem uns vor-
liegenden „Amtlichen Anzeiger“ des mit Europäern
und Eingeborenen stark besiedelten Bezirks Moschi
vom 1. Januar 1915 folgende Höchstpreise für die
hauptsächlichsten Lebensmittel festgesetzt worden:
für das Liter Chiroko (eine Art Erbsen), Kunde
(eine Art Bohnen), Reis aus dem Paregebirge
je 15 Heller, für ein Ei 3 Heller, für ein Huhn
afrikanischer Rasse 50 Heller. Von zerlassener
Butter kosten 20 Liter 20 Rupien, das Liter
also eine Rupie. Für einen Zentner Mais darf
nicht mehr als 4,5 Rupien verlangt werden, für
20 Liter europäische Kartoffeln 1 Rupie. Zucker-
rohrzucker kostet das Pfund 28 Heller, gereinigter
Honig das Kilo 75 Heller. Der Preis für einen
Zentuer europäische Bohnen ist auf 9 Rupien,
für einen Zentner Roggenmehl auf 20 Rupien
festgesetzt.
KRamerun.
Die Arbeiterverhältnisse im Sangmelima-Gebiet““).
Von Hauptmann Gunther Tronje v. Hagen.
Wenn in Deutschland ein Unternehmen ins
Leben gerufen werden soll, so ist die erste Frage:
die Arbeiterfrage. In den Kolonien ist sie es in
noch größerem Maße. Die Forderung der Privat-
unternehmungen an die Behörden geht daher
dahin, ihnen Arbeiter zu stellen oder ihnen wenig-
stens einen Nachweis zu schaffen, wo sie ihren
Bedarf an Arbeitern decken können.
Im Süden Kameruns war es stets das
Bulu-Land und von ihm hauptsächlich das
Sangmelima-Gebiet, das in größtem Maße
dieser Arbeiternachfrage gerecht wurde. Seine
kräftige, intelligente Bevölkerung, die bisher kein
oprportfähiges Produkt im eigenen Lande besigtzt,
hatte in den Zeiten der Hochkonjunktur im Gummi-
handel oft bis drei Viertel der arbeitssähigen
Männer zum Abtransport des Gummis vom Njem
zur Küste unterwegs. Betrachtet man dabei, was
die wenigen, in der Heimat Zurückgebliebenen in
Dorfbauten, Wege= und Brückenanlagen geleistet
haben, sieht man die gewaltigen, sorgfältig ge-
pflegten Farmanlagen, so ist man sich bewußt,
daß im Sangmelima-Gebiet eine Bevölkerung vor-
handen ist, die in der wirtschaftlichen Zukunft
Südkameruns eine führende Rolle spielen wird.
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Seit nicht zu langer Zeit hat sich allgemein
die Erkenntnis Bahn gebrochen, daß das wert-
vollste Gut unserer Kolonien der Mensch ist.
Glaubte man früher in den Schutzgebieten un-
geahnte Schätze, die mit Leichtigkeit auszubeuten
wären, so weiß man jetzt, daß — bei allem
Werte unserer Kolonien — die Schätze dort denn
doch nicht auf der Straße liegen, sondern heiß
errungen sein wollen. Es waren einerseits erst
die Erzeugnisse festzustellen oder zu schaffen, deren
der Weltmarkt gerade bedurfte, anderseits waren
sie, falls schon vorhanden, zur Verschiffung zur
Küste zu bringen. Alle hieraus entspringenden
Arbeiten waren und sind noch immer nur mög-
lich mit Menschenkraft, und zwar in tropischen
Ländern fast ausschließlich mit der der einheimi-
schen Bevölkerung.
Als die verschiedenen Arbeiten: Pflanzungen,
Handelsbetriebe, Eingeborenenkulturen, Bergwerks-
unternehmungen, Straßenanlagen, Bahnbauten
usw., in Angriff genommen wurden, trat bald
das Unerwartete ein: ein großer Arbeitermangel.
*) Zu den Preisen bemerken wir, daß 1 Rupie
1,5 315 % entspricht, 15 Rupien also gleich 20 ...
15 Heller gleich 20 Pfennigen sind.
*“|) Bearbeitet im April 1911.