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Was den Diamantenabbau anbelangt, so
scheint die Regierung der Union die Wiederauf-
nahme des Betriebes verlangt zu haben unter
Wahrung der Rechte der Gesellschafter und An-
teilseigner und unter Beibehaltung der Abgaben,
die vorher dem deutschen Kolonialfiskus zukamen,
jetzt aber für die Union und die allgemeine Lan-
desverwaltung einbehalten werden.
Für das Post= und Telegraphenwesen gelten
die gleichen Bestimmungen wie in der Union.
Die von der Schutztruppe auf ihrem Rückzuge
nach dem Norden an vielen Stellen zerstörten
Eisenbahnstrecken wurden zum Teil bereits wäh-
rend des Krieges, zum Teil später wieder her-
gestellt, die gesprengten Brücken durch Behelfs-
bauten vorläufig ersetzt und die ebenfalls zer-
störten Wasserversorgungsanlagen durch Erboh-
rungsarbeiten und Aufstellung neuer Wasserbehälter
wieder instand gesetzt. Zur Zeit sollen alle Bahnen
wieder in Betrieb sein.
Schon während des Krieges hatte die Süd-
afrikanische Union, zunächst aus strategischen
Gründen, mit dem Bau einer Bahn von Prieska
in der Kapkolonie nach Upington am Oranjefluß
und von dort nach Kalkfontein in Deutsch-Süd-
westafrika, dem Endpunkt der Nord-Südbahn, be-
gonnen, der nunmehr fertiggestellt sein soll. Was
der südafrikanischen Regierung noch an rollendem
deutschen Eisenbahnmaterial in gebrauchsfähigem
Zustand in die Hände gefallen ist, ist nicht bekannt.
Ein großer Teil der Lokomotiven soll jedoch vor
der Preisgabe unbrauchbar gemacht worden sein.
Aus englischen Nachrichten hatte man seiner-
zeit den Eindruck gewonnen, als ob den süd-
afrikanischen Streitkräften bei der Besetzung Wind-
huks die dortige große drahtlose Station sozusagen
fast unbeschädigt in die Hände gefallen sei. Auch
neuerdings wieder wurde die Nachricht verbreitet,
daß, nachdem es gelungen sei die von den
Deutschen beiseite geschafften wichtigen Apparat-
teile zu ersetzen, die Station bald wieder voll
betriebsfähig sein würde. Diese Hoffnung dürfte
sich als verfehlt erweisen. Aus eigener Kunst
werden die Engländer diejenigen Teile, die seiner-
zeit entfernt und vernichtet worden sind, nicht
wieder ersetzen können. Nur durch eine voll-
kommene Neuanlage nach ihrem eigenen System,
wobei ihnen allerdings die stehengebliebenen
Türme zugute kommen werden, könnten sie sich
die Station nutzbar machen.
Auf Grund der Bestimmungen der Genufer
Konvention hat die südafrikanische Regierung die
Rücksendung des Sanitätspersonals der Schutz-
truppe nach Deutschland angeordnet. Der erste
Transport, bestehend aus 14 Sanitätsoffizieren,
2 Stabsapothekern, 1 Zivilarzt und 37 Sanitäts-
mannschaften, ist am 17. November hier ein-
getroffen. Die Ankunft eines weiteren Trans-
portes steht bevor.
r*-
V. Besitzungen in der Südsee.
1. Deutsch-Neuguinca.
A. Altes Schutzgebiet.
Aus dem Schutzgebiet sind seit der letzten
Mitteilung Nachrichten nur äußerst spärlich hierher
gelangt. Die Bemühungen, wieder einen regel-
rechten Postverkehr mit den Südseebesitzungen her-
zustellen, haben bis jetzt leider zu einem Erfolge
nicht geführt. Die englische Regierung steht vor-
läufig noch auf dem Standpunkt, daß die Deutschen
in den besetzten Schutzgebieten in postalischer Hin-
sicht nicht besser behandelt werden könnten, als
die feindlichen Untertanen in den englischen Be-
sitzungen. Sie hat indessen zugesagt, darüber
noch die Kolonialregierungen zu hören. Ob und-
zu welchem Erfolge die Verhandlungen führen
werden, läßt sich zur Zeit noch nicht sagen.
Inzwischen sind die letzten Beamten aus dem
Schutzgebiet abgereist. Soweit ihre Wahrneh-
mungen reichen, sind besondere Ereignisse, so-
namentlich erhebliche Störungen der öffentlichen
Ruhe und Sicherheit, nicht eingetreten.
B. Inselgebiet.
Auch aus dem Jnselgebiet liegen nur wenige
direkte Nachrichten seit der letzten Mitteilung
vor. So viel steht aber fest, daß die Japaner
nach wie vor die Inseln besetzt halten und nicht,
wie früher mehrfach gemeldet wurde, den Austra-
liern dort Platz gemacht haben.
Bemerkenswert ist ein unter dem 13. August
d. Is. in der Nr. 31 des „Ostasiatischen Lloyd“
erschienener Artikel: „Die Japaner in der Südseec."
Von Interesse ist hieraus namentlich folgende-
Stelle, die deshalb wörtlich wiedergegeben
werden soll:
„Augenblicklich machen die Japaner große An-
strengungen, die Eingeborenen ein jeder Beziehung
für sich zu gewinnen. So sind am 28. Juli 22 Häupt-
linge der verschiedenen Inseln in Japan angekommen.
und zwar drei von Truk, vier von Ponape, drei von
Jaluit, drei von Kusaic, drei von Saipan, drei von
Palau, zwei von Jap und einer von Angaur. Diese
Häuptlinge, alles meist einfache Naturkinder, sind in
Japan der Gegenstand aller Bewunderung, und man
bemüht sich, ihnen den Aufenthalt in Japan recht
genußreich zu gestalten. Im ganzen sind drei Wochen
für Besichtigungen usw. vorgesechen. Wenn man
dabei liest, daß die KRanaker Anutomobil fahren, der
Truk-Oäuptling im Eindecker Schauflüge mitmacht
oder die gan ze Gesellschaft amtlich von den Offi-
zieren der Marine in ihrer Messe zum Festessen ei-